Die Endgeräte aus dem Hause Ncomputing sehen auf den ersten Blick aus wie gewöhnliche Thin Clients. Doch dieser erste Eindruck täuscht: Im Zusammenspiel mit der Vspace-Desktop-Virtualization-Software ergibt sich aus dem Gespann eine sehr interessante Alternative, um Standard-PCs, Server oder VMs wie Terminal-Server zu betreiben.
Die Endgeräte aus dem Hause Ncomputing sehen auf den ersten Blick aus wie gewöhnliche Thin Clients. Doch dieser erste Eindruck täuscht: Im Zusammenspiel mit der Vspace-Desktop-Virtualization-Software ergibt sich aus dem Gespann eine sehr interessante Alternative, um Standard-PCs, Server oder VMs wie Terminal-Server zu betreiben.
Die effektive und kostengünstige Bereitstellung von Arbeitsumgebungen ist nicht erst seitdem die Abkürzung „“VDI““ (Virtual Desktop Infrastructure) durch alle IT-Medien geistert ein Dauerthema bei IT-Profis und Administratoren. Die Terminal-Server-Technik, bei der möglichst viele Arbeitsstationen einen Computer gleichzeitig nutzen, ist bereits seit Jahrzehnten der beliebteste Ansatz, um das Ziel „“gut und günstig““ durch Zentralisierung zu erreichen. Gewöhnlich verwenden Unternehmen Microsofts Terminal-Server (heute Remote Desktop Services) oder die Lösungen von Citrix, um Windows-Desktops im Unternehmen bereitzustellen. VDI-Konzepte wie Citrix Xendesktop, VMware View oder Kaviza VDI-in-a-Box kommen erst seit Kurzem zum Einsatz.
Einen etwas anderen Weg beschreitet das kalifornische Unternehmen Ncomputing. Mit der Software „“Vspace Desktop Virtualization““ wird selbst ein Standard-Windows-XP-PC zu einem Terminal-Server für bis zu zehn synchrone Sitzungen. An Einsatzgebieten mangelt es der Software nicht: Diese reichen vom Schulungsraum, Kioskbetrieb, Info- oder Anzeigeterminal über Internet-Cafés bis hin zum klassischen PC-Ersatz im Büro.
Passende Client-Zugriffsgeräte bietet ausschließlich der Hersteller selbst an. Die Clients sind in unterschiedlichen Ausprägungen erhältlich: L-Serie (Ethernet), U-Serie (USB), X-Serie (PCI-Karte). Sie verwenden nicht die üblichen Protokolle wie ICA oder RDP, sondern setzten auf dem Ncomputing-Protokoll UXP (User Extension Protocol) auf. UXP überträgt alle Bildschirm-, Ton- und Schnittstelleninformationen über Standard-Ethernet-Verbindungen. Eine separate Verkabelung ist nicht erforderlich.
Ncomputing bietet nur wenigen Zentimeter großen Client-Systeme der L-Serie in drei unterschiedliche Ausbaustufen an: L130, L230 und L300. Allen ist gemein, dass sie keine beweglichen Bauteile wie Lüfter enthalten, über ein externes Netzteil mit Strom versorgt werden und der Monitor über den traditionellen analogen 15-Port-VGA-Stecker zu verbinden ist. Die maximal unterstützte Farbtiefe ist beim L130 auf 16 Bit limitiert, die anderen Geräte arbeiten bis 24 Bit. Die Standard-Bildschirmauflösung liegt bei 1280×1024 Pixeln, der L300 erreicht 1920×1080 Pixel. Während alle Geräte über den Standard-3,5mm-Sound-Anschluss verfügen, so sind nur die größeren Varianten mit einem Mikrofonanschluss ausgestattet. Die Geräte L130 und L230 verwenden PS/2-Anschlüsse für Maus und Tastatur, das größere Schwestermodell L300 verbindet die Eingabegeräte über USB 1.1. Der Stromverbrauch liegt laut Herstellerangaben bei rund fünf Watt pro Gerät, sofern keine externen USB-Geräte angeschlossen sind.
Der hier getestete L300 bietet eine Besonderheit: Multimedia-Inhalte wie in Web-Seiten integrierte Videos oder bildschirmfüllende Filme werden in der Sitzung mit voller Geschwindigkeit dargestellt. Üblicherweise ist erst ein Windows Server 2008 R2 Remote-Desktop-Service dazu in der Lage, Videodaten ruckelfrei über RDP auf einem Windows-7-Client darzustellen. Bei Ncomputing sorgt ein spezieller Chip dafür: das Numo System-on-a-Chip (SOC). Das Geheimnis hinter dieser Beschleunigung ist das Zusammenspiel der Vspace-Software auf dem Host mit dem Chip im Zugriffsgerät. Videoinhalte wie .avi oder .wmv-Dateien transkodiert die Vspace-Engine und schickt diese als komprimierten Stream direkt an das Zugriffsgerät. Das L300-Gerät entschlüsselt die komprimierten Daten aus dem UXP-Protokoll und stellt sie in der vom Benutzer oder Programm geforderten Größe dar.
Die Hardwarevoraussetzungen auf der Host-Seite hängen stark vom geplanten Einsatzfeld ab. Um zirka acht bis zehn L300-Geräte mit Standard-Büroprogrammen zu versorgen, empfiehlt der Hersteller eine aktuelle Core2-Maschine mit 3 GByte Hauptspeicher. Um Multimedia-Inhalte auf derselben Anzahl von Clients darzustellen, ist bereits die Leistungsklasse einer Core-i7-Maschine erforderlich. Vspace funktioniert auch auf virtualisierten PC- und Serversystemen, sofern die Rechenleistung entsprechend dimensioniert ist.
Zurzeit unterstützt die Software lediglich die 32-Bit-Varianten von Windows XP, Vista und Windows Server 2003. Hingegen arbeiten Windows Server 2008 R2 und Windows 7 sowohl in der x86- als auch x64-Variante derzeit nur mit einer Betaversion der Vspace-Software zusammen. Die Betaversion eignet sich ebenfalls für den Microsoft Multipoint Server, einer speziellen Variante für das Schulumfeld auf Basis von Windows Server 2008 R2. Bis zum Erscheinen des Beitrags dürfte die offizielle Unterstützung vorliegen. Die Unterstützung von Linux beschränkt sich auf Ubuntu 8.10 für L130 und L230 sowie Ubuntu 8.04 LTS für die Geräte X350 und X550.
Der Aufbau einer Testumgebung ist in weniger als 30 Minuten erledigt. Auf einem Computer mit Windows XP oder höher installiert der Systemverwalter die Vspace-Software und trägt die gewünschten Benutzer in die Gruppe „“Remotedesktopbenutzer““ ein. Dann muss er Vspace über das Web-Interface registrieren, da sonst keine Verbindung mit dem Zugriffsgerät möglich ist, und Maus, Tastatur, Monitor sowie Netzwerkkabel an das Zugriffsgerät anschließen. Ist ein DHCP-Server im Netzwerk vorhanden, so sind keine weiteren Konfigurationsschritte erforderlich. Das Zugriffsgerät L300 benötigt zirka eine Minute, bis es einsatzbereit ist, es findet die Vspace-Installationen im Netzwerk automatisch. Ein Doppelklick auf den Computernamen der Vspace-Installation und schon ist der Anmeldebildschirm von Windows nutzbar.
In der Testumgebung mit einem Windows-XP-Computer und einem Windows Server 2003 als Hosts arbeitete die Vspace-Software problemlos. Zudem betrachteten wir die aktuelle Betaversion mit einem Windows Server 2008 R2 in der 64-Bit-Ausprägung. Im Zusammenspiel mit einer unter Microsoft Hyper-V virtualisierten Maschine kam es bei der Betaversion zum „“schwarzen Schirm““ – es wurde kein Bild dargestellt. Auf einem physischen Host mit Windows Server 2008 R2 arbeitete die Lösung hingegen einwandfrei.
Die Darstellung von Multimedia-Inhalten mit dem L300-Client erwies sich, wie vom Hersteller angekündigt, in einem Fast-Ethernet-Netzwerk als „“absolut ruckelfrei““. Die Netzwerkauslastung liegt bei der Darstellung eines Films bei zirka zwei Prozent. Wird die Netzwerkanbindung auf die Geschwindigkeit 10 MBit/s reduziert, so kommt es zu Aussetzern beim Video. Die Bedienung von Office-Programmen ist selbst dann noch problemlos möglich.
Die Systemauslastung auf dem Host verhielt sich augenscheinlich adäquat zur gebotenen Leistung. Etwas gewöhnungsbedürftig für den Administrator, der eine Vspace-Umgebung betreut, sind die kleinen Unterschiede im Vergleich zum Standard-Windows. Üblicherweise zeigt der Windows-Task-Manager im Register „“Benutzer““ alle derzeit mit dem PC oder Server verbundenen Sitzungen. Benutzer, die sich über Vspace angemeldet haben, werden hier aber nicht aufgelistet: Nur über die Vspace-Konsole findet der Administrator die aktiven Benutzer-Sessions. Der Task-Manager listet die Programme und Prozesse der über Vspace aufgeschalteten Anwender jedoch wie gewohnt auf.
So sehr die schnelle Bereitstellung auch beeindruckt, Administratoren benötigen in ihren Umgebungen differenzierte Einstellungen und Berechtigungen. Die Software liefert über die MMC-Konsole „“Network UTMA/UTSA““ hier ausreichend Einstellungsmöglichkeiten, um unterschiedliche Szenarien abzubilden. Die MMC-Konsole bietet aber leider nicht den üblichen Befehl „“mit anderem Server verbinden““ im Menü „“Aktion““, um die Konfiguration eines anderen Hosts zu bearbeiten. Die Parametrierung der Zugriffsgeräte ist jedoch glücklicherweise von jeder Konsole zentral möglich, was die Verteilung beispielsweise von Firmware-Updates deutlich vereinfacht.
Das Menü der Konsole besteht aus lediglich fünf Menüpunkten, von denen einer auf die lokalen Windows-/Benutzer-Einstellungen des Host-Systems verweist. Über die „“Allgemeinen Einstellungen““ legt der Administrator beispielsweise fest, ob das Hintergrundbild von Windows angezeigt wird, welche Standardkompression für JPEG in der Sitzung verwendet wird, oder wie viele gleichzeitige Sitzungen auf einen PC oder Server zulässig sind. USB-Geräte können, sofern dies aktiviert ist, über das Zugriffsgerät direkt in die Sitzung weitergeleitet werden.
Im Menüpunkt „“Sitzungen““ zeigt die Software alle aktuellen Benutzer-Sessions auf dem PC oder Server an. Wie von der Microsoft-Terminal-Server-Verwaltung bekannt, ist es dem IT-Mitarbeiter möglich, einem Anwender über das „“Spiegeln““ des Desktops bei Problemen zu helfen und Kurzmeldungen in die Sitzungen zu senden. Besonders für den Kioskbetrieb äußerst hilfreich ist die Funktion der automatischen Anmeldung. Schließt ein Anwender die Sitzung über „“Herunterfahren – Abmelden““, so baut das Zugriffsgerät bei dieser Einstellung sofort eine neue Sitzung auf. Unterschiedliche Konfigurationen werden in Gruppen organisiert, denen Geräte und Hosts zugeordnet werden.
Die Desktop-Bereitstellung mit Ncomputings Vspace-Software beeindruckt und birgt die Chance, Kosten ebenso zu reduzieren wie die Anforderungen an die technische Umgebung. Haupteinsatzgebiet der Lösung ist nach Aussagen des Herstellers der Betrieb im Schul- und Ausbildungsumfeld.
Das Lizenzrecht von Microsoft schmälert die Einsatzszenarien jedoch, wie ein Blick in die Lizenzbedingungen zeigt: „“Sie können die Software Vspace mit der Windows-Client-Software (also Windows Vista, Windows 7) nur verwenden, wenn ein einzelner Benutzer und kein weiterer Benutzer gleichzeitig auf die gleiche Windows Client-Software zugreift…““. Somit ist die Lösung faktisch auf die Zusammenarbeit mit aktuellen Server-Betriebssystemversionen im Windows-Umfeld festgelegt. Um diese lizenzrechtlich unbedenklich einzubinden, sind Windows- und Remote-Desktop-Service-CAL (Client Access License) erforderlich. Doch Microsofts RDS-CALs schlagen mit einem Standardpreis von 449 Euro für fünf Lizenzen zu Buche. Da allerdings laut Ncomputing 90 Prozent seiner Kunden aus dem Schulumfeld stammen, können diese Anwender Volumenverträge nutzen. Vspace von Ncomputing ist damit eine spezielle Terminal-Server-Variante mit einem für das Windows- Umfeld recht günstigen Preis. Das L130-Zugriffsgerät kostet gemäß aktueller Preisliste 134 Euro, das leistungsstärkere L300 259 Euro. Die Vspace-Software ist inbegriffen.
Info: Ncomputing Europe
Tel.: 0044/ 1753/725574
Web: www.ncomputing.com