Software-Defined WAN macht MPLS Konkurrenz

Silver Peak: Netzbetreiber sollten Internet-Breitband-WANs ernst nehmen

6. August 2015, 8:27 Uhr | LANline/jos

Das Zeitalter der Internet-Weitverkehrsnetze (Wide Area Networks) hat begonnen. Der Grund ist laut Mike Hemes, Vice President EMEA Sales bei Silver Peak, dass heute qualitativ hochwertige, schnelle und hoch verfügbare Breitband-Verbindungen bereitstehen. Sie ermöglichen es Mitarbeitern von Unternehmen, über das Internet Geschäftsanwendungen zu nutzen. Für Unternehmen und öffentliche Einrichtungen bedeute dies, dass sie nun eine Alternative zu kostspieligen und weniger flexiblen MPLS-Netzen (Multi-Protocol Label Switching) haben.

Allerdings zeigen sich laut Hemes traditionelle Netzbetreiber zögerlich, was das neue WAN-Modell betrifft – trotz der Vorteile, die Breitband-Weitverkehrsnetze bieten: niedrigere Kosten, eine höhere Transparenz und eine bessere Performance. Der Grund sei, dass Netzbetreiber seit jeher relativ spät neue Ansätze aufgegriffen haben, die sie als – vermeintliche – Bedrohung für ihr Geschäftsmodell einstuften. Dies war beispielsweise bei WAN-Optimierungstechniken der Fall. Heute dagegen zählen laut Hemes gemanagte WAN-Optimization-Services zum Produktportfolio vieler Service-Provider.

„“Bei Internet-WANs liegt die Sache anders. In diesem Fall müssen sich Netzbetreiber schnell mit dieser neuen Technologie arrangieren, wenn sie von der Evolution der Enterprise-WANs profitieren möchten““, sagt Hemes. „“Sonst droht die Gefahr, dass sie von Mitbewerbern übertrumpft werden.““

Seit etwa zehn Jahren setzen viele Netzbetreiber bei Weitverkehrsnetzen für Unternehmenskunden auf MPLS. Diese zuverlässige, skalierbare und leistungsfähige Technik ermöglicht es, Rechenzentren und Außenstellen in ein Enterprise-WAN einzubinden. Aber MPLS-Netze waren und sind auch heute noch eine kostspielige Lösung. Deshalb suchen Unternehmen nach einer Alternative. Preisgünstige Internet-Verbindungen waren dies bislang nicht. Denn ihnen mangele es an Skalierbarkeit, Zuverlässigkeit und Sicherheit.

Neben den Kosten gebe es einen weiteren Grund, weshalb MPLS in Bedrängnis geraten ist: Immer mehr Anwendungen werden „“nach Bedarf““ über das Internet und Cloud-Rechenzentren bereitgestellt. Unternehmen – und ihre Netzwerke – könnten dadurch agiler und flexibler agieren. Diese Faktoren sind in einer Welt unverzichtbar, die durch Globalisierung und den Digitalen Wandel geprägt ist. Gleichzeitig wollen Unternehmen die Netzwerkkosten reduzieren und die Performance von Anwendungen steigern.

Heute stehe Anwendern eine Option zur Verfügung, um exakt diese Ziele zu erreichen: das Software-Defined WAN (SD-WAN). Es nutzt Internet-Verbindungen, um Nutzern auf flexible und kosteneffiziente Weise den Zugang zu Anwendungen zu ermöglichen. Diese werden beispielsweise von einem Cloud-Service-Provider bereitgestellt oder vom unternehmenseigenen Rechenzentrum, Stichwort Private Cloud. Ein solches SD-WAN ist ein virtuelles Overlay-Netzwerk. Es ersetzt eine herkömmliche MPLS-Infrastruktur durch sichere Breitband-Internet-Connections.

Ein entscheidender Punkt für Netzbetreiber sei, dass solche Internet-basierenden WANs unterschiedliche Pfade verwenden, über die Nutzer auf Anwendungen und Daten zugreifen können. Stehen mehrere solcher Übertragungswege zur Verfügung, können Unternehmen Echtzeitdaten wie Sprache oder Videos stets über die optimale Verbindung übertragen. Sie weisen laut Hemes die niedrigsten Verzögerungszeiten (Latency) und Paketverlustraten (Packet Loss Rates) auf. Sollten in einem Netzwerk Probleme auftreten, etwa wegen einer Überlast-Situation, lassen sich die Daten über eine andere Verbindung zum Ziel transportieren.

Exakt dies eröffne jedoch anderen Anbietern die Möglichkeit, selbst als „“Netzbetreiber““ aktiv zu werden. Dazu zählen Kabelnetzfirmen, Internet-Service-Provider, Systemintegratoren oder sogar Value Added Reseller (VARs). Sie könnten sich zusammentun und in Eigenregie gemanagte Internet-WAN-Services anbieten.

Für traditionelle Netzbetreiber habe dies laut Hemes möglicherweise gravierende Folgen: „“Das neue WAN-Modell wird zweifellos bei Unternehmen und Organisationen auf große Resonanz stoßen. Denn ein SD-WAN weist im Vergleich zu MPLS-Infrastrukturen deutliche Vorteile auf. Es liegt nun an den Netzwerkbetreibern, diese Chance zu nutzen. Wenn sie es nicht tun, laufen sie Gefahr, Mitbewerbern aus anderen Marktbereichen das Feld zu überlassen.““

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„Bei Internet-WANs liegt die Sache anders. In diesem Fall müssen sich Netzbetreiber schnell mit dieser neuen Technologie arrangieren, wenn sie von der Evolution der Enterprise-WANs profitieren möchten“, sagt Mike Hemes, Silver Peak.

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