Praxistest VMware Vcenter Operations

VMware-Umgebungen im Blick behalten

9. Dezember 2011, 7:00 Uhr | Christoph Lange/wg

VMware hat mit Vcenter Operations ein Werkzeug im Portfolio, das ein Performance-Management mit intelligenter Root-Cause-Analyse ermöglicht. Die Enterprise Edition unterstützt darüber hinaus ein Configuration- und Compliance-Management, das sich mithilfe von Connectoren unternehmensweit einsetzen lässt.Mit Vcenter Operations bietet VMware eine Lösung an, die Administratoren bei der Überwachung virtualisierter Server-Umgebungen unterstützen und die Fehlersuche bei Performance-Problemen vereinfachen soll. VMware positioniert die Software als Ergänzung zu bereits eingesetzten Monitoring-Lösungen wie zum Beispiel HP Open View oder IBM Tivoli. Bei diesen klassischen Überwachungswerkzeugen liegt der Schwerpunkt in der Regel darauf, anhand von Schwellwerten zum Beispiel bei Überlastsituationen Warnmeldungen oder Alarme zu generieren. Häufig ist es aber gar nicht so einfach, mit derartigen Meldungen die tatsächliche Ursache für Performance-Probleme herauszufinden, insbesondere wenn zum Beispiel eine Applikation aus Endanwendersicht zu träge reagiert.

VMware beschreitet mit Vcenter Operations einen anderen Weg: Die eng in Virtual Center integrierte Software erfasst nicht nur Performance-Daten, sondern auch die Zusammenhänge mit der Netzwerk- und Speichertopologie sowie mit Konfigurationsänderungen. Je mehr Daten das Tool sammelt, desto fundierter kann es Hinweise auf mögliche Fehlerursachen liefern. Die Software soll im Laufe der Zeit eine Art "Bauchgefühl" für Problemstellungen auf der technischen Ebene entwickeln, sodass der Administrator zum Beispiel sofort sieht, ob ein Alarm durch einen Change ausgelöst wurde. Diese Echtzeitüberwachung und -analyse lässt sich über Connectoren auch für bereits vorhandene Monitoring-Lösungen nutzen, um deren Meldungen mithilfe des intelligenten Ansatzes von Vcenter Operations besser filtern und Probleme früher erkennen zu können.

Versionsvielfalt

Vcenter Operations ist in den Versionen Standard, Advanced und Enterprise erhältlich. Die Standard Edition ist auf das reine Performance-Management im Zusammenspiel mit einem Vcenter Server beschränkt. Sie kann bis zu 1.500 virtuelle Server überwachen. Automatische Benachrichtigungen bei Alarmereignissen und individuelle Anpassungen des Tools sind bislang der Enterprise Version vorbehalten. In der Advanced und der Enterprise Edition ist zudem Vcenter Capacity IQ enthalten. Mit diesem Werkzeug lässt sich die Auslastung von Virtualisierungsplattformen fortlaufend überwachen. Das Tool erfasst alle relevanten Leistungsparameter der virtuellen und physischen Systeme und stellt die Auslastung in Reports übersichtlich dar. Mithilfe der von Capacity IQ aufbereiteten historischen Daten können IT-Verantwortliche die künftigen Anforderungen an ihre IT-Infrastruktur abschätzen und dadurch erforderliche Erweiterungen frühzeitiger planen.

Die Enterprise Edition bietet darüber hinaus Werkzeuge für ein unternehmensweites Configuration-Management und Compliance-Management. Mithilfe zahlreicher Connectoren kann die Software Daten aus Anwendungen wie HP Open View, IBM Tivoli, Microsoft SCOM, Netapp, SAP oder Oracle erfassen und analysieren. Über Datenbank-Connectoren können Anwender Abfragen auch selbst erstellen. Die Software ist zudem in der Lage, die SQL-Locks von Datenbanken auszuwerten. Mithilfe der Connectoren lassen sich die Funktionen von Vcenter Operations unternehmensweit für viele IT-Systeme nutzen.

Analysefähigkeiten im Test

Für den LANline-Test stellte VMware Vcenter Operations als Virtual Appliance zur Verfügung, deren Datenbank mit Performance- und Systemüberwachungsdaten aus einem größeren Unternehmensnetz befüllt war. Pro Vcenter Server ist bislang eine eigene Appliance erforderlich. Nachdem die Appliance in das Virtual Center des LANline-Testnetzes importiert war, konnten wir uns per Web-Browser mit der Verwaltungsoberfläche verbinden. Hier weist der Administrator die gewünschten IP-Adressen und den Host-Namen zu. Anschließend kann er sich per Web-Browser an der grafischen Oberfläche von Vcenter Operations anmelden.

In der Infrastrukturansicht sieht der Administrator auf einen Blick, in welchem Zustand sich die virtuellen und physischen Systeme der Virtualisierungsplattform befinden. Er kann zwischen den Ansichten "Workload", "Health" und "Capacity" wechseln. Den "Gesundheitszustand" der Systeme ermittelt die Software anhand verschiedener Parameter wie Auslastung und Latenz. Die "Workload"-Ansicht stellt die aktuelle Auslastung dar, "Capacity" die konfigurierte Ausstattung mit CPUs, RAM und virtuellen Disks.

Standardmäßig listet das Tool in der Übersichtsdarstellung keine Server-Namen, sondern nur die Anzahl der virtuellen Server und der ESX-Hosts. Der aktuelle Zustand lässt sich anhand der farblichen Markierungen grün, gelb, orange und rot erkennen. Der Administrator kann sich per Mausklick zum Beispiel alle Server anzeigen lassen, die den Status rot haben. Auch die Anordnung der Server-Symbole hat eine Bedeutung: Die etwas weiter oben platzierten Server bewegen sich in der Nähe des Normalkorridors, während die tiefer platzierten Systeme sich unterhalb des als normal definierten Zustands befinden. Ausgeschaltete und unbekannte Systeme hinterlegt das System mit grauer Farbe. Die Daten gelöschter virtueller Server bleiben in Vcenter Operations bis zum Ablauf der vorgegebenen Retention Time gespeichert, damit sie für historische Analysen weiterhin zur Verfügung stehen.

Eine detailliertere Untersuchung des aktuellen Zustands eines Systems ist über den Reiter "All Metrics" möglich. In der linken Fensterhälfte zeigt das Tool die verfügbaren Performance-Parameter an. Der Administrator wählt die ihn interessierenden Punkte wie zum Beispiel Disk-I/O, CPU- und Netzwerklast aus und erhält sie in der rechten Fensterhälfte übersichtlich grafisch dargestellt. Er kann per Drag and Drop auch mehrere Grafiken übereinanderlegen, um mögliche Korrelationen zwischen den einzelnen Kurven besser erkennen zu können. Für die Art der grafischen Darstellung stehen verschiedene Vorlagen zur Wahl, die sich per Mausklick wählen lassen. Den Auswertungszeitraum kann der Administrator frei festlegen, es sind auch Analysen über mehrere Monate hinweg möglich. Konfigurationsänderungen wie zum Beispiel das Starten einer neu hinzugekommenen virtuellen Maschine kennzeichnet das Tool mit blauen Event-Symbolen.

Vcenter Operations erlernt im Lauf der Zeit das normale Verhalten des Gesamtsystems. Wenn sich zum Beispiel die CPU- und RAM-Auslastung der ESX-Server nach und nach erhöht, weil sie immer mehr virtuelle Server bereitstellen, passt die Überwachungssoftware die als normal angesehenen Performance-Werte automatisch noch oben an. Das Tool ist beispielsweise so intelligent, dass es bei einem Pool von 100 virtuellen Servern den Normalzustand so definieren kann, dass immer 15 Server überhöhte Lastwerte aufweisen. Alarm schlägt die Software erst, wenn sich 20 oder mehr Server außerhalb des Normalbereichs befinden. Ein Vorteil von Vcenter Operations ist zudem, dass es nicht nur Überschreitungen von Maximalschwellwerten erfasst, sondern auch Abweichungen vom normalen Bereich nach unten. Das System bringt zum Beispiel einen Warnhinweis, wenn ein Load Balancer die Last nicht mehr aktiv verteilt und ein Server deshalb plötzlich eine sehr niedrige Performance-Auslastung hat.

Capacity IQ

Bei der Kapazitätsplanung für virtuelle Server-Umgebungen ist das Tool Capacity IQ eine nützliche Hilfe. VMware stellt es als virtuelle Appliance bereit, die sich als Plug-in in Virtual Center integriert. Die Software liest die in der Vcenter-Datenbank gespeicherten Informationen aus und analysiert damit die vorhandenen Systeme und ihre Auslastung. Die Ergebnisse stellt Capacity IQ sowohl grafisch als auch in Form von Reports zur Verfügung. Der Administrator kann sich zum Beispiel die Auslastung der ESX-Hosts und der Datastores als Grafik anzeigen lassen. Der Bericht zum "Average Deployed Virtual Machine Profile" gibt Aufschluss darüber, mit welchen RAM?, CPU- und Plattenkapazitäten die virtuellen Server im Durchschnitt konfiguriert sind. Ein weiterer Report listet die Auslastung der Datastores auf. Die Berichte lassen sich als PDF- oder CSV-Datei exportieren. Der Administrator kann Berichte auch automatisch erstellen und per E?Mail verschicken lassen.

Capacity IQ ermittelt auf Grundlage der ausgewerteten Daten eine Planung für das zu erwartende Wachstum in den nächsten Wochen und Monaten. Aus den regelmäßigen Reports erhält der Systemverwalter wichtige Hinweise für das Sizing der Systeme und eventuell erforderliche Anpassungen. Zu berücksichtigen ist dabei allerdings, dass die Spitzenlastwerte anhand der Durchschnittslast aller Systeme ermittelt werden. Zyklische Sonderbelastungen, zum Beispiel monatliche Abrechnungsläufe, kann die Software bislang in der Lastberechnung nicht als Ausnahmen berücksichtigen. Capacity IQ unterstützt auch "Was wäre wenn"-Szenarien. Der Systemverwalter kann zum Beispiel neue Host-Systeme, die er noch gar nicht installiert hat, in Capacity IQ aufnehmen und sehen, wie sich die Auslastung damit voraussichtlich entwickeln wird.

Die Enterprise-Version von Vcenter Operations bietet umfassende Funktionen für ein unternehmensweites Performance?, Configuration- und Compliance-Management. Über die bereits erwähnten Connectoren kann die Software Daten aus unterschiedlichen Quellen analysieren und zueinander in Beziehung setzen.

Im zentralen Dashboard der Enterprise Version kann der Administrator sich die gewünschten Ansichten selbst zusammenbauen. Wenn er zum Beispiel eine VMware-View-Umgebung überwachen möchte, wählt er die passenden Datenquellen aus und weist sie dem jeweiligen Überwachungsmodul zu. Dabei lassen sich auch Interaktionen zwischen den Modulen festlegen. Die Metriken für die Performance-Überwachung kann der Administrator selbst anpassen und zum Beispiel Indikatoren zusammenstellen, die ein funktionstüchtiges Storage-System aufweisen sollte.

Vcenter Operations stellt Auslastung und Status virtueller und physischer IT-Systeme übersichtlich dar. Der Administrator sieht auf einen Blick, wo Probleme bestehen, um diese bis ins Detail analysieren zu können. Die Software unterstützt ihn dabei, indem sie mehrere Faktoren wie Performance- und Topologiedaten sowie Konfigurationsänderungen zueinander in Beziehung setzt. Capacity IQ liefert wichtige Hinweise zur Auslastung der Systeme und ermöglicht eine vorausschauende Planung für virtualisierte Umgebungen. Die Enterprise Version schließlich bietet umfangreiche Funktionen für eine unternehmensweite Überwachung und Analyse. Der Aufbau derartiger Lösungen erfordert allerdings eine umfangreiche Planungs- und Implementierungsphase, die sich in entsprechend hohen Kosten niederschlägt.

Der Autor auf LANline.de: chjlange

Info: VMware
Tel.: 089/370617000
Web: www.vmware.com/de

Vcenter Operations bezieht auch Konfigurationsänderungen in die Root-Cause-Analyse mit ein.

Mithilfe der Metrikansicht lassen sich alle wichtigen Leistungsparameter im Detail untersuchen und grafisch darstellen.

Die Workload-Ansicht gibt Auskunft über die aktuelle Auslastung der Systeme.

Mit Vcenter Operations erhalten Administratoren einen schnellen Überblick über den Zustand ihrer Virtualisierungsplattform.
LANline.

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