Endlich Rechtssicherheit im Unix-Linux-Streit

SCO ist pleite

16. September 2007, 22:51 Uhr |

Nur einen Monat nachdem SCO den entscheidenden Prozess um die Unix-Rechte verloren hat meldete das Unternehmen jetzt Gläubigerschutz nach Chapter 11 an. Damit ist auch das Kapitel der Linux-Klagen gegen IBM und andere Linux-Anbietern erledigt, da es keinen Kläger mehr gibt.

Am heutigen Montag muss SCO vor Gericht alle verbleibenden Finanzbestände offenbaren, damit festgelegt werden kann, wieviele Lizenzerlöse noch an Novell gezahlt werden können. Denn das jüngste Gerichtsurteil hatte SCO aufgefordert, 95 Prozent der kassierten Unix-Lizenzgebühren an Novell abzuführen, da Novell der rechtmäßige Eigentümer von Unix ist. Die meisten Unix-Gebühren gab es von Sun und Microsoft, das 17 Mio. für eine Lizenz gezahlt hatte, die es nie genutzt hat.

Microsoft wollte mit dieser spektakulären Zahlung seinerzeit öffentlich demonstrieren, dass es SCO für den rechtmäßigen Unix-Eigentümer hält. Doch schon damals blieb für SCO nicht viel von diesem Geld übrig, weil alles in die teueren Megaprozesse gegen Novell und IBM floss. Schon in der Vergangenheit konnte sich SCO die Rechtsstreitigkeiten nur deshalb leisten, weil es 20 Millionen Dollar von einer privaten Investmentfirma erhielt, von der vermutet wird, dass sie das Geld von Microsoft erhalten hat.

Und so kamen schon direkt nach dem verloren Prozess Stimmen auf, die die Zukunft der SCO-Prozesse weniger nach deren Rechtschancen, sondern nach den finanziellen Möglichkeiten des Unternehmens beurteilten. "Gegen das Urteil kann zwar noch Berufung eingelegt werden, aber es bleibt abzuwarten, ob SCOs Investoren weiterhin bereit sind, Millionen in diese aussichtslosen Verfahren zu stecken," schrieb Pamela Jones, Gründerin von Groklaw, einer Open- Source-Rechts-Website.

Doch so hilfreich die SCO-Pleite auch für die Open-Source-Gemeinde ist – noch sind nicht alle Probleme aus der Welt. Microsoft ist weiterhin die große Unbekannte in der Zukunft von Linux. So behaupten die Redmonder nach wie vor, dass Linux 235 Microsoft-Patente verletze. Zwar wurden hierfür bislang keine Beweise geliefert, aber das heißt nicht automatisch, dass es keine Ansprüche gibt. "Es soll keiner vergessen, dass Microsoft gerade in jüngster Zeit seine Ansprüche und Anstrengungen gegenüber der Linux-Gemeinde verstärkt hat," warnt Gartner-Analyst George Weiss die Linux-Freunde.

Harald Weiss/wg


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