Die Produktgruppe der WAN-Beschleuniger (WAN Optimization Controllers, WOCs) stellt ein lebhaftes Marktsegment dar. Denn der Bedarf an schnelleren Anbindungen von Filialen und reisenden Mitarbeitern ist bei Unternehmen nach wie vor groß, und die Marktanteile sind noch nicht endgültig verteilt - auch wenn Riverbed laut Gartner bei den gehobenen Geräten (Advanced WOCs) zum vierten Mal, bei den WOCs allgemein zum zweiten Mal die Marktführerschaft für sich beanspruchen kann, bei den Advanced WOCs sogar mit über 30 Prozent Marktanteil. Dennoch ist dieser Markt noch deutlich in Bewegung: Nur nach und nach präsentieren die führenden Anbieter so genannte Soft-WOCs (WOC-Software-Clients für den mobilen Einsatz), und auch bei der Optimierung spezifischer Anwendungsprotokolle sehen Analysten noch Nachbesserungsbedarf.
Vor diesem Hintergrund hat Riverbed ein interessantes neues Highend-Gerät vorgestellt: Die Steelhead Appliance 6120 zielt nicht vorrangig auf die Beschleunigung einer Filialanbindung, sondern auf die Optimierung einer Verbindung zwischen zwei Rechenzentren im Disaster-Recovery-Fall. Auf der Basis der aktuellen Betriebssystemversion RIOS 4.1 nutzt die Appliance laut Hersteller Techniken zur Verhaltensanalyse des Traffics, um den Datenverkehr nach Typ und Größe aufgeschlüsselt bestmöglich zu beschleunigen. So erkenne die Software Disaster-Recovery-Vorgänge wie Datenreplikation und Backup-Routinen automatisch und könne sie entsprechend optimieren. Zudem habe Riverbed die Optimierung zum Schreiben der Daten auf Disk-Subsysteme weiter verbessert und offeriere spezielle Algorithmen für die Replikation von Datenmustern. Hier sieht sich Riverbed gegenüber der Konkurrenz im Vorteil, deren Disk-basierte Lösungen hier mitunter an ihre Grenzen stießen. Die Steelhead Appliance 6120 bietet Plattenplatz für 3 TByte Daten, hat allerdings einen US-Listenpreis von stolzen 119.995 Dollar.
Konkurrent Blue Coat zählt zu seinen Produktvorteilen die enge Verknüpfung von Beschleunigungs- und Sicherheitsfunktionen einschließlich Benutzerauthentifizierung. Diese Authentifizierung erlaube es den Proxy SG Appliances von Blue Coat zum Beispiel, den schreibenden Zugriffen von Vertriebsmitarbeitern auf eine Datenbank Vorrang gegenüber dem Lesezugriff eines Controllers zu geben, der eine rechenintensive Auswertung durchführen möchte und die Erfassung der Auftragseingänge beispielsweise am Quartalsende dadurch stark verzögern würde. Mit Version 5.2 seines Betriebssystems SGOS bietet Blue Coat nun zusätzliche Features für Authentifizierung und Log-ins: Administratoren können Anwendern selbst dann einen differenzierten Zugang zum Netzwerk gestatten, wenn deren Authentifizierung fehlgeschlagen ist. So können diese Mitarbeiter zum Beispiel mit dem Helpdesk kommunizieren, wenn ihr Passwort abgelaufen ist. Außerdem können Systemverwalter nun einen begrenzten Gästezugriff auf Netzwerkressourcen einrichten.
Packeteer, der Hersteller des bekannten Packetshapers und des integrierten WOCs Ishaper, präsentiert neue Plug-ins zur Klassifizierung von Applikationen. So erkennen die Packeteer-Geräte nun Onlinespiele wie Halo 3, die Microsofts Xbox-Live-Netzwerk nutzen, MSN Instant Messaging Video sowie P2P-Verkehr (Peer-to-Peer) von Bit-Torrent. Diese Datenströme lassen sich automatisch identifizieren und gemäß Administrationsrichtlinien kontrollieren, also blocken oder drosseln. Auch Exinda Networks hat gemeldet, dass ihre Appliances nun solchen P2P-Verkehr, der Unternehmens-Firewalls gezielt umgeht, erkennen und kontrollieren können. Laut Exinda identifizieren und klassifizeren die hauseigenen WOCs über 1000 Anwendungen.
Expand Networks wiederum betont, durch Funktionen zur Beschleunigung von RDP (Remote Desktop Protocol) die Implementierung einer Virtual Desktop Infrastructure (VDI) selbst in Zweigstellen zu ermöglichen. Bei VDI-Architekturen greifen Fat oder Thin Clients auf zentral gehostete Desktops zu, im Fall von Vmware mittels RDP, beim Konkurrenzmodell des Citrix Desktop Servers über ICA und RDP. Die Performance über WAN-Links ist hier natürlich ein K .o.-Kriterium.
LANline/Dr. Wilhelm Greiner