Citrix Iforum 2006 in München

Vom SBC zum Access

12. Juli 2006, 23:15 Uhr | Dr. Wilhelm Greiner

Auf der zweitägigen Hausmesse Iforum Ende Mai in München präsentierte Server-Based-Computing-Schwergewicht Citrix die zahlreichen Facetten, mit denen sich bei ihm alles um das Thema Applikationszugriff dreht: Stand letztes Jahr noch der damals neue Presentation Server (CPS) 4.0 im Mittelpunkt, so betonte man nun Bereiche wie die Zugriffssicherheit und -optimierung sowie Application Streaming. Die Veranstaltung lockte laut Hersteller rund 800 Besucher zur Keynote, in 50 Workshops und an 29 Partnerstände.

Mit "Longhorn" – Microsofts nächster Servergeneration, die derzeit als Beta 2 vorliegt – wird
ein Windows-Server künftig von Haus aus deutlich umfangreichere SBC-Funktionen mitbringen. So ist
es ein Zeichen für den Erfolg von Citrix‘ Entwicklungs- und Akquisitionsstrategie, dass dieser
Umstand eben nicht als Damoklesschwert ("Und was wird dann aus Citrix?") über dem Iforum hing.
Vielmehr nutzte CEO Mark Templeton – unterstützt von Visionapps Vordenker Benny Tritsch und
Citrix-Vice-President Wes Wasson – die sehr umfangreiche Keynote dazu, neben der engen
Zusammenarbeit mit Microsoft vor allem die Stärken der heutigen und künftigen Positionierung seines
Hauses herauszuarbeiten.

Templeton sieht Citrix‘ Entwicklung der letzten Jahre als eine von einer "Presentation-Server-"
zur "Access-Company". Im Brennpunkt stehe eine Infrastruktur, mit der sich die Arbeitsweise eines
Mitarbeiters dynamisch je nach Zugriffsgerät, -ort und -methode anpassen und optimieren lässt. Ein
Mitarbeiter, der vom privaten Home-Office-PC aus zugreift, erhält so eine andere Rolle und damit
andere Lese-, Schreib- und Speicherrechte als der Kollege im Unternehmens-LAN. Diese Granularität
der Staffelung von Zugriffsrechten ist heute schon eine der klaren Stärken von Citrix, umgesetzt
durch das Zusammenspiel von CPS und der Security-Komponente Citrix Access Gateway (CAG).

Longhorn wird laut Templeton "einen Unterschied machen" bei SBC-Performance, -Sicherheit und
-Funktionsumfang. Im Rahmen des Projekts "Constellation" arbeitet Citrix deshalb an Techniken, um
diese Funktionalität erneut deutlich zu überbieten: durch Grafikbeschleunigung, autonomes
Load-Balancing, ausgefeiltes System-Monitoring, Policy-basierte Sitzungsprotokollierung, dynamische
Skalierung und weitere Features. Im Projekt "Tarpon" arbeitet Citrix zudem an einer
Application-Streaming-Technik, wie sie Microsoft jüngst durch die Übernahme des
Streaming-Spezialisten Softricity erworben hat – ein weiterer Sektor, in dem Citrix nun potenziell
im Wettbewerb mit seinem langjährigen Entwicklungspartner Microsoft steht. Tarpon war in einem noch
sehr frühen Stadium in einem Workshop zu besichtigen, der Launch ist noch für dieses Jahr
geplant.

Auf die, so Templeton, "gestiegene Relevanz von Webapplikationen" hat Citrix bereits letztes
Jahr durch den Kauf des Zugriffsoptimierers Netscaler reagiert. Die Akquisition von Teros im
November letzten Jahres ergänzt nun die Kompetenz des Hauses in Sachen Application Firewall. Kurz
vor dem Iforum folgte die Übernahme von Reflectent, einem Anbieter von
Application-Performance-Managementsoftware. Deren Lösung Edgesight soll durch die Aggregation von
Client-Metriken die Qualität der Applikationsnutzung veranschaulichen.

Damit besteht Citrix‘ Portfolio heute aus den Bereichen "Application Delivery" (CPS, Netscaler,
Tarpon), "Application Security" (CAG, Password-Manager, Teros‘ App-Firewall) und "Application
Visibility" ("Anwendungssichtbarkeit", also Edgesight). Vor allem im dritten Segment betritt Citrix
Neuland: das Management der Client-Seite. Dass dieses Tool gleich für die Gründung einer eigenen
Business-Unit herhalten muss, macht deutlich, dass Citrix damit nicht nur seine serverseitigen
Stärken verfeinern will. Hier sind wohl weitere Neuerungen und Zukäufe zu erwarten.

Citrix steuert also flott und konsequent darauf zu, eine integrierte und umfassende Plattform
für den Applikationszugriff auch jenseits des klassischen SBCs zu liefern. Templeton möchte sein
Haus als "strategischen Anbieter" für Zugangsfragen positionieren. Damit verfolgt er ein klares und
sinnvolles Ziel, begibt sich aber zwangsläufig auf dünneres Eis: Denn in seinem Stammgeschäft ist
Citrix nach wie vor die unangefochtene Nummer eins, die einzelnen Produkte des eifrig wachsenden
Portfolios hingegen spielen heute nur zum Teil in der ersten Liga mit.

Für Templeton hängt also viel davon ab, wie stringent er künftig seine Story von der
umfassenden, einheitlichen Access-Plattform erzählen kann.


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