Carrier Ethernet World Congress 2007 in Genf

Vision und Praxis

5. November 2007, 23:00 Uhr | Stefan Mutschler/wg

Konferenz, Ausstellung und Testzentrum - über diese drei Präsentationsformen vermittelte der Carrier Ethernet World Congress vom 25. bis 27.09. in Genf Informationen zum aktuellen Stand und zur Zukunft der dem LAN längst entwachsenen Netzwerktechnik. Neue Standards wie das im Testzentrum implementierte PBB-TE (Provider Backbone Bridging with Traffic Engineering) sollen Ethernet für neue Herausforderungen in der Telekommunikation fit machen.

Auf die Transportnetze der Carrier und Provider kommt in den nächsten Jahren eine ungeheure
Mehrbelastung zu. Ursache sind zum einen die Triple-Play- oder Multi-Play-Angebote auf IP-Basis,
die von den Anwendern immer mehr akzeptiert und genutzt werden, zum anderen erzeugt auch der
Mobilfunk durch seine High-Speed-Datendienste wie UMTS sowie HSxPA eine rasant steigende Datenlast
in den Transportnetzen. Mit dem Einzug von Wimax erwarten die Carrier nochmals einen klaren Anstieg
der Lastkurve.

Eine vielversprechende Formel, um mit der sehr vielfältig zusammengesetzten Datenlast fertig zu
werden, bietet PBB-TE. Dabei handelt es sich um ein verbindungsorientiertes Protokoll für Carrier
Ethernet, das insbesondere in Sachen Skalierbarkeit von Diensten, Zuverlässigkeit, Servicequalität
und -management sowie TDM-Unterstützung glänzt. PBB-TE erlaubt es Carriern, die Funktionen einer
Carrier-Ethernet-Implementierung in ihren Transportnetzen anstelle von MPLS (Multi-Protocol Label
Switching) zu nutzen, so zum Beispiel für den Transport von E-Line-Services. Zu den Protagonisten
zählen vor allem Nortel, aber auch andere wie und Extreme Networks.

Nicht alle Hersteller setzen allerdings auf PBB-TE – die Alternative lautet T-MPLS
(Transport-MPLS), eine abgespeckte MPLS-Variante. Zu dessen Förderern zählen unter anderem Cisco
und Juniper. Ericsson präsentierte in Genf die Ergebnisse einer Vergleichsbetrachtung der beiden
Techniken. Demnach haben beide ihre spezifischen Vorzüge – PBB-TE etwa Einfachheit, T-MPLS mehr die
Offenheit – sind aber unter dem Strich beide sehr gut für den Transport von Paketprotokollen
geeignet. Beide entsprechen zudem den Spezifikationen von IEEE, ITU und MEF (Institute of
Electrical and Electronics Engineers, International Telecommunications Union, Metro Ethernet
Forum).

Bei den Tests unter der Leitung des EANTC (European Advanced Networking Test Center) stand die
Interoperabilität von Carrier-Ethernet-Lösungen im Mittelpunkt. Zahlreiche Hersteller – darunter
Alcatel-Lucent, Ceragon, Ciena, Cisco, Extreme, Gridpoint, Hammerhead, Harris Stratex, Huawei,
Juniper, Nokia Siemens Networks, Nortel, RAD Data Communications, Shenick, Spirent, Telco Systems,
Tellabs und World Wide Packets – präsentierten mit rund 65 Produkten ein gemeinsames Metronetz auf
Basis von PBT (Provider Backbone Transport, Nortels Name für PBB-TE), T-MPLS und MPLS. Hammerhead
brachte mit dem HSX 6000 ein neues Gateway mit, das PBT und MPLS verbindet.

Ethernet für Mobilfunk-Backhaul

Laut Michael Howard, Principal Analyst und Mitgründer von Infonetics Research, soll sich
Wireless Ethernet als Technik für die Anbindung von Mobilfunkstationen in den kommenden Jahren
stark verbreiten. Bis 2010 soll das Marktvolumen auf rund 1,1 Milliarden Dollar anwachsen, was
einem Marktanteil von 36 Prozent entspräche. 2006 lag der Anteil von Funk-Ethernet lediglich bei
einem Prozent. Eine entsprechende Lösung hatte Ceragon mit Fibe Air IP-MAX2 dabei.

Die größte Neuankündigung auf der Veranstaltung kam von Juniper: Der Cisco-Konkurrent
präsentierte zwei neue Service-Router-Plattformen, eine Reihe neuer Line-Cards sowie ein in Sachen
Layer-2-Switching aufgebohrtes Junos (das hauseigene Betriebssystem aller Juniper-Router). Die zwei
neuen Service-Router MX240 und MX480 sollen das Performance-Niveau der bisherigen MX960- Plattform
in die Kompaktklasse bringen und hier ein breites Spektrum an Applikationen erlauben, so Junipers
Plan. Die neue Junos-Version 8.4 wurde hinsichtlich der Skalierbarkeit von VPLS-Diensten verbessert
und erlaubt nun auch Layer-2-Switching. Zudem gibt Juniper an, die Verwaltung seines
Betriebssystems erweitert und vereinfacht zu haben. Die neuen Line-Cards kommen wahlweise mit vier
10GbE- oder 40GbE-High-Density-Ethernet-Schnittstellen und sind quer durch alle MX-Plattformen
einsetzbar.

Unter dem Strich zeigte sich der Carrier Ethernet World Congress als eine kleine, aber feine
Veranstaltung, die vor allem dem die technischen Aspekte des Einsatzes von Ethernet in
Carrier-Netzen in den Vordergrund stellt.


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