Auf seiner Hausmesse VMworld in San Francisco hat Virtualisierungsgigant VMware diverse Neuerungen rund um das Software-Defined Datacenter (SDDC) und Hybrid Clouds vorgestellt. Mit Komplettsystemen namens Evo Rail will man den Unternehmen den Weg zum SDDC ebnen. Die Vrealize Suite erweitert das Management-Portfolio um ein Hybrid-Cloud-Management inklusive VMware-fremder Software und Hardware, und unter dem Namen Workspace Suite gibt es ein Bundle aus Horizon 6 und der Airwatch-Lösung.
Für die VMworld, die vom 24. bis 28. August in San Francisco stattfindet, kann VMware neue Rekorde melden: 22.000 Teilnehmer, über 500 Breakout-Sessions, 54 Hands-on-Labs sowie mehr als 250 ausstellende Partner. Das Veranstaltungsprogramm konzentriert sich auf die vier Kernthemen SDDC, Hybrid Cloud, Enterprise Mobility sowie integrierte Komplettsysteme, in VMware-Terminologie „Hyper-Converged Infrastructure“ genannt.
Komplettlösungen für das Datacenter
Die neuen „hyperkonvergenten“ Evo-Rail-Systeme kombinieren VMwares Virtualisierungs-Management mit allen erforderlichen Bausteinen für ein Datacenter „out of the Box“: Server, SSD- und Plattenspeicher sowie Vernetzung. VMware selbst wird allerdings nicht als Hardwarelieferant auftreten. Vielmehr überlässt man die Hardwareseite den OEM-Partnern Dell, EMC, Fujitsu, Inspur, Netone und Supermicro, weitere Partner sollen folgen.
Als Vorteile für die Kunden – insbesondere gegenüber Komplettsystemanbietern wie Nutanix oder Simplivity – nennt VMware die Notwendigkeit nur einer einzigen Lizenz, die schnelle Inbetriebnahme (angeblich nur 15 Minuten bis zur ersten VM), Vereinfachungen bei Installation, Konfiguration und Betrieb wie zum Beispiel Single-Click-Patches und -Updates sowie ein benutzerfreundlicheres Interface. Die Basis dafür liefert die neue Evo Rail DCM Engine (DCM: Deployment, Configuration, and Management).
Eine Evo-Rail-Appliance belegt zwei Höheneinheiten im Rack und umfasst vier unabhängige Compute-/Storage-/Netzwerkknoten. Sie stemmt laut VMware-Angaben rund 100 Server-VMs oder 250 VDI-VMs (Virtual Desktop Infrastructure). Ein Evo-Rail-Host erkenne eine neue Appliance und binde die Ressourcen automatisch in die Umgebung ein. Allgemein verfügbar werden soll Evo Rail noch in diesem Jahr.
Als Tech Preview stellte VMware unter dem Namen Evo Rack einen Softwarestack vor, der statt einer Appliance ein ganzes Rack unterstützen soll – also einschließlich Support für externen Storage und komplexere Netzwerkanbindungen. Die Basis für Evo Rack liefere künftig ein Open-Compute-Project-basiertes Hardware-Design mit Standard-Servern.
Management auch für die Hardware
Mit der ebenfalls neuen Cloud-Management-Plattform (CMP) namens Vrealize Suite dehnt VMware seinen Management-Umfang auf fremde Hypervisor, die Hardware-Infrastruktur wie auch externe Cloud-Ressourcen aus. Laut VMware war die AWS-Integration bereits vorhanden, nun habe man das Lizenzierungsmodell nachgezogen.
Die Vrealize Suite besteht aus den Bausteinen Vrealize CMP, Operation, Automation und Business. Die Vrealize-Lösungen sollen mit dem Zusatz „Air“ auch in SaaS-Varianten herauskommen, verfügbar werden sie laut VMware ab dem vierten Quartal. Für den Mittelstandsmarkt bietet man dann die abgespeckte Lösung Vsphere with Operations Management plus Vrealize Operations Insight.
Entsprechend der Umstellung auf den Markennamen Air heißen die Vcloud Hybrid Services (VCHS) ab sofort Vcloud Air. Im Beta-Stadium ist Vcloud Air Virtual Private Cloud Ondemand, das Unternehmen Zugang zu gehosteten Private-Cloud-Ressourcen mit anschließender Kreditkartenabrechnung liefern soll, ebenso Vcloud Air Object Storage auf der Basis von EMCs Vipr-Technik. Dieses Angebot soll schnell skalierbaren, robusten Cloud-Speicher für unstrukturierte Daten vorhalten.
Mittels Vcloud Air Mobile Services sollen neben VMware auch Partner künftig validierte SaaS-Angebote für Mobility-Lösungen per App Store anbieten können, Vrealize Air Automation soll Cloud-Management-Tools als Service verfügbar machen. Mit Mobile Backend as a Service (MBaaS) auf Vcloud Air können Unternehmen laut VMware mobile Anwendungen schnell erstellen und sie in ein unternehmenseigenes Backend-System wie auch in Cloud-Services von Drittanbietern integrieren. Für die Unterstützung von Entwicklern soll es zudem eine Mobile Application Development Platform auf Vcloud Air geben.
Eine weitere wichtige Nachricht aus dem Cloud-Umfeld: VMware bietet künftig eine Integration in Openstack, derzeit laufe die Private Beta. Eine Openstack-Umgebung soll sich dann per Vsphere-Integration über die VMware-Werkzeuge verwalten lassen. Dies ermögliche AWS-artige Cloud-Umgebungen, für die Kommunikation nach außen sollen offene APIs sorgen.
In der neuen Version 5.8 bietet die Vcloud Suite laut VMware-Angaben eine verbesserte Integration in die hauseigene NSX-Netzwerkvirtualisierung: Möglich sei nun die anpassbare Provisionierung von NSX-Firewall- und Routing-Instanzen. Ziel ist es, per Mikrosegmentierung den erhöhten Schutz kritischer Ressourcen innerhalb eines Netzwerks zu erleichtern.
In puncto Speicher für Cloud-Infrastrukturen will VMware künftig zusätzlich zum Hypervisor-kontrollierten x86-Storage-Pool auch Software-Defined Storage (SDS) mit SAN/NAS-Pooling und Object Storage Pools unterstützen. Neu in VSAN 5.5 seien dafür Erweiterungen der Virtual Volumens auf SAN und NAS, derzeit im Beta-Stadium. Die Steuerung erfolge über eine Policy-getriebene Control Plane. Dies sei nicht nur mit dem hauseigenen VCAC, sondern auch via Openstack oder Powershell möglich.
Control-C, Control-V
Auf EUC-Seite (End-User Computing) offeriert VMware nun die VMware Workspace Suite – ein naheliegender Name, will man doch damit dem Marktführer Citrix Konkurrenz machen, der kürzlich seine Citrix Workspace Suite vorgestellt hat (LANine berichtete). Ein Kommentator auf Twitter fand dafür die treffende Formel „Control-C(itrix), Control-V(Mware)“. VMwares Workspace Suite stellt derzeit ein Bundling aus der VDI-Lösung Horizon 6 und der zu Jahresanfang akquirierten EMM-Lösung (Enterprise-Mobility-Management) Airwatch dar. Eine Integration – wie sie seitens Citrix bereits vorliegt – soll aber natürlich folgen.
Eine weitere Neuerung auf EUC-Seite: VMware hat mit Cloudvolumes einen Spezialisten für die schnelle Bereitstellung von Applikationen in VDI-Umgebungen übernommen. Mit Cloudvolumes lassen sich, so VMware, dem Golden Image einer VDI in Echtzeit Applikationen, Profile und Benutzerdaten hinzufügen. Cloudvolumes basiert damit also auf einer Layering-Technik, wie man sie zum Beispiel von Unidesk kennt.
Weitere Informationen finden sich unter www.vmware.com.
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