Vanco kooperiert mit Swisscom

VNO reicht die Hand zu Partnerschaften

9. Mai 2006, 23:25 Uhr | Dr. Wilhelm Greiner

Virtual Network Operators (VNOs) wie die britische Vanco schalten für international tätige Unternehmen Leitungen unterschiedlicher Carrier-Netze zu einem einheitlichen WAN zusammen. Dabei können sie flexibel vorgehen, denn sie müssen auf keinerlei Eigeninvestitionen in Fiber und Infrastruktur Rücksicht nehmen. Über Vertriebspartnerschaften mit nationalen oder regionalen Netzbetreibern will Vanco nun den Vorteil eigener Flexibilität mit dem starker lokaler Präsenz der Partner verbinden.

Das Prinzip VNO kennt man im Allgemeinen vorrangig aus dem Mobilfunkbereich: Ein MVNO (Mobile
VNO) – in Deutschland ist hier vor allem Debitel zu nennen – kauft bei Mobilfunknetzbetreibern
Kapazitäten ein und erstellt auf dieser Basis neue Angebote für Endanwender. "MVNO" nennt man aber
oft auch reine Wiederverkäufer einzelner Mobilfunk-Carrier, darunter Tchibo, Aldi und einige
andere.

Im eigentlichen VNO-Segment tummeln sich weit weniger Anbieter – kein Wunder, geht es hier doch
schließlich um komplexe, individuell gestaltete, internationale Unternehmens-WANs. Die Anbieter
zielen hier auf weltweit tätige Konzerne und international aufgestellte Mittelständler. Für diese
Klientel übernehmen VNOs Aufbau und Betrieb des WANs einschließlich Anbindung der Niederlassungen
und mobilen Anwender. Als Ergänzung sinnvoll sind gemanagte Sicherheitsdienste. Die VNOs bieten
zwar IPSec- und teils auch SSL-VPNs an, agieren aber darüber hinaus meist nicht automatisch auch
als MSSP (Managed Security Service Provider).

Der bekannteste und erfolgreichste Vertreter dieser WAN-Dienstleistergattung ist wohl Vanco. "
Wir waren die Pioniere des VNO-Modells", so CEO Allen Timpany heute mit einigem Stolz über die
Anfänge des Unternehmens, das er 1988 gegründet hat. Vanco versorgt heute zum Beispiel Siemens und
den Ölkonzern Total mit Connectivity. Zur Gruppe der VNOs zählt neben der ebenfalls britischen,
aber kleineren Sirocom auch der US-Anbieter Virtela. Der große Vorteil der VNOs ist die
Flexibilität beim Aufbau internationaler Netze: Ein VNO kauft Kapazitäten einfach ein – er hat nie
in Infrastruktur und teure Glasfaserverlegung investiert und ist somit auch nicht gezwungen, hohe
Investitionen wieder hereinzuspielen. "Provider brauchen Dichte, um ihr Geschäft zu betreiben",
betont Timpany und meint geografische wie auch Benutzerdichte. "Auf globalem Maßstab lässt sich
diese Dichte nicht erzielen." Carrier-Netze mit globler Reichweite aufbauen zu wollen, bezeichnet
Timpany als "von Grund auf ineffizient". Hier sieht er Vancos großen Vorteil gegenüber Konkurrenten
wie AT&T, BT und Equant.

Kooperation statt Investition

Vancos Kooperation mit Swisscom soll demonstrieren, wie sich das Beste aus virtueller und
verdrahteter Welt kombinieren lässt: Nach dem Kauf des schweizer Infonet-Netzwerks durch BT musste
sich Swisscom nach einem Partner für das internationale Unternehmensgeschäft umsehen. Schließlich,
so David Ziltener, Head of Global Business bei Swisscom Solutions, sei die Schweiz bei
Fortune-500-Unternehmen als Standort "überrepräsentiert". Als Partner wählte Swisscom Vanco
aufgrund deren Know-hows beim Projekt- und Kundenbeziehungsmanagement und beim
Carrier-übergreifenden Netzbetrieb. Mit der Versicherungsgruppe Winterthur erzielte das Duo schon
einen Projekterfolg. Potenziell problematisch: Swisscom tritt in der Schweiz als Exklusivpartner
Vancos auf, Vanco behält aber laut Ziltener "völlige Sourcing-Freiheit". Der Schweizer Incumbent
(Ex-Monopolist) könnte also durchaus einmal genötigt sein, als Vanco-Reseller Mitbewerbsangebote zu
vermitteln.

Von den Tücken solcher Exklusivverträge abgesehen besticht die Kombination aus lokaler Stärke
und internationaler Kompetenz durchaus. So sieht Timpany Swisscom als Vorreiter für ähnliche
Vanco-Partnerschaften. In Frage kommen laut Branchenkennern in Europa vor allem andere nationale
Carrier ohne starkes Auslandsgeschäft wie zum Beispiel Belgacom oder skandinavische Incumbents. Für
Unternehmen bedeuten solche Partnerschaften bestenfalls, dass sie lokale Ansprechpartner behalten,
aber zugleich ihre WANs unproblematisch nach Bedarf ausbauen können.


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