Performance von Anwendungen im WAN sicherstellen

Von netzwerkbasierten zu applikationsbasierten SLAs

7. Januar 2008, 23:40 Uhr |

Service Level Agreements (SLAs) garantieren nicht immer die optimale Performance von Anwendungen, die über das Weitverkehrsnetz (WAN) laufen - auch dann nicht, wenn sie überwacht und sogar eingehalten werden. Denn klassische SLAs sind netzwerkbasiert und haben in der Regel nicht die Qualität von geschäftskritischen Applikationen zum Gegenstand: Es wird in der Regel lediglich die Performance der Verbindung gemessen, nicht die der Applikationen. Die Kontrolle des Service-Providers beschränkt sich meist auf das WAN und endet an der Pforte des Unternehmens. Er übernimmt also üblicherweise keine Verantwortung für das LAN, die Server und die Clients. Überdies beruhen die SLAs meist nur auf Schätzungen der Performance, da die Messwerte auf simuliertem, periodischem Verkehr basieren. So kann der Service-Provider die tatsächliche Qualität des Netzwerkverkehrs nicht überprüfen.

Applikationsbasierte SLAs hingegen sollen die Leistung der Anwendungen betreffen, wie sie der Endnutzer am Bildschirm sieht. Daher ist es nötig, jeden einzelnen Datenstrom zu messen, um verlässlich genaue Aussagen über die momentane Anwendungs-Performance treffen zu können. Zunächst ist ein geeigneter Indikator zu wählen, der die jeweilige Applikation, ihre Performance von LAN zu LAN sowie das tatsächlich vom Service-Provider gelieferte Qualitätsniveau berücksichtigt.

Der Application Quality Score (AQS) beispielsweise wandelt grundlegende Applikationsflussmetriken – wie Messungen von Durchsatz, Verzögerungen, Verlusten und Laufzeitschwankungen – mittels eines proprietären Modells in einen High-Level-Score um. Dieses Modell basiert auf dem Vergleich zahlreicher Applikationsflussmerkmale mit den Grenzwerten, die in einer Library gespeichert sind. Der AQS eignet sich damit sehr gut als Indikator für applikationsbasierte SLAs, wenn er mit einer präzisen, gründlichen Messung des tatsächlichen Traffics von LAN zu LAN einhergeht.

Neben der Auswahl des Indikators ist es wichtig, den Umfang der applikationsbasierten SLAs zu definieren. Hier ist es sinnvoll, eine Analogie zwischen Netzwerk- und Applikationsverfügbarkeit herzustellen. Eine Applikation ist für Endnutzer so lange verfügbar, wie der Netzwerkservice sie während einer definierten Periode mit adäquaten Ressourcen versorgen kann. Laufen viele Applikationen über das Netz, sollten applikationsbasierte SLAs lediglich kritische Anwendungen unterstützen und in Verbindung mit Mechanismen genutzt werden, die es ermöglichen, Netzwerkressourcen vorrangig den kritischen Applikationen zuzuweisen. Applikationen mit der gleichen Bedeutung für das Business lassen sich dabei in einem SLA zusammenfassen.

Als dritte Voraussetzung für die Durchführung von applikationsbasierten SLAs sind Regeln für die Gültigkeit der Indikatoren aufzustellen. Diese definieren die Bedingungen, unter denen Service-Provider die SLAs einhalten können. Die Regeln sind essenziell, da Netzwerkressourcen wie die Bandbreite nur begrenzt zur Verfügung stehen. In den meisten Fällen ist heute die Netzwerk-Performance eines Standorts durch die feste WAN-Zugangsgeschwindigkeit bestimmt. Als grundlegende Regel eines applikationsbasierten SLAs sollte man definieren, dass das SLA nicht in Zeiten garantiert werden kann, in denen die Nutzer von kritischen Applikationen mehr WAN-Ressourcen benötigen, als das Unternehmen für diesen Standort provisioniert hat. Um diese Perioden zu identifizieren, ließe sich beispielsweise die maximale Anzahl gleichzeitiger Benutzer für jede Applikation definieren. Wird die Bandbreite jedoch überschritten, kann der Service-Provider keinen garantierten Qualitätsstandard mehr liefern.

Dr. Gerhard Henke/wg

Dr. Gerhard Henke ist Technical Manager bei Ipanema Technologies Deutschland.

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