Virtualisierungsgroßmeister VMware hat den auf der VMworld angekündigten und somit lange erwarteten Nachfolger seiner Virtualisierungsplattform Virtual Infrastructure 3 (VI 3) vorgestellt: VMware Vsphere 4 soll die dynamische Bereitstellung und das übergreifende Management sämtlicher Virtualisierungskomponenten (Rechenleistung, Storage, Netzwerk) ermöglichen und in dieser Hinsicht das branchenweit erste Cloud-Betriebssystem sein. VMware Vsphere 4 bringt gegenüber VI3 eine beachtliche Zahl von Neuerungen. Zugleich zielt VMware mit einem neuen Lizenzpaket nun auch auf den bislang vernachlässigten KMU-Markt.
Wie auf der VMworld angekündigt (LANline
berichtete),
erlaubt Vsphere 4 die Behandlung von Prozessoren, Storage und Networking als Ressourcen-Pools, was
eine durchgängige, dynamische und somit Cloud-gemäße Betriebsumgebung ermöglichen soll. Vsphere 4
soll noch im zweiten Quartal auf den Markt kommen.
APIs sorgen für die Einbindung der erforderlichen Speicher- und Netzwerkressourcen, ermöglichen
aber zugleich die Kopplung an externe Verwaltungs- und Security-Lösungen. Neben dem
Entwicklungspartner Intel, deren CPU-Funktionen VMware nutzt, verweist das Unternehmen deshalb
insbesondere auf die Entwicklungspartnerschaft mit Cisco: Der Nexus 1000V nutzt die entsprechende
VMware-API bereits und fungiert damit als Virtual Network Distributed Switch.
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/was_ist_guenstiger_vmware_oder_microsoft:/2009004/31896864_ha_LL.html?thes=">Was
ist günstiger: VMware oder Microsoft?
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/gartner_virtuelle_desktops_stehen_vor_dem_durchbruch:/2009004/31895447_ha_LL.html?thes=">Gartner:
Virtuelle Desktops stehen vor dem Durchbruch
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/best_practice_als_download:/2009002/31830314_ha_LL.html?thes=">Virtual
Appliances: Best Practice als Download
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/vmware_legt_fundament_fuer_elastische_private_clouds:/2009003/31854074_ha_LL.html?thes=">VMware
legt Fundament für elastische "private" Clouds
Als Cloud-OS bezeichnet VMware Vsphere 4 deshalb, weil der Durchgriff auf die virtualisierten
Ressourcen-Pools nicht zuletzt dank der zahlreichen APIs nun durchgängig und automatisiert möglich
ist. So eigne sich Vsphere 4 für die Einrichtung interner Clouds, aber auch hybrider Clouds (also
virtueller privater Clouds, die interne und externe Ressourcen verknüpfen). VMware sieht Vsphere
damit als Plattform für eine Evolution in Richtung Cloud Computing, während die Nutzung von
Salesforce.com, Google-Apps und Co. den sprunghaften Wechsel in die Cloud erfordere.
Aber auch Service-Provider erhalten laut VMware nun mit Vsphere eine bessere und
kostengünstigere Möglichkeit, sich zum Anbieter von Cloud-Services zu wandeln. Insbesondere hierfür
will VMware in der zweiten Jahreshälfte die Vcenter Suite als SLA-basiertes Management-Tool
einführen, das dann ein Self-Service-Portal, einen Service-Katalog und
Billing-/Chargeback-Funktionalität umfassen soll.
Vsphere erweitert die Möglichkeiten von VI 3 auf vielerlei Weise: in puncto Rechenleistung,
Speicheranbindung und Networking. VMware nennt diese Bereiche Vcompute, Vstorage und
Vnetworking.
Bei der Rechenleistung verspricht VMware erhebliche Kapazitäts- und Performance-Steigerungen:
die Verdoppelung der Zahl virtueller Prozessoren pro virtueller Maschine (VM) von vier auf acht;
viermal soviel RAM pro VM (von 64 auf 255 GByte), eine Steigerung des Netzwerkdurchsatzes auf über
30 GBit/s und eine Erhöhung der I/O-Operationen pro Sekunde auf über 200.000. Zudem eigne sich eine
VM nun für 8.900 Transaktionen pro Sekunde, was dem Fünffachen des gesamten Zahlungsverkehrs des
Finanzdienstleisters VISA entspreche. Vsphere erlaube außerdem bis zu 32 Knoten pro Cluster.
Im Bereich Vcompute hat VMware das bisher als "experimental" geführte Power-Management nun zum
offiziellen Feature erklärt. Dies soll den Stromverbrauch der virtuellen Umgebung um bis zu 20
Prozent senken.
Directpath I/O erlaube nun die fixe Kopplung physischer Ressourcen an VMs (was der Idee der
Cloud aber eigentlich widerspricht). Außerdem habe man die Migrationsfunktion Vmotion verbessert
(die aber nach wie vor nur innerhalb jeweils einer Prozessorfamilie funktioniert, also keine
Migrationen zum Beispiel von Intel nach AMD erlaubt).
Im Storage-Bereich bietet Vsphere 4 nun Vstorage Thin Provisioning und sorgt damit laut
Hersteller für bis zu 50 Prozent Einsparungen an Speicherressourcen. Vsphere 4 unterstützt des
Weiteren Storage Vmotion.
In puncto Networking ersetzt der Vnetwork Distributed Switch die bisherige Funktion von VI 3,
bei der Netzwerk-Interfaces an jeweils eine VM gekoppelt waren. Die Anbindung mittels VN-Link
erlaubt die Nutzung von Third-Party-Switches. Cisco ist mit dem Nexus 1000V der erste und bislang
einzige Netzwerkpartner, der VN-Link unterstützt.
Neuerungen gibt es auch bei den Application-Services, die VMware in die Segmente Verfügbarkeit,
Security und Skalierbarkeit einteilt.
Die hier wohl wichtigste Neuerung ist die Einführung von VMware Fault Tolerance: Die Aktivierung
dieses Features soll den Unternehmen die Einrichtung einer fehlertoleranten ("Zero Downtime")
VM-Umgebung auch ohne spezielle Clustering-Software ermöglichen. Vsphere hält dabei immer
zusätzliche Ressourcen parat und setzt bei Ausfall einer VM automatisch eine neue auf, um das
N+1-Verhältnis aufrechtzuerhalten.
Im Bereich Security bietet die Plattform nun eine laut Hersteller "selbstlernende" Firewall und
mit den Vshield Zones außerdem Trust-Zonen über einzelne Hosts hinweg. Dies bedeutet auch, dass bei
Migrationen mit Vmotion die entsprechenden Berechtigungen und Security-Policies nachgeführt
werden.
Last but not least gibt es eine wesentliche Neuheit für die Skalierbarkeit: Vsphere unterstützt
neben dem Hot-Plug von Geräten auch das Hinzufügen von CPUs und RAM im laufenden Betrieb (Hot
Adds). Dies soll künftig im Zusammenspiel mit Vcenter Szenarien ermöglichen, bei denen ein
Cloud-Kunde Services mit bestimmten Service-Levels (SLAs) bezieht und Vsphere dann bei drohender
Verletzung der SLAs automatisch und dynamisch CPU-Power und RAM zuschaltet – eine Struktur, die
VMware-CEO Paul Maritz den "Software-Mainframe" nennt.
Neu sind die Lizenzpakete Essentials und Essentials Plus, mit denen VMware nun erstmals
ernsthaft auf den KMU-Markt zielt: Die Essentials eignen sich für bis zu drei Server (mit maximal
sechs CPUs) und kosten 995 Dollar. Die Plus-Variante bietet zusätzlich HA-Funktionalität
(Hochverfügbarkeit) sowie Backup/Recovery und schlägt mit 2995 Dollar zu Buche.
Eine weitere Neuheit bei der Lizenzierung ist schlicht: VMware lizenziert nun pro Einzel-CPU,
nicht mehr paarweise. Die Standard-Variante kostet laut US-Liste 795 Dollar pro mit ESX Server
betriebener CPU, die Advanced-Version (mit HA) 2245 Dollar pro CPU, die Enterprise-Version (mit
automatischem Ressourcen-Management) 2875 und die Variante Enterprise Plus mit Distributed
Switching, Disaster Recovery und weiteren Services 3495 Dollar pro CPU.
VMware Vsphere 4 eignet sich ausschließlich für 64-Bit-Server. Dies ist laut VMware aber kein
Vertriebsproblem, da Virtualisierung in der Regel mit einem Hardware-Upgrade einhergehe.
LANline/Dr. Wilhelm Greiner