TV-Frequenzen: Streit vor der Versteigerung war heftiger als die Auktion selbst
In den USA hat die Versteigerung der analogen TV-Frequenzen begonnen. Doch die gegenwärtige Konjunkturlage sowie viele Auflagen haben zu einem schleppenden Start geführt, der weit unter den Hoffnungen der Regierung liegt.
Die hohen Erwartungen an die Versteigerung der US-Fernsehfrequenzen werden sich zumindest vorerst nicht erfüllen. Das reicht von den geringen Angeboten bis hin zu dem, was die Bieter damit vorhaben. Ein Erdrutsch im Bereich Mobilkommunikation zeichnet sich jedenfalls derzeit noch nicht ab.
Nur 3,7 Milliarden Dollar wurden am zweiten Tag insgesamt für die fünf Blöcke der amerikanischen Frequenzband-Auktion geboten – das ist weitaus weniger als die zehn Milliarden, die sich die US-Regierung davon erhofft. Ganz katastrophal sieht es im Block D aus, dessen Frequenzen sich der Ersteigerer mit öffentlichen Sicherheitskräften teilen muss. Hier liegt seit dem ersten Tag nur ein einziges Angebot über 472 Millionen Dollar vor. Das ist noch weit entfernt von 1,3 Milliarden Dollar die die Kommunikationsbehörde FCC hierfür haben will.
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Google will Telekommunikations-Oligopol der USA aufbrechen
Versteigert werden insgesamt fünf Blöcke im 700-Megahertz-Bereich. Diese Signale sollen eine neue Ära in der Mobil-Kommunikation auslösen, da sie sehr weit reichen und leichter durch Mauern und andere Hindernisse dringen können.
Obwohl die gebotenen Beträge im Gegensatz zu früheren Versteigerungen sehr gering sind, ist die Zahl der Bieter diesmal größer. Neben den beiden größten Mobilfunkbetreibern A&T und Verizon ist auch erstmals der Satelliten-TV-Provider Echostar, die Kabel-TV-Gesellschaft Cablevision sowie Google mit dabei.
Neben dem Block D gehören dazu die Blöcke A und B, bei denen es sich um eine Ansammlung von nicht landesweiten sondern nur regionalen Frequenzbändern handelt. Folglich eignen sie sich nicht für den Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur, sondern werden vermutlich nur zur Abdeckung von regionalen Engpässen genutzt werden.
Der Block C ist derjenige, der bislang am heißesten diskutiert wurde, denn bei diesem Block besteht die Auflage, dass der Erwerber dieses Spektrum für alle Geräte und Fremdsoftware öffnen muss. Google hatte eine solche Forderung gestellt, obwohl noch immer völlig unklar ist, wie sich Google einen solchen Netzbetrieb vorstellt.
Der besonders kritische Punkt ist der des Rückkanals, denn bislang wurden diese Frequenzen nur von starken Antennenmasten abgestrahlt. Damit erhielten sie ihre große Reichweite und Durchdringungskraft, doch bei einer Handy- oder PC-Kommunikation kommen auf den Endgeräten nur kleine Sender zum Einsatz, die niemals die zig Kilometer bis zum Sendemast überbrücken können. Wer als Anbieter nur eine solche Oneway-Übertragung installieren will, kann dieses relativ preiswert mit dem Block E erreichen, denn dieser hat die Auflage, dass er nur Oneway zur Datenübertragung genutzt werden darf.
Dass die bislang gebotenen Beträge so gering sind führen viele Analysten auch auf die gegenwärtig schlechte Konjunkturlage zurück. So stieg bereits vor einigen Tagen der Mitbieter Frontline Wireless aus, der sich vor allem für den Block D interessiert hatte.
Wie lange die Versteigerung noch andauern wird, ist ungewiss, da die FCC keinen Endtermin vorgegeben hat. Sicher ist nur, dass die Frequenzen frühestens am 17. Februar 2009 frei werden. Dann nämlich wird die gesamte US-TV-Versorgung auf Digital umgestellt. Die US-Verbraucher kaufen schon seit geraumer Zeit neue digital-fähige TV-Geräte. Doch wer sein analoges Gerät behalten will, kann einen Konverter kaufen. Diese D/A-Wandler sollen zum Jahresende auf den Markt kommen und die Regierung hat schon verkündet, dass sie Anschaffung dieser Boxen subventionieren will.
Harald Weiss/CZ/pk