Zur Vielzahl der Anbieter im Client-Managementmarkt zählt das Berliner Unternehmen Asdis. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Herstellern zielt Asdis nicht darauf ab, das vollständige Lifecycle- Management mit allen Facetten abzudecken. Im Vordergrund steht vielmehr die klare Ausrichtung auf die Stärken bei Softwareverteilung und Konfigurationsmanagement.
Asdis entstammt historisch dem Bankensegment, was sich an den Stärken der Lösung zeigt. Die
bekanntesten Projekte von Asdis sind im Bereich von Geld- und anderen Automaten sowie einfacherer
Systeme wie Kassen angesiedelt. Asdis reklamiert für sich, immerhin rund 25 Prozent aller
Geldautomaten zu managen. Entsprechend zielt Asdis auch mehr auf mittlere und größere Kunden mit
heterogenen Umgebungen, die eine leistungsfähige Lösung für die Softwareverteilung in bestehende
Infrastrukturen wie ESM-Frameworks (Enterprise Systems Management) oder Helpdesk-Systeme
integrieren wollen. Das ist auch gut so, denn der Aufbau einer Asdis-Infrastruktur ist nicht so
einfach wie bei vielen Produkten anderer Anbieter.
Neben der Ausrichtung auf komplexere Projekte hat der Anbieter Branchen im Blick, mit denen er
vertraut ist. Dazu zählen einerseits Banken und der Einzelhandel, aber auch der öffentliche Dienst
und andere Umgebungen mit vielen kleinen, manchmal nicht direkt erreichbaren Niederlassungen.
Hier gilt es, eine Integration der Softwareverteilung in andere Prozesse und einen hohen Grad an
Automation zu erreichen. Daher überrascht es auch nicht, dass Asdis als einer von wenigen Anbietern
eine ITIL-Zertifizierung (IT Infrastructure Library) für das Konfigurations- und Release-Management
von Software vorweisen kann. Außerdem bieten die Berliner eine breite Plattformunterstützung bis
hin zu OS/2 und außerdem die Möglichkeit, neben TCP/IP auch Protokolle wie X.25 zu nutzen.
Aus dieser Fokussierung ergibt sich automatisch, dass Asdis eben nicht alle Bereiche des
Client-Lifecycle-Managements abdeckt. Im Bereich des OS-Deployments (Verteilung von
Betriebssystemen) kommt ein Partnerwerkzeug zum Einsatz. Beim Packaging sieht sich Asdis eher als
Verteiler für unterschiedlichste bestehende Formate denn als Packaging-Spezialist. In anderen
Bereichen wie der Desktop-Migration oder bei neueren Funktionen wie dem Lizenz-, Asset- oder
Compliance-Management setzt das Berliner Haus ebenfalls auf Kooperationen.
Beim Patch-Management besteht eine In-tegration mit den WSUS (Windows Software Update Services).
Hier sagt Asdis selbst, dass man noch am Anfang der Entwicklung steht. Die Zielsetzung ist eine
Unterstützung heterogener Umgebungen. Durch die Flexibilität bei Paketformaten und Dienstleistungen
aus dem Bereich des Packagings lässt sich diese Anforderungen aber gegebenenfalls abdecken. Zudem
sind bei den Linux- und Unix-Plattformen Patches ohnehin nichts anderes als normale Softwarepakete,
die zu verteilen sind.
Entsprechend kann Asdis mit offenen Schnittstellen glänzen. Es gibt eine
C-Programmierschnittstelle (Application Programming Interface, API), die allerdings immer weniger
zum Einsatz kommt. Darüber hat Asdis inzwischen ein Java-API mit J2EE-Klassen (Java 2 Enterprise
Edition) verwirklicht. Diese nutzt auch ACM 5.0. Unter ACM 5.0 liegt die Komponente SD (Software
Distribution) als eigentlicher Server für die Softwareverteilung. Anwender können also theoretisch
auch nur auf die Softwareverteilungsfunktion zugreifen.
Neben den beiden Programmierschnittstellen gibt es einen so genannten "User Exit Handler". Über
diesen lassen sich definierte Ereignisse an eigene Applikationen des Anwenderunternehmens
übergeben. Des Weiteren existiert ein umfangreiches CLI (Command Line Interface). Dieses ist auf
Python-Basis realisiert und dem Anwender ebenfalls offengelegt. Schließlich sind mit der
Asdis-Lösung für das Reporting auch noch Lesezugriffe auf die Datenbank möglich.
Besonderen Wert hat Asdis auf eine effiziente Kommunikation zwischen den verschiedenen
Softwareverteilungsservern und hin zu den Clients gelegt.
Die Basis bildet eine eigene Implementierung eines Simple FTP mit speziellen Funktionen wie
SSL-Unterstützung, Bandbreitensteuerung und Checkpoint-/Restart-Funktionen, um bei
Übertragungsfehlern nicht alle Informationen neu übertragen zu müssen. Als Alternative lässt sich
in der umgebenden Anwendungsschicht, die als GFT (Generic File Transfer) bezeichnet wird, aber auch
jeder andere Transfermechanismus auf Projektbasis einbinden.
Bei der Funktionalität sind einige Aspekte wie ein integriertes Scheduling von definierten Jobs
und die Revisionsfähigkeit hervorzuheben. Hier macht sich wieder der Einfluss der
ITIL-Best-Practices bemerkbar, der eine Definitive Software Library (DSL) erfordert, sodass Pakete
auch bei minimalen Änderungen zu versionieren sind.
Eine Schwachstelle der Lösung ist derzeit noch der Umgang mit den Benutzern. Zwar unterscheidet
Asdis zwischen Paketen für Systeme und solchen für Benutzer. Der Import und die Zuordnung von
Benutzern sind aber noch nicht sonderlich weit gereift. Es gibt laut Asdis einzelne Kundenprojekte,
in denen die Verteilung von Software in Abhängigkeit von Benutzern gelöst ist – aber eben noch
nicht auf allgemeiner Basis.
Relativ schwach ist das Konfigurationsmanagement. Zwar sind Konfigurationsdateien übertragbar.
ACM enthält aber – abgesehen von der Versionierung der Dateien – weder ein Management von
Differenzen in Konfigurationsdateien für Unix und Linux, noch gibt es eine enge Integration mit
Windows-Gruppenrichtlinien. Letztlich ist ACM eben primär eine Lösung für die Verteilung von
Paketen an Zielsysteme, welchen Inhalt diese Pakete auch immer haben mögen.
Im Zusammenhang mit der ITIL-Zertifizierung überrascht es ein wenig, dass Asdis noch nicht mit
eigenen Workflow-Funktionen aufwarten kann. Der Schwerpunkt lag bisher auf der Versionierung und
generell auf der Integration mit übergeordneten Lösungen. Dies ist angesichts der Zielgruppe von
Asdis auch durchaus sinnvoll.
Die größte Hürde beim Einsatz von Asdis ist die Installation. Die Lösung besteht einerseits aus
den SD-Servern, die interessanterweise die Version 4.1 haben, und andererseits aus den ACM-Servern
in der Version 5.0. Für die Server wird in jedem Fall ein Java 2 SDK (Software Development Kit) ab
Version 1.4.2_08 benötigt, das nicht mitgeliefert wird, sich aber beispielsweise von java.sun.com
laden lässt. Außerdem erfordert die Lösung eine Datenbank, um dort die anfallenden Informationen
ablegen zu können. Wenn man die erforderlichen Voraussetzungen geschaffen hat, verläuft die weitere
Installation recht reibungsarm. Es wäre natürlich schön, wenn man nicht erst das SDK installieren
müsste. Da die Lösung aber in der Regel ohnehin in größeren Projekten im Zusammenspiel mit
Consultants eingerichtet wird, stellt dies kein echtes Problem dar.
Die webbasierende Benutzeroberfläche von ACM dagegen überzeugt. Die Nutzung der Funktionen ist
einfach. Der Administrator kann Pakete in verschiedenen Formaten einrichten. Ziele lassen sich
ebenso einfach verwalten. Die Zuordnung erfolgt anschließend in Form von Jobs, die wiederum
zeitgesteuert ausführbar sind. Die Bedienung der Basisfunktionen ist weitgehend intuitiv möglich,
wobei auch die Performance der Webschnittstelle durchaus gefällt.
Asdis liefert einige vordefinierte Berichte mit. Sie liegen als Datenbankabfragen vor. Da die
Berichte in XML beschrieben sind, lassen sie sich einfach anpassen. In der Praxis wird ACM aber
wohl bei typischen Anwendern ohnehin nur einen Teil der Funktionalität abdecken, weil einiges doch
automatisiert oder über andere Systeme gesteuert wird.
Im Ergebnis wartet Asdis mit einer interessanten Lösung auf, die sehr gut zum angesprochenen
Zielmarkt passt. Die Lösung von Asdis sollte sich anschauen, wer eine leistungsfähige
Softwareverteilung im Rahmen übergeordneter ESM-Frameworks oder in Verbindung mit Helpdesk-Systemen
sucht, speziellen Anpassungsbedarf hat oder sehr viele Systeme im heterogenen Umfeld sowie
Automaten bedienen muss. Wer dagegen eher die Komplettlösung für das Client-Management im
KMU-Umfeld sucht, ist nicht der richtige Adressat für Asdis‘ Lösung.
In Unternehmen, in denen Asdis seine Stärken ausspielen kann, ist eine vollständige
Lifecycle-Funktionalität oft nicht so stark gefragt, sodass hier auch die Lücken im Portfolio zu
verschmerzen sind – auch wenn einige zusätzliche Funktionen wie ein umfassenderes Patch-Management,
Workflows oder auch Shops (Selbstbedienungsfunktionen) sicher wünschenswert wären.
Info: Asdis Tel.: 030/20631-0 Web: www.asdis.de