Im Markt für Softwareverteilungwerkzeuge tummeln sich etliche Anbieter. So stellt man bei einem weiteren Hersteller automatisch die Frage nach den Alleinstellungsmerkmalen. Während viele darauf keine gute Antwort haben, kann Specops Deploy von Special Operations Software mit einem interessanten Ansatz überzeugen.
Der schwedischer Anbieter Special Operations Software (Specops) versucht nicht,
Softwareverteilung genauso zu lösen, wie es viele andere schon angegangen sind, und sich über
einzelne Features zu differenzieren, sondern optimiert die Softwareverteilung über
Gruppenrichtlinien. Das überrascht nicht, wenn man sich mit dem Unternehmen und seinem Angebot
insgesamt näher beschäftigt: Der Schwerpunkt des Herstellers liegt auf der Erweiterung der
Gruppenrichtlinien. Da liegt es nahe, bei Schwachstellen wie den kaum brauchbaren
Softwareverteilungsfunktionen, die es standardmäßig bei den Gruppenrichtlinien gibt,
anzusetzen.
Dass der Anbieter manches anders angeht, zeigt sich schon beim Start des Installationsprogramms
von Specops Deploy: Dieses überzeugt mit einer klaren Struktur, guten Erklärungen und sinnvollen
Tests. Es zeigt sich sofort, was fehlt und was bereits vorhanden ist. Fehlende Komponenten werden
mitgeliefert und lassen sich einfach installieren.
Entsprechend reibungslos verläuft die Ins-tallation der eigentlichen Anwendung. Da die
Voraussetzungen überprüft sind, ist die Serverkomponente ebenso wie das Client-Modul innerhalb
weniger Minuten installiert. Auf dem Client arbeitet Specops Deploy mit eigenen Erweiterungen für
die Gruppenrichtlinienverarbeitung, den so genannten CSEs (Client Side Extensions). Microsoft hat
mit den Gruppenrichtlinien dafür Schnittstellen definiert, die allerdings nur wenige
Softwareanbieter nutzen. Genau dies verdeutlicht aber wieder, wie viel Arbeit der Administrator
sich sparen kann und wie viel besser Anwendungen funkti-onieren können, wenn Softwarehersteller
konsequent die definierten Schnittstellen von Systemumgebungen nutzen.
Specops Deploy nutzt zwei Verwaltungsschnittstellen: Die eine ist das Specops Deploy Control
Center, die andere ist die Gruppenrichtlinienverwaltung (GPMC, Group Policy Management Console).
Beide lassen sich direkt aus dem Installationsassistenten heraus starten. Auch das Control Center
arbeitet konsequent mit einem auf einem Assistenten basierenden Ansatz. Dort kann der Administrator
zunächst das GPO (Group Policy Object) wählen oder erstellen.
Deployments sind bei Specops Deploy als Kombination von Packages (Softwarepaketen) und
Verteilungszielen definiert. Die Pakete sind mit einem Assistenten konfigurierbar. Die Lösung
unterstützt sowohl MSI-Dateien (Windows Installer) als auch ältere "Pakete", die beispielsweise
über eine setup.exe gestartet werden. Gleich bei der Erstellung von Packages prüft sie die
eingegebenen Parameter, um Fehler soweit wie möglich zu minimieren.
Der zweite Konfigurationsschritt besteht in der Definition von Targets, also Computer- oder
Benutzergruppen für die Verteilung von Software. Das System bietet hier viele Auswahlmöglichkeiten
für die Bildung dieser Gruppen. Benutzergruppen bildet der Administrator auf Basis von
Sicherheitsgruppen im Active Directory, manuell selektierten Benutzern, den hierarchischen
Strukturen des Active Directory, Standorten oder Betriebssystemversionen. Die Nutzung auch dieser
Funktionen ist sehr einfach.
Es überrascht kaum, dass auch die Integration mit der GPMC gut gelungen ist. Hier hat Specops
eine eigene Erweiterung entwickelt. Diese erscheint beim Aufruf des Bereichs Softwareeinstellungen.
Wer sich vorab schon mit der Konsole beschäftigt hat, findet hier die vertraute Umgebung wieder
vor, weil die beiden Verwaltungsschnittstellen letztlich identisch sind. An dieser engen
Integration könnten sich andere Softwarehersteller ein Beispiel nehmen – Specops setzt hier
definitiv Maßstäbe.
Auch die Verteilung von Softwarepaketen funktioniert unkompliziert. Durch die Verwendung der
CSEs in enger Integration mit den Gruppenrichtlinien kann Specops Pakete auch mit erhöhten
Privilegien installieren, weil die Anwendung bei der Ausführung der Gruppenrichtlinien in der
Startphase des Systems respektive der Anmeldephase des Benutzers läuft. Selbstverständlich werden
auch Windows-spezifische Funktionen wie die Bereitstellung eines Pakets im Bereich Software statt
der vollständigen Installation unterstützt. Außerdem kann der Systemverwalter steuern, wann die
Installation erfolgen soll.
Soweit wäre Specops Deploy die beste Lösung für die Softwareverteilung auf dem Markt: sauber mit
dem Betriebssystem integriert, einfach zu bedienen, durchdacht. Doch die Vorteile des Produkts
haben auch ihren Preis: Specops Deploy ist zunächst eine reine Lösung für die Softwareverteilung.
Inventarisierung, Fernwartung oder Asset-Management findet der Benutzer nicht.
Gerade das Fehlen von Inventarisierungsfunktionen bereitet ein Problem. Denn die
Auswahlkriterien für die Installation beschränken sich auf der technischen Ebene auf das
Betriebssystem. Zwar lassen sich auf der Ebene von Gruppenrichtlinien bei Windows-XP-Clients auch
noch WMI-Filter einsetzen. Diese sind aber ebenso schlecht dokumentiert wie langsam. Wer
differenziertere Steuerungsmöglichkeiten benötigt, wird mit Specops Deploy nicht glücklich. Eine
eigene Packaging-Komponente fehlt ebenfalls. Hier ist der Administrator, falls er nicht mit bereits
vorhandenen Paketen arbeitet, auf Lösungen von Drittherstellern angewiesen. Der Markt bietet aber
beispielsweise mit dem Wise-Installer von Altiris oder mit Installshield sehr leistungsfähige
Lösungen, um diese Lücke zu schließen.
Die Fokussierung auf Gruppenrichtlinien bedeutet, dass Specops Deploy ein reines Windows-Tool
ist und sich das nicht ändern wird: Weder die Server- noch die Client-Komponenten sind auf anderen
Betriebssystemen ausführbar. Außerdem zwingt der Ansatz den Systemverwalter dazu, mit
Gruppenrichtlinien zu arbeiten. Das dürfte einerseits immer noch in vielen Netzwerken eine Hürde
sein, weil die Einführung von Gruppenrichtlinien doch einen erheblichen administrativen Aufwand
verursacht. Andererseits darf man den Aufwand, der bei anderen Softwareverteilungslösungen
entsteht, ebenfalls nicht unterschätzen, da der Administraotr für diese jeweils eine eigene
Infrastruktur aufbauen muss.
Wer übrigens befürchtet, dass die enge Integration mit den Gruppenrichtlinien eine massiv
erhöhte Replikationslast zwischen Domänencontrollern hervorruft, sieht sich getäuscht: Die Lösung
legt Pakete nicht in der SYSVOL-Freigabe ab, sondern in frei definierbaren Freigaben im Netzwerk.
Eine Lastverteilung lässt sich über die Verwendung des DFS (Distributed File System) von Windows
realisieren.
Wenn man diese Punkte zusammenfasst, fällt eine pauschale Beurteilung schwer. Specops Deploy ist
nicht einfach als gute oder schlechte Software einzustufen. Im Prinzip ist es eine exzellente
Lösung, soweit sie richtig zum Einsatz kommt. Der am besten passende Einsatzbereich sind Netzwerke,
in denen die Gruppenrichtlinien bereits zur Anwendung kommen und in denen sich die Regeln für die
Softwareverteilung relativ einfach beschreiben lassen, ohne komplexe Abfragen auf das Inventar zu
erfordern – also beispielsweise Netzwerke mit weitgehend standardisierten Clients.
Hier zeigt sich allerdings auch das Dilemma des Produkts: Specops Deploy ist einerseits ideal
für kleine und mittlere Netzwerke, weil der Administrator dort am ehesten auf die Inventarisierung
und andere Funktionen verzichten kann. Auf der anderen Seite kommen dort eben oft keine
Gruppenrichtlinien zum Einsatz. Wo diese zum Einsatz kommen, sind die Infrastrukturen aber häufig
so komplex, dass sie komplexere Regeln für die Verteilung erfordern. Außerdem ist gerade dort auch
der Einsatz von Asset-Management und anderen Funktionen, die über die reine Softwareverteilung
hinausgehen, gefragt. Administratoren, die heute schon die Basisfunktionen der Gruppenrichtlinien
für die Softwareverteilung nutzen, sollten sich Specops Deploy auf jeden Fall ansehen. Denn das
kann Specops Deploy sehr viel besser. Die Lizenzstaffel für die englischsprachige Lösung beginnt
bei 29 Dollar bei einer bis zehn Lizenzen und sinken auf 6,60 Dollar bei über 2500 Lizenzen. Zum
Beispiel kosten 100 Lizenzen 1900 Dollar. Der Vertrieb in Deutschland erfolgt über Winworkers aus
Augsburg, Enterprise International aus Ismaning und UBM aus München/Unterschleißheim.
Insgesamt hinterlässt Specops Deploy einen zwiespältigen Eindruck. Das Produkt ist technisch
eine der gelungensten Lösungen im Bereich der Softwareverteilung. Ob es für diese Lösung aber einen
großen Markt gibt, bleibt abzuwarten. Denn diejenigen Unternehmen, denen die Funktionen von Specops
Deploy ausreichend erscheinen, dürften in vielen Fällen nicht die gleichen sein wie die mit der für
den Einsatz dieses Produkts erforderlichen und passenden Infrastruktur.
Info: Special Operations Software Tel. 0046/8/6110409 Web: www.specopssoft.com
www.winworkers.com www.enterprise-intl.de www.ubm-germany.de