Nur wenige Wochen nach der US-Hausmesse VMworld in San Francisco lockte VMware im Oktober 6.000 Besucher zur VMworld Europe nach Kopenhagen. Im Fokus des Anbieters standen die Konzepte IT as a Service und sichere Hybrid Clouds (also die Kombination von Public und Private Clouds). Die über 100 Aussteller widmeten sich Themen wie Management, Storage und Virtual Desktops.
VMware-Chef Paul Maritz beschrieb in seiner Keynote den Weg der IT vom Fokus auf
IT-Produktivität über die Business-Effizienz hin zu möglichst agilen Geschäftsprozessen dank "IT as
a Service". Nachdem es seit 2009 schon mehr virtualisierte als physische Server gebe, erwarte er
für 2010 über zehn Millionen virtuelle Server, die Wachstumsrate für VMs (Virtual Machines) liege
bei 28 Prozent. Den Virtualisierungs-Layer bezeichnete Maritz deshalb auch als "die neue
Infrastruktur" – und diese dränge im Zusammenspiel mit Programmierumgebungen wie dem hauseigenen
Spring-Framework oder Ruby on Rails klassische Betriebssysteme immer mehr in den Hintergrund. Der
Vorteil, so Maritz mit Blick auf Spring: "Neue Frameworks bieten Portierbarkeit über
Cloud-Infrastrukturen hinweg." So biete Spring eine offene API für die Portierung. Damit sei es
möglich, bestehende und neue Unternehmensanwendungen ebenso wie SaaS-Applikationen (Software as a
Service) aus einer hybriden Cloud zu beziehen.
Als widerspenstig erweist sich dabei die Client-Seite: Gerade als die IT gelernt habe, so
Maritz, die PCs in den Griff zu bekommen, finde man einen ganzen "Zoo" neuer, mobiler Endgeräte.
Für die Unternehmen gelte deshalb: "Wir müssen Wege finden, sie (die mobilen Devices) hereinzuholen"
, so Maritz. Daraus ergibt sich in der VMware-Strategie im Vergleich zur lokal installierten
(Windows-)Welt ein neuer Stack: eine neue Infrastruktur, eine neue Applikationsplattform und ein
neuer Endanwenderzugang.
CTO Steve Herrod erläuterte die Funktionsweise dieses "virtuellen Giganten", wie er jene
virtualisierte IT bezeichnete, die bei Maritz vor einiger Zeit noch "Software-Mainframe" hieß. Dank
Vsphere 4.1 skaliere diese auf 10.000 VMs pro Vcenter-Server, acht VM-Migrationen seien nun
gleichzeitig möglich. Die Vstorage-API erlaube die Integration von Tiered Storage, die
Vsphere-Essentials für Kleinbetriebe seien leicht installierbar und drückten die Kosten auf rund
400 Euro oder 13,50 Euro pro virtualisiertem Server.
Herrod zeigte das auf der Integrien-Übernahme beruhende, anschauliche Management-Interface für
die zentrale Steuerung auch großer virtualisierter Infrastrukturen mit Drill-down zur einzelnen VM.
Der Endanwender will seine Anwendungen aus einem App-Store beziehen, berichtete der CTO. Das
Projekt Horizon soll deshalb bis Mitte 2011 alle verfügbaren Apps geräteübergreifend in einem
Interface mit Single Sign-on zusammenführen. Für die Sicherheit will VMware mit Vshield sorgen.
In Kopenhagen neu vorgestellt wurden der Vcloud Request Manager, der mittels definierbarer
Workflows die Provisionierung virtueller Ressourcen vereinfachen soll, sowie Vcenter Capacity IQ
1.5, mit dem sich nun auch der Storage-Verbrauch in die Kapazitätsplanung einbeziehen lässt.
Mit dem Ziel, hybride Cloud-Services sicher zu nutzen, bietet VMware die Vcloud Data Center
Services und die Vfabric mit den Common Platform Services. Auf der Basis der VMware-Infrastruktur
offeriert der britische Netzbetreiber Colt Telecom Public-Cloud-Services, deren Verfügbarkeit Colt
zur VMworld Europe bekanntgab. Über die Allianz "Flexible 4 Business" mit Cisco, EMC und Orange
Business Services will VMware diese Technik im Unternehmensmarkt etablieren, der Systemintegrator
CSC wird Vfabric-basiert PaaS (Platform as a Service) anbieten.
VMwares Virtual-Desktop-Lösung View bietet in Version 4.5 Unterstützung für Windows 7, Nutzung
im Offline-Modus sowie für Mac OS X. Einen View-Client für das Ipad mit Session Roaming und
Touch-Option wird es laut Vittorio Viarengo, Vice President Product Marketing End User Computing
bei VMware, im ersten Quartal geben. Für einen Type-2-Client-Hypervisor habe VMware sich aufgrund
der höheren Flexibilität entschieden, so Viarengo, selbst wenn dieser für Hochsicherheitsszenarien
nicht geeignet sei. Einen Type-1-Hypervisor habe man aber "in der Schublade", falls VMware genug
Bedarf dafür sehe.