Methoden der Desktop-Virtualisierung

SBC, VDI und Streaming: Die Mischung macht´s

1. März 2009, 23:56 Uhr | Rolf Kleinwächter/wg Rolf Kleinwächter ist Senior Director Infrastructure Products Portfolio bei Fujitsu Siemens Computers.

Personalisierte PC-Arbeitsplätze und mobiles Arbeiten bergen große Herausforderungen. Denn was für Mitarbeiter Flexibilität bedeutet, bringt für IT-Verantwortliche Komplexität und hohe Kosten im PC-Management mit sich. Abhilfe schafft eine Kombination verschiedener Technikkonzepte zur Desktop-Virtualisierung.

Traditionelle PC-Arbeitsplätze sind teuer. Die Gründe liegen in Betrieb und Wartung der
verteilten Desktop-Infrastruktur, den Hardwarekosten sowie dem Aufwand zum Schutz vor
Sicherheitsrisiken. Es gilt, eine Lösung zu finden, die auf der einen Seite den Administratoren ein
zentrales Management, maximale Sicherheit und effiziente Ressourceneinteilung und auf der anderen
Seite den Mitarbeitern volle Flexibilität ermöglicht.

Bei der Desktop-Virtualisierung werden personalisierte Desktops zentral für alle Anwender im
Rechenzentrum auf Servern gehostet. Die Vorteile: hohe Server-Auslastung, zentrale Wartung und
dennoch getrennte und geschützte virtuelle PCs für den einzelnen Anwender.

Mehr zum Thema:

http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/citrix_und_vmware_buhlen_um_die_virtualisierung_des_desktops:/2009002/31825705_ha_LL.html?thes=">Citrix
und VMware buhlen um die Virtualisierung des Desktops

http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/citrix_beschleunigt_client-virtualisierung_fuer_zweigstellen:/2009002/31828407_ha_LL.html?thes=">Citrix
beschleunigt Client-Virtualisierung für Zweigstellen

http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/citrix_erweitert_zusammen_mit_intel_die_xen-virtualisierung:/2009002/31809247_ha_LL.html?thes=">Citrix
erweitert zusammen mit Intel die Xen-Virtualisierung

http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/vmware_view_3_soll_desktop-virtualisierung_vorantreiben:/2009001/31767499_ha_LL.html?thes=">Vmware
View 3 soll Desktop-Virtualisierung vorantreiben

http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/wyse_will_luecke_zwischen_tcs_und_pcs_schliessen:/2008012/31746240_ha_LL.html?thes=">Wyse
will Lücke zwischen TCs und PCs schließen

http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/der_verschlungene_weg_nach_desktopia:/2008006/31540555_ha_LL.html?thes=">Der
verschlungene Weg nach Desktopia

Server-based Computing

Das bekannte Server-based Computing (SBC) stellt quasi die Vorstufe der Desktop-Virtualisierung
dar. Client-/Server-Applikationen laufen dabei nicht im eigenen lokalen Desktop, sondern auf
Application-Servern einer zentralen Terminal-Server-Farm. Die Anwenderdaten werden in der Regel
zentral gespeichert, können aber auch lokal verwaltet werden. Als Zugriffsgeräte können Thin
Clients zum Einsatz kommen, deren Funktionalität sich auf die Verwaltung von Maus, Tastatur und
Bildschirm-Updates beschränkt. Für die Kommunikation zwischen Clients und Servern sorgen spezielle
Protokolle wie RDP (Remote Desktop Protocol) von Microsoft oder ICA (Independent Computing
Architecture) von Citrix.

SBC kann die Verfügbarkeit von Desktop-Applikationen drastisch erhöhen, da
Hochverfügbarkeitskonzepte für Server-Applikationen so auch auf Desktop-Applikationen übertragbar
sind. Indem Datensicherung und Applikations-Management zentral ablaufen, lassen sich das
Sicherheits- und das Datendiebstahlrisiko minimieren. Ein weiterer Vorteil: Die Thin Clients
verfügen über eine wesentlich höhere Lebensdauer und Energieeffizienz als voll ausgestattete PCs.
Darüber hinaus reduzieren sich durch das zentrale Management die Wartungskosten und die
Vor-Ort-Einsätze von Technikern. So lassen sich in solchen SBC-Umgebungen weitaus höhere SLAs
(Service-Level-Agreements) verwirklichen als mit traditionellen Desktops.

Trotzdem hat sich SBC nicht umfassend durchgesetzt. Der Hauptgrund dafür ist die Tatsache, dass
nicht alle Programme SBC-fähig sind, Applikationen während der Nutzung mit anderen Anwendern
geteilt werden müssen und daher nicht individualisierbar sind. Der Benutzer bekommt also keinen
dedizierten, personalisierten Desktop zugewiesen, wie er ihn vom traditionellen PC-Arbeitsplatz her
gewohnt ist.

Virtual Desktop Infrastructure

Bei einer Virtual Desktop Infrastructure (VDI) müssen Benutzer ihre Desktops nicht mit anderen
Nutzern teilen. Die Clients sind komplett voneinander isoliert und können sich nicht gegenseitig
beeinflussen. Möglich wird das, indem jedem Client eine eigene virtuelle Maschine (VM) auf dem
Server zugewiesen wird. Dadurch lässt sich die Individualität der einzelnen Nutzer und deren
Arbeitsaufgaben abbilden.

Die Ressourcen des Servers lassen sich dabei im laufenden Betrieb flexibel zwischen den
virtuellen Maschinen verteilen. Der virtualisierte Desktop ist jederzeit und von überall im
Netzwerk oder via Internet-Verbindung erreichbar. Die Kombination der Konzepte aus traditionellem
Arbeitsplatz, Server-based Computing und Virtualisierung in einem Lösungsansatz hat zur Folge, dass
Restriktionen der einzelnen Konzepte entfallen, die Vorteile jedoch erhalten bleiben. Das
ermöglicht höhere Service-Levels, senkt die Risiken und reduziert die Gesamtkosten der
Arbeitsplatzinfrastruktur.

Neben der eigentlichen Virtualisierungsinfrastruktur spielt für die Bereitstellung virtueller
Desktops der Connection Broker eine Schlüsselrolle. Er sorgt für eine dynamische Verbindung der
Anwender mit einem virtuellen Desktop. Er wählt eine freie virtuelle Maschine aus einem
Maschinen-Pool und personalisiert den Desktop gemäß den Benutzerprofilen. Wenn keine virtuelle
Maschine mehr frei ist, löst der Connection Broker die Provisionierung und den Start neuer
virtueller Maschinen aus.

Applikationsvirtualisierung und -Streaming

Die Vorzüge einer Virtual Desktop Infrastructure kommen erst durch Applikationsvirtualisierung
und -Streaming richtig zur Geltung. Mit der Virtualisierung von Anwendungen entfällt der Aufwand
für umfangreiche Kompatibilitätstests vor einer Installation. Stattdessen wird ein virtuelles Paket
von miteinander verträglichen Applikationen erzeugt und zentral auf dem Server abgelegt.

Dies ist vor allem von Vorteil, wenn viele Endanwender dieselben Anwendungen nutzen, zum
Beispiel in Banken oder Call Centern. Sollen Benutzer hingegen flexibel auf unterschiedliche
Anwendungen zugreifen, bietet Applikations-Streaming zusätzliche Möglichkeiten. Vom Rechenzentrum
aus werden die Anwendungen bei Bedarf auf das jeweilige Zielsystem gestreamt, wo sie isoliert vom
Betriebssystem ablaufen. Dadurch können nicht kompatible Softwarelösungen parallel betrieben
werden.

Wird eine Applikation nicht mehr benötigt, kann sie ohne Deinstallation einfach gelöscht werden.
Dabei werden keine Einträge in einer Registry beeinflusst, was zu höher Stabilität des gesamten
Desktops beiträgt.

Applikations-Streaming schafft eine zentral verwaltete Umgebung, die auf die Bedürfnisse des
Endanwenders zugeschnitten ist. Ein Pluspunkt: Ist eine Anwendung einmal auf das Endgerät
heruntergeladen, ist sie auch offline verwendbar; sobald sie wieder online ist, gleicht die
Streaming-Lösung die Anwendung mit den definierten Einstellungen ab.

Betriebssystem-Streaming

Ein Betriebssystem pro virtuellem Arbeitsplatz verursacht eine Menge Arbeit im Rechenzentrum,
denn es muss konfiguriert, gespeichert, aktualisiert und gepflegt werden. Außerdem steigt mit jedem
weiteren Betriebssystem der Bedarf an Speicherplatz.

Beim Betriebssystem-Streaming generiert der zuständige Administrator ein Master-Image, das er im
Rechenzentrum ablegt. Bei Bedarf wird eine neue virtuelle Maschine erzeugt und das Betriebssystem
über das Netz gebootet. Nach der Personalisierung der VM gemäß Benutzerprofil kann der Anwender mit
seinem virtuellen Desktop verbunden werden.

Das Streaming des Betriebssystems birgt ein enormes Rationalisierungspotenzial: Im Idealfall
gibt es nur eine Betriebssysteminstanz, die erstellt, getestet, aktualisiert, gewartet und gepflegt
wird. Die Administration vereinfacht sich, weil keine Patches und Updates zu verteilen sind. Auch
die Skalierung ist simpel, denn die IT-Abteilung kann Infrastrukturen flexibel ausbauen, indem sie
einfach Hardware hinzufügt.

Kombination der Einzelteile

Die Ergänzung von traditionellem SBC und VDI um weitere Techniken ermöglicht den Betrieb von
Desktops in einer zentralisierten Umgebung. Praktisch ohne Ausfallzeit und besser geschützt als
physische PCs helfen virtuelle Desktops den Administratoren dabei, Unternehmensrichtlinien
durchzusetzen sowie Budget und Ressourcen zu sparen, während die Anwender keinen Unterschied zum
traditionellen Arbeitsplatz feststellen.

Eine optimale Virtual-Desktop-Umgebung wird sich aus Lösungsansätzen mehrer Anbieter
zusammensetzen, und diese werden sich auch kontinuierlich weiterentwickeln. Die richtige Mischung,
die den Anforderungen des Unternehmens gerecht wird, setzt eine umfassende Evaluation der
bestehenden Infrastruktur voraus. Erst danach gilt es, die Lösungskomponenten wie Server,
Speichersysteme, Zugangsgeräte, Virtualisierungstechniken, Betriebssysteme, Middleware,
Management-Software für virtuelle und traditionelle Arbeitsplatzumgebungen sowie Applikationen
auszuwählen, zu integrieren, zu betreiben und zu warten.

Mit dem Ziel der Reduktion von Projektzeiten und Risiken hat Fujitsu Siemens Computers eine User
Group ins Leben gerufen, um zusätzliche Ideen und Impulse aus den jeweiligen Einzelprojekten
aufzunehmen. Ziel ist die Definition eines Portfolios von Produkten, die technisch aufeinander
abgestimmt sind und zusammen eine optimale Desktop-Lösung ergeben. Das Lösungspaket wird
kontinuierlich durch neue Konzepte erweitert, sobald diese einen entsprechenden Reifegrad erreicht
haben.


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Lampertz GmbH & Co. KG

Matchmaker+