Auf der CeBIT 2006 hat der israelische Hersteller Chip PC seine aktuellen Thin Clients (TCs) und die zugehörige Verwaltungslösung vorgestellt. Vor allem die Premiere des "Jack PC", eines Kompakt-TCs im Format einer Ethernet-Steckdose, erregte Aufsehen - ein guter Grund, sich näher mit den Geräten und der Managementlösung "Xcalibur Global" zu befassen.
Chip PC hat seinen Hauptsitz mit eigener Hard- und Softwareentwicklung in Israel und
internationale Niederlassungen in UK, USA und Deutschland. Der Fokus liegt auf
Server-based-Computing-(SBC-)Lösungen. Hier zu Lande erfolgt der Vertrieb über die deutsche
Niederlassung sowie autorisierte Distributoren und Reseller. Für den Anwender-Support bietet die
englischsprachige Herstellerwebsite Dokumentationen, Trainingskurse und eine Knowledge Base. Über
diese Site wickelt der Hersteller auch deutschsprachige technische Rückfragen ab.
Für den LANline-Test hat uns Chip PC einen Extreme PC EX5450 (die TCs der Israelis tragen immer
ein "PC" im Namen), einen Jack PC EFI6900 und die Managementsoftware Xcalibur Global in der
aktuellen Version 1.1 zur Verfügung gestellt. Die Testumgebung bestand aus einem Microsoft Windows
2003 SBS (Small Business Server) Premium, einem Windows 2003 Server R2, einem Windows 2003
Terminalserver, einem Netgear FS726TP Smart Switch mit PoE (Power over Ethernet) und einer
VPN-Verbindung zu zwei Filialen.
Der Jack PC ist ein Thin Client im Format einer Ethernet-Anschlussdose. In ihm arbeitet ein AMD
Au 1550 RISC-Prozessor mit 333 oder 500 MHz. Vier USB-Ports, Audio in/out und 5V- und
Bildschirmanschluss sind auf der Frontseite untergebracht. Das Highend-Modell EFI6900 mit
DVI-Ausgang bietet eine Auflösung von 1600 mal 1200 Pixel und unterstützt Dual-Screen. Alle Modelle
können ihren Strom auch über PoE beziehen, der Verbrauch beträgt laut Hersteller maximal fünf Watt.
Chip PC bietet die Geräte je nach Ausstattung für 299 bis 499 Euro an.
Beim Extreme PC handelt es sich ebenfalls um einen TC im Kompaktformat: Er ist nicht größer als
zwei Zigarettenschachteln längs nebeneinander gelegt. In ihm verrichtet ein AMD RISC-Prozessor mit
333 oder 400 MHz seinen Dienst. Je nach Ausstattung verfügt das lüfterlose Gerät über Ethernet
10/100, zwei bis drei USB-Ports, Audio in/out, einen analogen Bildschirmanschluss mit 1280 mal 1024
Pixel, einen Smart-Card-Reader und WLAN- oder LWL-Anschluss. Die Preise liegen zwischen 249 und 449
Euro. Die Chip-PC-Geräte ermöglichen den Zugriff auf Citrix Metaframe (über ICA), Microsoft
Terminalserver (via RDP) und per Terminalemulation auf IBM Iseries (AS/400) und Mainframes.
Jack PC wie Extreme PC sind mit Windows CE Dotnet mit 4.2-Kernel, aber 5.0-Anmutung
ausgestattet. Denn Chip PC nutzt lediglich den Kernel von Microsoft, sämtliche Zusatzkomponenten
sind proprietär. So dient ein zusätzlicher Digital Signature Layer erhöhter Sicherheit. Zudem gibt
es Plug-ins, modulare Software Add-ons, die sich den TCs nach Bedarf hinzufügen lassen: Internet
Explorer, RDP-, ICA-, VNC- und Printing-Clients oder auch kundenspezifische Lösungen. Alle
enthalten eine digitale Signatur. Nur sie sind auf den Thin Clients lauffähig – Fremdprogramme
bleiben außen vor. Das Betriebssystem und sämtliche Plug-ins sind via Xcalibur Global vollständig
aus der Ferne verwaltbar. Dies umfasst, wie der Test zeigte, auch die nachträgliche Installation
von Plug-ins. Die Oberfläche eines Chip-PC-Thin-Clients ähnelt dem Windows-XP-Desktop. Dies
erleichtert Anwendern den Umstieg von PCs auf TCs.
Xcalibur Global 1.1 arbeitet Policy-basiert und bietet dem Administrator ein MMC-Interface
(Microsoft Management Console) für die umfassende TC-Fernverwaltung: Jede Konfiguration oder
Aktion, die sich lokal am Thin Client vornehmen lässt, ist mit Xcalibur auch remote zu erledigen.
Xcalibur Global ist in das Active Directory (AD) integrierbar. Dies erlaubt ein einfaches und
vielen Windows-Administratoren vertrautes TC-Management.
Die Installations-CD enthält neben der Anwendung auch eine verständliche, allerdings englische
Dokumentation. Der 19-seitige Installations-Guide enthält alle notwendigen Angaben für eine
Standardinstallation. Damit benötigten wir knapp 20 Minuten für die fehlerfreie Testinstallation.
Das Programm besteht aus den drei Komponenten Datenbankserver, Frontend-Server und
Managementkonsole. Diese lassen sich auf einem einzelnen oder auf verschiedenen Servern
installieren. Der erste Versuch, die Software auf dem Windows 2003 SBS zu installieren, scheiterte
aber: Der Hersteller lässt dies auf Domain-Controllern nicht zu – was der Installations-Guide
verschwieg.
Der Datenbankserver erfordert Microsoft Windows 2000/XP/2003 und Unterstützung für Microsoft SQL
Server 2000 oder die MSDE mit aktuellem Service-Pack. Der Administrator muss mit zirka 500 MByte
erforderlichem Festplattenplatz rechnen. Chip PC gibt das Datenbankwachstum mit 150 KByte pro TC
an. Mit MSDE liegt die Limitation daher bei 250 Geräten. Microsoft Windows XP Professional oder
Windows Server 2003 mit aktuellem Service-Pack dienten als Basis für den Frontend-Server und die
Managementkonsole. Der Frontend-Server benötigt 500, die Konsole 50 MByte Plattenplatz. Alle drei
Komponenten sollten im gleichen lokalen Netzwerk stehen.
Als ersten Schritt legten wir im AD auf dem SBS eine Xcalibur-Admin-Gruppe an. Sie benötigt die
Rechte zum Erstellen/Löschen von Computerobjekten sowie die Möglichkeit, Gruppenrichtlinien (Group
Policies) zu lesen und zu schreiben. Es folgt das Anlegen eines Xcalibur-Service-Users für den
Frontend-Server und den Zugriff auf die Datenbank. Die Benutzerauthentifizierung erfordert
abschließend einen Default User. Wir installierten alle Komponenten auf einem Windows Server 2003
R2; lediglich der SQL-Server lag auf dem SBS 2003. Direkt von der CD starteten wir im zweiten
Schritt die Installation des Datenbankservers. Ein Assistent führte durch alle Abfragen. So war in
wenigen Minuten die Datenbank eingerichtet und der Server mit ihr verbunden. Auch der
Frontend-Server und die Managementkonsole sind schnell installiert und eingerichtet. Alle Schritte
waren gut beschrieben.
Die anschließende Einrichtung von Xcalibur Global führten wir mit dem Support von Chip PC im
Rahmen eines Onlineseminars via Netviewer durch – ein Vorgehen, das der Hersteller für jede
Neuinstallation vorsieht. Nach der Installation der per Mail zugesandten Lizenzen für Server und
Plug-ins erklärte der Support-Mitarbeiter die Funktionsweise des Programms einschließlich
Client-Erfassung, Erstellung von Policies für die Softwareverteilung sowie Rechtevergabe für
Benutzer und Geräte.
Ein Administrator, dem die Arbeit mit dem Active Directory bekannt ist, kommt sehr schnell mit
dem Programm klar. Xcalibur zeigt sowohl die logische Organisationsstruktur des AD als auch das
physische Layout der Xcalibur-Farm. Beide Sichten werden im MMC-Snap-in dargestellt, Xcalibur ist
aber nicht Bestandteil des AD-Schemas. Der Administrator muss also keine Änderung am AD
durchführen: Xcalibur nutzt lediglich die im Active Directory festgelegten Rechte und Einstellungen
für seine eigene Managementdatenbank. Dies setzt natürlich voraus, dass der Administrator im AD
bereits die Benutzer, Geräte und Organisationseinheiten (OUs) erstellt und konfiguriert hat.
Wir spielten verschiedene Administrationsszenarien durch. Dabei haben wir die Geräte mit
Plug-ins versehen, in verschiedene OUs verschoben sowie Benutzer- und Geräteberechtigungen
variiert. Die Änderungen waren durch die modularen TC-Images sehr schnell verteilt. Ein "
Verkonfigurieren" des Flash-Speichers war praktisch nicht möglich. Löblich ist, dass der Hersteller
zusätzlich eine Recovery-Option implementiert hat. So lässt sich ein Gerät immer in den
Grundzustand bringen.
Durch die Möglichkeit, auch TCs in anderen Netzsegmenten zu erfassen, verwalteten wir via VPN
Geräte in einer Filiale. Selbst ein Client, der in einem Home Office direkt über PPPoE mit der
Zentrale verbunden war, ließ sich problemlos erfassen und bedienen. Support-Anfragen des entfernt
arbeitenden Mitarbeiters waren über VNC direkt aus der MMC zu bearbeiten. Eine Schlussbesprechung
mit dem Support-Mitarbeiter von Chip PC – ebenfalls Teil der Installationsbegleitung – beantwortete
noch offene Fragen.
Laut Chip PC ist Xcalibur Global beliebig skalierbar und somit auch für größere Umgebungen
geeignet. Die Lizenzierung erfolgt nach Gerät, die Kosten betragen 59 Euro pro TC. Hinzu kommen 66
Euro für den Domain Authenticator. Die erste Serverlizenz ist kostenfrei, jeder weitere Server
kostet 500 Euro beziehungsweise 100 Euro für den Domain Authenticator.
Mit der Kombination aus handlichen Endgeräten und MMC-basierter Managementlösung kann Chip PC
eine interessante SBC-Lösung vorweisen. Sie überzeugt durch einfache Bedienung, AD-Anbindung,
Sicherheitsfunktionen und hohe Performance. Wie mit den meisten TC-Managementlösungen sind auch mit
Xcalibur Global leider nur herstellereigene Thin Clients verwaltbar.
Info: Chip PC Tel: 0201/1850990 Web: www.chippc.de