EFM mit standardisiertem Management

Vom Ethernet-Transport zum Ethernet-Service

29. Mai 2006, 23:35 Uhr | Dr. Wilhelm Greiner

Das Thema "Breitbandzugang" ist in Deutschland beinahe gleichbedeutend mit DSL. Für die Unternehmensanbindung wäre allerdings ein preiswerter nativer Ethernet-Anschluss die nützlichste Lösung. In der Praxis scheitert dies oft an der mangelnden Verbreitung von Glasfaserzugängen. Auch die Verwaltbarkeit von Ethernet-Diensten galt lange als nicht Carrier-tauglich. Dabei ist Ethernet in the First Mile (EFM) auch über Kupfer zu betreiben, und die Verwaltbarkeit ist laut Herstellern kein Problem mehr.

Für die nächste Generation von Breitbandzugang setzt die Deutsche Telekom (DTAG) auf VDSL (Very
High Bit-Rate DSL), das mit bis zu 50 MBit/s glänzt, allerdings bei nur wenigen Hundert Metern
Reichweite. Dazu muss die DTAG ihre Kabelverzweiger mit Glasfaser anschließen, wofür in den
nächsten Jahren Milliardeninvestitionen anstehen. Viele Konkurrenten setzen stattdessen auf ADSL2+,
das immerhin 24 MBit/s ermöglicht, ohne zusätzliche Fiber-Rollouts zu erzwingen. Eine Ausnahme ist
der Kölner Regionalnetzbetreiber Netcologne: Er will über 100-MBit/s-Glasfaseranschlüsse
Anwendungen wie Multimedia-Heimarbeitsplätze ermöglichen. Solche Bereitschaft, via Fiber eine
zukunftsträchtige DTAG-Alternative zu schaffen, ist aber selten. Dabei führt laut Analystenmeinung
schon bald kein Weg mehr an der Glasfaser vorbei: "DSL wird zirka 2010 an seine Grenzen stoßen",
warnt Graham Finnie, Analyst bei Heavy Reading. " Und 2010 ist nicht weit entfernt, wenn man eine
Netzwerkinfrastruktur aufbaut." So gelte: "Neue Service-Provider können nun Marktanteile erobern."

Für viele kleinere Unternehmen sowie Konzerne mit Filialstruktur kann DSL eine preiswerte
Alternative zu Standleitungen darstellen. Heutigen Standardangeboten fehlen allerdings
unternehmenstaugliche Dienstgütezusagen (SLAs). Der VDSL-Rollout steht außerdem ganz im Zeichen von
Triple Play (Daten, Sprache, Video über eine Leitung) und IPTV (Fernsehen über IP – inklusive
High-Definition TV, HDTV). Dies sind oft Broadcast-/Multicast-Dienste mit interaktivem Anteil, also
geringen Uplink-Anforderungen. Andere Anwendungen wie Online-Gaming oder Unternehmensapplikationen
fordern aber verlässliche symmetrische Bandbreite.

Punkt-zu-Punkt- sowie Punkt-zu-Mehrpunkt-Anbindungen lassen sich auch über SDH (Ethernet over
SDH, EoSDH) gut abbilden. Mit Hinblick auf künftige Any- to-any-Szenarien (Mehrpunkt-zu-Mehrpunkt)
gewinnt natives Ethernet aber deutlich an Reiz – bieten doch Carrier Ethernet und EFM die
Preisvorteile von Ethernet.

Dieses LAN-Erbe bedingt aber, dass Ethernet nicht von Haus aus Features mitbringt, die Carrier
für die Fernverwaltung der kundenseitig installierten Geräte (CPE) und das Servicemanagement
brauchen. Hier hat sich eine neue Gerätegruppe herausgebildet, die den Carriern eben dies liefert:
das Ethernet Access Device (EAD). "Ein EAD ermöglicht dem Carrier Remote-Tests des Geräts aus
Kundensicht", so David Lock, Director of Ethernet Strategy bei Adva, die seit der Übernahme von
Covaro mit dem FSP-150 EADs führen. "Erst das EAD macht den Ethernet-Transport zum
Ethernet-Service. Denn die Geräte erlauben Rate Limiting, Priorisierung und verschiedene Arten von
Connectivity- und Fehlerprüfungen aus der Ferne." Zudem verringere dies die Betriebskosten
gegenüber dem CPE-Einsatz klassischer LAN-Switches, die solche Funktionen nicht bieten.

Wichtig für Carrier ist eine hochgradige Standardisierung der Verwaltungsaspekte (Operations,
Administration, and Mainte-nance, OAM). Der Standard für EFM-OAM (802.3ah) ist bereits im Sommer
2004 verabschiedet worden. "802.3ah bezieht sich aber nur auf den Transport in der ersten Meile und
greift damit im Hinblick auf End-to-end-Management eines Ethernet-Dienstes zu kurz", so Volker
Bentzuweit von RAD. "Bei der Standardisierung von Ethernet-Service-OAM sind mehrere Gremien
involviert: das Metro Ethernet Forum ebenso wie IETF und ITU. Zum Glück arbeiten diese Verbände
Hand in Hand." Nach der Ratifizierung des Ethernet-OAM-Standards Y.1731 durch die ITU erwartet die
Anbieterschaft noch 2006 die Fertigstellung des IEEE-Standards 802.1ag (Connectivity Fault
Management). Manche Hersteller wie RAD bieten Pre-Standard-Implementierungen.

Die Ethernet-Anbindung läuft meist über Glasfaser. Einige Spezialisten, darunter Actelis,
Hatteras und Overture, offerieren hingegen Lösungen für EFM über Kupfer. Actelis‘ Metalight-Familie
ermöglicht laut Chef-Marketier Yossi Saad die Ethernet-Anbindung mit "beinahe
Glasfaser-Servicequalität" bei bis zu acht Kilometern Reichweite. Somit können Service-Provider
heute schon breitbandige Ethernet-Anwendungen etablieren.


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