IT-Berater müssen immer mehr Geschäftsprozesswissen aufbauen, um zukünftig erfolgreich SOA bei Kunden verkaufen zu können. So lautet das Ergebnis der IDC-Studie "SOA in Deutschland 2007: Beratungskompetenz als Erfolgsfaktor". Eine Befragung unter 228 deutschen Unternehmen hat ergeben, dass Kosteneinsparungen nicht immer die Hauptmotivation für Anwenderunternehmen sind, auf eine serviceorientierte Architektur (SOA) zu setzen. Zwar kann ein Großteil der Kosten für die Integration der unterschiedlichen Applikationen entfallen, doch der Nutzen, den eine erhöhte Agilität der IT verspricht, steht im Vordergrund bei SOA-Entscheidungen.
"Um diesen Nutzen darstellen zu können, sollten IT-Dienstleistungsanbieter in branchenspezifische Referenzmodelle investieren und standardmäßig Composite Applications für spezifische geschäftliche Herausforderungen und Branchen anbieten", fasst Frank Naujoks, Research Manager Software bei IDC, die Auswirkungen von SOA auf das Geschäft von IT-Dienstleistern zusammen. Die Forscher gehen davon aus, dass die technische Integration zunehmend standardisiert wird. "IT-Dienstleister müssen sich auf die Erstellung von Composite Applications konzentrieren und sich selbst in Richtung eines Business-Integrators entwickeln", ist Naujoks überzeugt. Denn nur so werde es möglich sein, teurere Projekte wie das Design, Assemblieren und Testen von Composite Applications und die Entwicklung branchenspezifischer Lösungen zu verkaufen.
Es sei zu erwarten, dass SOA sich mittelfristig über alle Branchen ausbreite und verstärkt in den Bereich der kleinen und mittelständischen Unternehmen vordringe. Allerdings verbreitet sich SOA nicht so schnell in den Unternehmen, wie es die meisten IT-Anbieter anfangs erhofft hatten. "Bis vor kurzem haben die Anwender auf die Angebote der Anbieter mit Skepsis und Zweifel reagiert", sagt Naujoks.
Die Einführung einer SOA erfolgt üblicherweise in mehreren Phasen. Entsprechend sehen Anwender SOA-Implementierungen als mehrjährige Projekte an. Am Anfang steht üblicherweise ein Proof-of-Concept-Projekt, beispielsweise die Einführung von SOA bei einer ausgewählten Anwendung, um dann bei Erfolg SOA abteilungs- und unternehmensweit einzuführen.
Zurzeit finden sich Implementierungen der unterschiedlichsten Reifegrade in den Unternehmen. "Während sich viele Unternehmen noch in der Planungs- und Evaluierungsphase befinden, sind andere Unternehmen mit ihren Projekten schon viel weiter und haben in einigen wenigen Fällen schon eine SOA-Plattform unternehmensweit eingeführt", gibt Naujoks die Umfrageergebnisse wieder. Eine kleine Minderheit von überwiegend großen Unternehmen hat in ihre SOA-Initiative schon Partner, Lieferanten oder Kunden einbezogen. Für die Mehrheit der Unternehmen erwartet IDC diesen Schritt frühestens 2008, wahrscheinlich erst 2009.
Mit zunehmender Marktreife wird sich die aktuell sehr technikzentrische Sichtweise in einen mehr prozesszentrischen Ansatz verändern. Laut Naujoks kann diese Veränderung für eine Vielzahl von IT-Dienstleistern eine große Herausforderung bedeuten. Insbesondere techniklastige IT-Dienstleister müssen ihre Positionierung überdenken und die Geschäftsprozesse in den Mittelpunkt ihres Portfolios stellen, um weiter erfolgreich am Markt bestehen zu können.
Auffällig ist, dass sich die Dienstleister augenscheinlich immer noch schwer tun, das Thema SOA verständlich und nachvollziehbar zu kommunizieren. Zum Teil ist eine zusammenhängende Darstellung des Themas bei den IT-Dienstleistern nicht auf Anhieb zu erkennen. Das Thema SOA wird in Teilbereichen beziehungsweise als Unterpunkt des Themas Integration angesprochen. "Obwohl die Dienstleistungen einiger Anbieter stark darauf ausgerichtet sind, IT-Infrastruktur- und Support-Kosten zu senken, sollte vielmehr die Kompetenz im Hinblick auf die erforderliche Umgestaltung der Geschäftsprozesse beziehungsweise die Vorgehensweise zur Identifizierung der erforderlichen organisatorischen Veränderungen durch SOA im Mittepunkt stehen", rät Naujoks den IT-Dienstleistern. Denn anders werde es schwer, künftig als Dienstleister am Markt bestehen zu können, denn die Nachfrage der Kunden nach Geschäftsprozessberatung im Rahmen eines SOA-Projekts werde zunehmen.
SOA basierende Dienstleistungen, insbesondere auf den Gebieten Systemintegration und Consulting, werden zunehmend attraktiv für Serviceanbieter. Weltweit schätzt IDC den Markt für externe SOA-Dienstleistungen auf etwas mehr als 6,3 Milliarden Dollar im Jahr 2006. Dieser Wert soll sich bis 2010 auf 32,7 Milliarden Dollar verfünffachen.
LANline/jos