Microsoft mit Technik- und Lizenz-News, VMware kontert

Verschärfter Kampf um virtuelle Desktops

23. März 2010, 7:59 Uhr |

Microsoft hat kürzlich einige Neuerungen rund um das Thema Desktop-Virtualisierung vorgestellt (LANline berichtete). Die News betrafen die Übertragungstechnik Remote FX, das Lizenzmodell und die verstärkte Zusammenarbeit mit Citrix. Konkurrent VMware sieht die Entwicklung als Bestätigung seines Ansatzes und seines Protokolls PC over IP (PCoIP). Marktkenner hoben vor allem die Vereinfachung des Lizenzmodells hervor.

Microsoft gestaltet seine Virtual-Desktop-Lizenzgebung künftig übersichtlicher: Ab 1. Juli 2010
sollen Anwender mit Windows Client Software Assurance (SA) keine separate Lizenz mehr für den
Virtual-Desktop-Zugriff im Unternehmen benötigen. Die Virtual Enterprise Centralized Desktop (VECD)
entfällt also. Mit der neu geschaffenen VDA-Lizenz (Virtual Desktop Access)
erhalten Unternehmen zudem das Recht, ihre zentral gehosteten virtuellen Windows-Desktop und
Office-Applikationen auch von zusätzlichen Endgeräten außerhalb des Firmennetzwerks
(Home-Office-PCs, Kiosk-Systemen) aus zu nutzen. Dies schafft – wenngleich zu den Kosten der
SA-/VDA-Lizenzen – dringend benötigte Flexibilität. Die SA-Lizenz kostet in den USA rund 50 Dollar
pro Jahr, die VDA-Lizenz weitere 100 Dollar (pro Gerät).

„Während die Abschaffung der VECD-Steuer Schlagzeilen machen wird, ist es die zweite Änderung,
Remote Access statt nur von einem einzelnen Home-PC aus nun durch ertweiterte Roaming-Rechte von
einem beliebigen nicht-unternehmenseigenen Endgerät aus zu ermöglichen, die weitreichender ist“, so
Simon Bramfitt, Analyst der Burton Group, in seinem Blog. Bramfitt betrachtet dies als Microsofts
ersten Schritt in Richtung einer User-bezogenen Lizenzierung.

Jeroen van de Kamp, CTO beim Desktop-Virtualisierungsspezialisten Login Consultants, stellte in
einem Blog-Eintrag die Preissenkung für die Virtual-Desktop-Lizenzierung als Strategie Microsofts
dar, auf dem Desktop weiter präsent zu bleiben. Dies gelte insbesondere für Fälle, in denen volle
Grafik- und Multimedia-Performance gefragt sei: Hier sei ein Windows-Rechner über fünf Jahre
gerechnet nun um 200 Dollar günstiger als ein Thin Client mit VDA-Lizenz.

Auf technischer Ebene bringt Windows Server 2008 R2 Service Pack 1 zwei neue, für die
Desktop-Virtualisierung relevante Features mit: Microsoft Dynamic Memory soll es ermöglichen, den
Arbeitsspeicher einer Virtual Machine (VM) nach Bedarf anzupassen, wobei der Administrator Ober-
und Untergrenzen vorgibt. Das RDP-Optimierungsverfahren aus dem Calista-Zukauf von Anfang 2008,
jetzt „Remote FX“ getauft, soll es Benutzern virtualisierter Desktops und Applikationen
ermöglichen, 3D-Grafiken und Multimedia in hoher Qualität zu betrachten. Citrix und Microsoft haben
neben gemeinsamen Promotion-Aktionen zugunsten virtueller Desktops angekündigt, Citrix‘
Xendesktop-Fernzugriffstechnik HDX mit Remote FX zu kombinieren. Damit hätte Redmond dann eine
Konkurrenztechnik zu VMwares PC over IP im Angebot.

„Mit diesem Announcement stimmt Microsoft eindeutig der VMware-Strategie mit PCoIP zu“, so
Jürgen Dick, Senior Product Marketing Manager EMEA bei VMware, „allerdings mit dem Unterschied,
dass PCoIP nicht nur im LAN, sondern auch im WAN eingesetzt werden kann.“

Denn Remote FX stelle Stand heute keinerlei technische Möglichkeiten bereit, ein optimiertes
Netzwerk-Management zu betreiben, während VMware Automatismen für dynamische Bandbreitennutzung
bietet. „Hinzu kommt noch, dass es nur mit Hyper-V funktioniert und als VM nur Windows 7
unterstützt“, so Dick.

Des Weiteren bemängelt der VMware-Marketier, zwingende Voraussetzung sei der Windows Server 2008
R2 SP1, dessen Erscheinungsdatum noch nicht bekannt sei. „Auch der Einbau einer physischen GPU wird
sich als Herausforderung erweisen, da die meisten Server nicht auf Highend-GPU-Karten ausgelegt
sind“, so Dick. VMware hingegen biete über seine OEM-Partner heute schon reale PCoIP-fähige Thin
Clients an, zum Beispiel von Wyse oder Samsung. Remote FX sei damit „eine ziemlich kostenintensive
Lösung, um ein Aero-Interface in einer virtuellen Maschine darstellen zu können“.

Auch Dick begrüßt das neue Lizenzmodell, da Microsoft nun endlich erkannt habe, dass virtuelle
Desktops ein großer Bestandteil künftiger PC-Rollouts sein werden. „Ein wenig mehr Mut hätte ich
mir von Microsoft gewünscht in Bezug auf die VECD-Lizenzierung von Geräten, die nicht unter MS-SA
stehen“, bemängelt Dick. „Für diese Art der Lizenzierung hat Microsoft den Listenpreis pro Gerät
und Jahr lediglich nur um zehn Dollar gesenkt.“

Weitere Informationen:

Microsofts Ankündigung:
bit.ly/3wi5er

Kooperation von Citrix und Microsoft:
bit.ly/aWSKqt

Kommentar von Simon Bramfitt, Burton Group:
bit.ly/c2CbRY

Kommentar von Jeroen van de Kamp:
bit.ly/cxok1o

Brian Madden zu Remote FX:
bit.ly/bZ8bzR

Brian Madden zu HDX und PCoIP:
bit.ly/aD6FXi

LANline/wg


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