Sybase-Datenbank mit mehr Funktionalität

Webservices im Datenbankvisier

2. November 2005, 0:06 Uhr | Susanne Franke/jos

Ein neuer Abfrage-Optimizer, vorberechnete Spalten, aber auch verbesserte XML-Unterstützung und Messaging-Services gehören zu den Änderungen in der Version 15 der Sybase-Datenbank. Damit will der Anbieter auch solche Anwender gewinnen, deren Bedarf sowohl viele und kurze Transaktionen als auch komplexe Abfragen einschließt.

Die sicher am tiefsten greifende Änderung im Datenbankmanagementsystem ASE 15 (Adaptive Server
Enterprise) betrifft den Datenbank-Kernel: 70 Prozent des Codes mussten umgeschrieben werden, um
einen Optimizer zu implementieren, der für höhere Parallelität in der Ausführung von Abfragen
sorgen soll. Damit will der Hersteller das Einsatzgebiet seiner Datenbank auf Umgebungen erweitern,
in denen OLTP-Prozesse (Online Transaction Processing) mit vielen komplexen Abfragen und Reporting
eine Rolle spielen.

Die so genannte Lava Engine zerlegt komplexe Abfragen in Basisoperationen in Form eines
Query-Trees. Der Vorteil dieser Art der hierarchischen Anordnung besteht laut Thomas Dücker, System
Consultant bei Sybase, darin, dass die Operatoren für den effizientesten Weg bei der
Query-Verarbeitung weniger Entscheidungen benötigen als die bisher übliche Methode aufgrund der
Kostenberechnung für eine Abfrage. Laut herstellerinterner Tests erhöht sich damit die Leistung der
Queries um 20 Prozent im Vergleich zur Vorgängerversion mit dem Release-Stand 12.5.

Vorberechnete Spalten, auch "Computing Columns" genannt, sollen ebenfalls komplexe Abfragen
erleichtern. Es handelt sich dabei um Rechenoperationen oder Java-Programme, die automatisch vor
der Abfrage ausgeführt werden. Diese Berechnungen sind nicht auf Spalten beschränkt, sondern lassen
sich auch für Funktionen durchführen. Kommen diese häufig vor, kann der Anwender sie mit Indizes
versehen. In der Version 15 sind so genannte Smart Partitions hinzugekommen. Tabellen lassen sich
damit nach Wertebereichen wie etwa Postleitzahlen physikalisch auf unabhängige Geräte verteilen.
Der Vorteil: Bei einem Hardwareausfall sind nur bestimmte Partitionen betroffen.

Serviceorientierte Architekturen

Der Anbieter will mit seiner Datenbank für künftige serviceorientierte Architekturen (SOA)
ebenfalls gerüstet sein und hat das Release mit neuer und überarbeiteter Funktionalität
hinsichtlich Messaging, XML-Unterstützung sowie Webservices und Java ausgestattet. ASE 15 kann über
eine Sendmessage-Prozedur mit nachrichtenbasierenden Infrastrukturen zusammenarbeiten, und zwar mit
MQ Series, Tibco Rendezvous oder Java Messaging Services. Als Reaktion auf einen Datenbank-Event –
etwa einen Marker in einer Tabelle zu einer gestohlenen Kreditkarte – geht automatisch eine
Nachricht an den Message-Bus, der diese an die vom Ereignis betroffenen Anwendungen weitergibt.
Programmierung sei dafür nicht erforderlich.

Bereits die Vorversion konnte XML-Daten nativ speichern und in eine Tabellenstruktur überführen.
Das aktuelle Release bietet nun XML-Queries, die eine Erweiterung der SQL-Syntax darstellen. Es
genügen die Schlüsselworte "for xml", damit ein Mapping der Tabellendatenstrukturen in die Lingua
Franca erfolgt. Dabei soll keine Geschwindigkeit verloren gehen: Um die Leistungseinbuße
auszugleichen, die XML-Abfragen mit sich bringen, enthält die Lava Engine drei Operatoren, die sich
speziell darum kümmern.

Schließlich sollen sich Webservices, deren Komponenten in der Datenbank abgelegt sind, mithilfe
eines Java-Aufrufs und SOAP zusammenfügen lassen und im Java Runtime Environment in der Datenbank
laufen. Die Java-Runtime-Umgebung zeigt ihren Nutzen beispielsweise beim Einsatz von
Funktionsindizes. Außerdem besitzt ASE 15 erweiterte Services für den direkten Zugriff auf un- und
semistrukturierte Daten in Betriebssystemdateien. Diese Services werden entgegen früheren Versionen
gemeinsam mit dem Core Server angeboten.

Sybase offeriert ASE 15 in unterschiedlichen Editionen, und es gibt auch eine freie Express
Edition für Linux-Nutzer mit maximal 5 GByte Daten, 2 GByte Speicher und einer CPU. Neben dem
Pinguin-Betriebssystem läuft die Datenbank unter Windows, Solaris, HP-UX und AIX.


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Lampertz GmbH & Co. KG

Matchmaker+