Test: Snom VoIP-Box

VoIP-TK-Anlage im Miniformat

9. Mai 2006, 23:35 Uhr | Christoph Lange/pf

Bei der VoIP-Box von Snom Technology handelt es sich um ein SIP-TK-System, das nicht viel größer ist als eine Zigarettenschachtel. Die festplattenlose Appliance stellt die komplette Funktionalität einer Telefonnebenstellenanlage zur Verfügung. Durch die Nutzung eines SIP-Providers als Gateway zum herkömmlichen Telefonnetz lässt sich die Voice-over-IP-(VoIP-)Lösung relativ einfach implementieren.

Mit der VoIP-Box bietet Snom eine Appliance an, die kleineren Unternehmen einen einfachen
Einstieg in die IP-Telefonie ermöglichen soll. Sie verwendet die Softwarelösung Pbxnsip, die auf
dem Session Initiation Protocol (SIP) basiert und die Funktionalität einer TK-Anlage bereitstellt.
Die VoIP-Box lässt sich so konfigurieren, dass sie für Verbindungen mit dem klassischen Festnetz
oder Mobilanschlüssen einen SIP-Provider als Gateway nutzt. Dadurch entfällt der für den Betrieb
eines eigenen ISDN-Gateways erforderliche Hardware- und Administrationsaufwand.

Als Betriebssystem kommt ein abgespecktes Linux zum Einsatz, das auf einer 256 MByte großen
Flash-ROM-Karte Platz findet. Hier wird auch die gesamte Konfiguration der SIP-TK-Anlage
gespeichert. Im Inneren der Box arbeitet ein 400-MHz-Prozessor, dem 128 MByte Arbeitsspeicher zur
Verfügung stehen. Laut Hersteller lassen sich mit dieser Hardwareausstattung bis zu zehn Gespräche
gleichzeitig führen. Für die Verbindung zum Firmen-LAN verfügt die Box über zwei Ethernet-Ports,
von denen bislang nur einer genutzt wird.

Mit einem Preis von 1450 Euro ist die Snom VoIP-Box zwar nicht gerade ein Schnäppchen, bietet
dafür aber einen Funktionsumfang, der bei kleineren Unternehmen den Bedarf in den meisten Fällen
gut abdecken dürfte. Hierzu zählen unter anderem ein automatisches Vermittlungssystem,
Rufnummernpläne, Gruppenschaltungen (Hunt Groups), Voice-Mail-Unterstützung sowie
Konferenzschaltungen.

Bei den Endgeräten bietet Snom als Einstiegsmodell das Snom 300 für 115 Euro an, im mittleren
Bereich für 199 Euro das von LANline getestete Snom 320 sowie das "Flaggschiff" Snom 360. Dieses
bietet ein größeres Display als das Snom 320 und kostet 249 Euro. Das Snom 360 ist auch als
Softphone erhältlich. Privatanwender dürfen es kostenfrei nutzen.

Konfiguration der VoIP-Box

Die Inbetriebnahme der VoIP-Box stellt einen erfahrenen Administrator vor keine größeren
Probleme. Beim ersten Start verwendet die Appliance die werkseitig konfigurierten
Grundeinstellungen. Diese finden sich in der mitgelieferten Kurzbeschreibung. Der Systemverwalter
kann entweder eine Workstation für das Default-IP-Netz konfigurieren, um den Zugriff auf die
Browser-gestützte Verwaltungsoberfläche der VoIP-Box zu ermöglichen. Oder er verwendet das
mitgelieferte serielle Kabel und greift per Hyperterminal direkt auf das System zu, um die
IP-Einstellungen an das Firmen-LAN anzupassen.

Die IP-Konfiguration ist in der Datei "snom4sbox.config" gespeichert, die auf der Flash-Karte
unter "root" liegt. Der Administrator kann diese Datei bei laufendem System über die serielle
Konsolenverbindung mit einem Linux-Editor wie "vi" bearbeiten. Alternativ ist es auch möglich, die
Box auszuschalten, die Flash-Karte herauszunehmen und die Konfigurationsdatei auf einem PC mit
Card-Reader zu bearbeiten. Die Snom VoIP-Box unterstützt sowohl eine statische Zuweisung von
IP-Adresse, Gateway und lokalem DNS-Server als auch eine automatische Zuweisung per DHCP. Darüber
hinaus gibt der Administrator in der Konfigurationsdatei die Zeitzone vor und weist der VoIP-Box
einen NTP-Server zu (Network Time Protocol).

Im LANline-Test wurde zunächst die DHCP-Variante gewählt, die auf Anhieb funktionierte. Die
Appliance erhielt von dem im Testnetz vorhandenen DHCP-Server automatisch eine passende
IP-Konfiguration, wodurch der Zugriff auf das Browser-GUI der VoIP-Box von allen Testrechnern aus
möglich war.

Zu einem späteren Zeitpunkt wurde auch die statische Konfiguration der VoIP-Box getestet, die
sich ebenfalls ohne Probleme einrichten ließ. Zu beachten ist allerdings, dass die VoIP-Endgeräte
im gleichen Modus arbeiten müssen, wie die VoIP-Box, also entweder für DHCP oder für statische
IP-Adressen konfiguriert sind. Andernfalls können sich die Endgeräte nicht bei der VoIP-Box
registrieren, die im lokalen Netz als SIP-Registrar und SIP-Outbound-Proxy fungiert. Da bei einer
Umstellung von DHCP auf statische IP-Adressen an verschiedenen Stellen Änderungen erforderlich
sind, sollte der Administrator bereits Erfahrungen mit der VoIP-Box gesammelt haben, bevor er eine
derartige Änderung im laufenden Betrieb durchführt.

Korrekte DNS-Konfiguration wichtig

Damit die VoIP-Box im lokalen Netz als SIP-Registrar für die angeschlossenen Telefone fungieren
und gleichzeitig selbst den SIP-Registrar des Providers für ein- und ausgehende Gespräche verwenden
kann, ist eine korrekte Konfiguration der DNS-Einstellungen erforderlich. Im lokalen Netz verwenden
die Snom VoIP-Box und die daran angeschlossenen Telefone denselben internen DNS-Server. Dieser
führt die Namensauflösung für die vom Administrator konfigurierte VoIP-Box-Domäne durch. Die
Sprachkommunikation mit der Außenwelt wird über diejenigen Einstellungen gesteuert, mit denen sich
die VoIP-Box beim SIP-Provider registriert. Diese lassen sich über die Browser-Oberfläche der
Appliance vornehmen.

Für den LANline-Test kamen ein T-DSL-Anschluss und ein SIP-Account der Deutschen Telekom zum
Einsatz. Als SIP-Registrar, Outbound-Proxy und STUN-Server wurde "tel.t-online.de" gewählt. Der
STUN-Server (Simple Traversal of UDP over NAT) sorgt dafür, dass VoIP-Gespräche auch mit den hinter
einer NAT-Firewall verborgenen Geräten möglich sind, die nur über private IP-Adressen verfügen.

Die Snom VoIP-Box ist standardmäßig mit der Domäne "localhost" konfiguriert. Dies sorgt dafür,
dass alle Anfragen, die sich keiner Domäne zuordnen lassen, von der SIP-TK-Anlage entgegengenommen
werden können. Kleine Unternehmen, die nur eine Domäne benötigen, könnten es bei dieser
Grundeinstellung belassen. Für den LANline-Test haben wir über das Browser-GUI die Domäne "
tel.testnetz.local" neu angelegt und konfiguriert. Damit die Namensauflösung funktioniert, wurde
auf dem DNS-Server im Testnetz eine neue primäre Zone mit diesem Domänennamen eingerichtet. Bei der
Konfiguration der VoIP-Telefone ist dieser DNS-Name dann als SIP-Registrar anzugeben.

Verschiedene Trunk-Optionen

Für die Verbindung mit der Außenwelt, die über einen so genannten Trunk hergestellt wird, bietet
die Snom VoIP-Box mehrere Optionen an. Am einfachsten ist es, wenn sich die SIP-TK-Anlage bei einem
Service-Provider als normaler SIP-Benutzer registriert. In diesem Fall können alle intern
angeschlossenen Telefone via SIP-TK-Anlage über diesen Account nach außen telefonieren. Eingehende
Gespräche leitet die VoIP-Box nach den vom Systemverwalter definierten Regeln an die Endgeräte
weiter. Der LANline-Test wurde mit dieser Option durchgeführt, und die VoIP-Box meldete sich nach
der entsprechenden Konfiguration bei T-Online als SIP-Benutzer an. Die SIP-Plattform des Providers
fungiert dabei als Gateway für die Vermittlung der ein- und ausgehenden Gespräche.

Beim Einsatz dieser Option ist allerdings zu beachten, dass es bislang hinsichtlich der
Funktionalität große Unterschiede zwischen den Providern gibt. Insbesondere das SIP-Trunking wird
erst von wenigen Anbietern unterstützt (siehe Kasten).

Die Snom VoIP-Box lässt sich auch im Gateway- oder im Proxy-Modus einsetzen. Dabei stellt die
Appliance die VoIP-Telefonie für alle lokal angeschlossenen Endgeräte zur Verfügung. Die externen
Verbindungen laufen jedoch über ein klassisches ISDN-Gateway oder einen SIP-Proxy.

Einrichten der SIP-Telefone

Wenn die Konfiguration der VoIP-Box und der DNS-Einstellungen abgeschlossen ist, geht es daran,
die SIP-Endgeräte in Betrieb zu nehmen. Snom stellte für den LANline-Test zwei Systemtelefone Snom
320 zur Verfügung, die mit einem schwenkbaren zweizeiligen Text-Display ausgestattet sind. Zudem
kam das Softphone zum Einsatz, das ein Snom-360-Telefon grafisch auf dem Rechner darstellt.

Das Snom 320 ist mit einem integrierten 2-Port-Switch ausgestattet. Ein Port dient der
LAN-Anbindung, der andere lässt sich für die Verbindung mit dem PC nutzen. Die Stromversorgung ist
sowohl per Netzteil als auch über die Ethernet-Ports möglich (IEEE 802.3af), die auch VLANS
unterstützen (802.1p/Q). Ein Headset-Anschluss ist ebenfalls vorhanden.

Nach dem Einschalten bezieht das Telefon vom DHCP-Server automatisch die IP-Konfiguration.
Anschließend fragt es nach der Telefonkennung und dem SIP-Registrar. Hier wurde im Test die zuvor
in der Managementkonsole der VoIP-Box als neues Konto angelegte Nummer "456" eingegeben und die
DNS-Domäne "tel.testnetz.local" als SIP-Registrierung. Die Eingabe des Textes erfolgt über die
Zifferntastatur des Telefons, was für Nicht-SMS-Profis etwas mühsam ist. Das zweite Telefon erhielt
die Nummer "789". Beim ersten Start wählt der Benutzer zudem die Sprache, das Land und die
Zeitzone.

Die aktuelle IP-Adresse zeigt das Telefon bei jedem Neustart an. Der Reboot lässt sich sowohl
über die Tastatur als auch über die Browser-gestützte Verwaltungsoberfläche sehr einfach
durchführen. Sobald der Benutzer im Browser die IP-Adresse des Telefons eingibt, öffnet sich ein
grafisches Verwaltungs-Tool, das der integrierte Webserver bereitstellt. Hiermit lassen sich
Konfigurationsänderungen sehr viel einfacher durchführen als über die Tastaturmenüs des
Telefons.

Das GUI für die Telefonverwaltung ist vollständig in deutscher Sprache erhältlich. Bei der
VoIP-Box dagegen erscheint bislang auch bei deutscher Sprachauswahl ein Teil der Menüs noch in
Englisch. Immerhin sind die automatischen Ansagen der SIP-TK-Anlage bereits durchgängig auf Deutsch
verfügbar. Ausschließlich in Englisch erhältlich ist die Onlinehilfe der VoIP-Box, die lediglich
die Hilfefunktionen der Webseite "www.pbxnsip.com" aufruft.

IP-Telefonie mit Komfortmerkmalen

Das Snom 320 kann mit allen Funktionen eines Komforttelefons aufwarten. Hierzu zählen unter
anderem Wahlwiederholung, Dreierkonferenz, Anklopfen, Halten, automatische
Nummernvervollständigung, Freisprechmöglichkeit, Stummschaltung, Anzeige verpasster Anrufe,
Rückruf, Headset-Anschluss, Anruferliste und Adressbuch mit jeweils 100 Einträgen sowie
unterschiedliche Ruftöne. Die zwölf programmierbaren und mit LEDs bestückten Tasten lassen sich für
die Kurzwahl nutzen. Eine eigene LED zeigt an, ob neue Nachrichten in der Mailbox vorliegen. Der
Anwender kann eingegangene Nachrichten auch an eine andere Voice-Box weiterleiten oder per E-Mail
verschicken.

Für Gruppenschaltungen sind eigene Klingeltöne einstellbar. Die SIP-TK-Anlage kann bei
eingehenden Anrufen die Nummer, den Namen oder eine vom Benutzer aufgenommene Ansage vorlesen. Das
Adressbuch der TK-Anlage lässt sich über eine CSV-Datei füllen, die jeweils Name, Nummer und
Kurzwahleintrag enthält. Verzeichnisdienste wie LDAP oder Active Directory unterstützt das System
bislang nicht.

VoIP-Box im Praxistest

Während der Tests wurden unterschiedliche Gesprächsszenarien ausprobiert, um die Funktionen der
VoIP-Box und der SIP-Telefone zu überprüfen. Die zwischen den beiden Snom-320-Telefonen und
verschiedenen ISDN- und Mobil-Anschlüssen geführten Gespräche ließen sich auf Anhieb herstellen und
wiesen eine gute Sprachqualität auf, solange kein zusätzlicher Datenverkehr auf der DSL-Leitung
stattfand. Auch wenn zwei Gespräche parallel geführt wurden, blieb die Sprachqualität unverändert
gut. Erst als während eines Gesprächs über den SIP-Provider zu einem ISDN-Anschluss der Download
eines 100 MByte großen Service-Packs gestartet wurde, kam es zu einer deutlichen Verzögerung der
Sprachpakete. Die Sprachqualität war aber annähernd ebenso gut wie zuvor.

Um störende Einflüsse durch Bandbreitenengpässe auszuschließen, sollten Unternehmen darauf
achten, dass der DSL-Router den VoIP-Verkehr priorisieren kann. Dadurch lässt sich für
VoIP-Gespräche immer mindestens die vom Administrator eingestellte Bandbreite garantieren. Zudem
hat der Systemverwalter die Möglichkeit, im Verwaltungsmenü der VoIP-TK-Anlage die Anzahl
gleichzeitiger Gespräche zu begrenzen, damit diese den Prozessor der Appliance nicht
überlasten.

Erhält ein Benutzer, der gerade spricht, einen weiteren Anruf, so signalisiert dies eine LED.
Drückt er die zugehörige Taste, wird dieser Anruf entgegengenommen und das erste Gespräch auf "
Halten" gesetzt, wobei der Anrufende automatisch eine Wartemusik hört. Wählt ein Teilnehmer die
interne Nummer eines ausgeschalteten Snom-Telefons, tritt ebenfalls die VoIP-Box mit der Ansage in
Aktion, dass der Anrufer eine Sprachnachricht hinterlassen kann.

Bei den Tests mit dem auf einem PC installierten Softphone Snom 360 waren bereits bei internen
Anrufen leichte Verzögerungen in der Sprachübertragung festzustellen, die sich bei Gesprächen mit
externen Teilnehmern noch etwas vergrößerten. Die Bedienung des Softphones erwies sich als etwas
gewöhnungsbedürftig. So löscht bei der Eingabe einer Rufnummer die Backspace-Taste gleich den
gesamten Eintrag. Um lediglich die letzte Ziffer zu ändern, muss der Benutzer mit der Maus das Feld
mit der "C-Pfeil"-Taste anklicken. Wie sich eine vorhandene Registrierung im Softphone ändern
lässt, erschließt sich ebenfalls nicht auf Anhieb. Nützlich wäre es zudem, wenn auch der numerische
Ziffernblock der Tastatur für die Eingabe von Rufnummern zur Verfügung stehen würde.

Fazit

Mit der VoIP-Box von Snom und den dazu passenden Telefonen lässt sich mit relativ wenig Aufwand
eine leistungsfähige SIP-basierende TK-Installation aufbauen. Dies gilt insbesondere, wenn die Box
sich als SIP-Benutzer registriert und einen SIP-Provider als Gateway nutzt. Die Snom-IP-Telefone
bieten die gleiche Funktionalität wie herkömmliche Komforttelefone. Bei den Softphones ist eine
gewisse Gewöhnung erforderlich, damit die Bedienung flüssig von der Hand geht. Für kleinere
Unternehmen, die auf Voice over IP umsteigen wollen, sind die VoIP-Box und die SIP-Telefone von
Snom auf jeden Fall ein interessantes Angebot.

Info: Snom Technology Tel.: 030/39833-0 Web: www.snom.de


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