Bitkom-Forum zur IT-Energieeffizienz

Wege zum grünen RZ

18. Dezember 2007, 1:10 Uhr | Dr. Wilhelm Greiner

Das Bitkom-Forum "IT-Infrastruktur und Energieeffizienz" am 22. November in Düsseldorf bot eine Fülle nützlicher Informationen zum Stand der Diskussion rund um die Umweltfreundlichkeit oder -schädlichkeit der IT. Fachleute unterschiedlicher Richtungen zeigten zahlreiche Maßnahmen auf, mit denen Unternehmen Energiekosten senken und zeitgleich ökologischer wirtschaften können.

Eine Fülle wichtiger Kennzahlen verdichtete Privatdozent Dr. Klaus Fichter vom Borderstep
Institut: In Deutschland seien rund 1,6 Millionen Server installiert – weltweit rund 32 Millionen.
Ein Treiber der Green-IT-Diskussion ist die zunehmende Energiedichte pro Rack, die zu
Entwärmungsproblemen im RZs geführt hat. Steigende Energiepreise machen die Problematik auch für
Unternehmen relevant, die noch nicht an die Leistungsgrenze ihrer Klimaanlagen stoßen: Die
Energiepreise für Industriekunden in Europa haben seit 2000 um zirka ein Drittel zugelegt.

Laut Borderstep verursachten RZs 2006 rund 1,5 Prozent des deutschen Stromverbrauchs. Der
RZ-Verbrauch hat sich seit 2000 auf 8,67 TWh 2006 mehr als verdoppelt. Vergleichswerte
veranschaulichen dies: 8,67 TWh entsprechen dem Jahresverbrauch von 2,5 Millionen deutscher
Haushalte. Neben dem RZ-Infrastruktur-Equipment sind vor allem Server die Stromfresser im RZ; den
Problemfall bilden Volume-Server – die klassischen, schlecht ausgelasteten x86-Pizzaboxen.
Steigende Strompreise haben die Stromkosten deutscher RZs laut Fichter von 251 Millionen Euro
(2000) auf 867 Millionen Euro (2006) eskalieren lassen.

Fichter präsentierte zudem die Ergebnisse des Reports der amerikanischen Umweltbehörde EPA für
den US-Kongress vom August 2007. Der Bericht zeigt auf, dass je nach RZ-Energieeffizienz der
Stromverbrauch weiter deutlich ansteigen kann – oder aber im Best-Practice-Szenario, erst recht bei
(wohl nur theoretisch möglicher) State-of-the-Art-Techniknutzung hingegen sogar deutlich sinken und
dann stagnieren kann. Der Marktkenner übertrug dies auf deutsche RZs: Hier könne je nach Szenario
der Stromverbrauch im Jahr 2010 zwischen 4,48 und 12,88 TWh liegen – also ein Unterschied fast um
den Faktor drei. Fichters Empfehlungen reichen von Best-Practice-Broschüren bis zur Entwicklung von
Branchen-Roadmaps.

Ralph Wölpert von Lampertz appellierte: "Nutzen Sie jede Möglichkeit zum Energiesparen!" Er
verwies auf die Möglichkeit des Energy Contractings (Bezug von Strom, aber auch von Kälte und Wärme
von einem Service-Provider). René Wienholtz vom Hosting-Anbieter Strato – der jüngst sehr
werbewirksam auf Strom aus regenerativen Quellen umgestiegen ist – stellte den Umstieg auf 73
Prozent stromsparendere Server vor. Er mahnte, in der Green-IT-Diskussion sei die Anpassung der
Applikationen "ein völlig vernachlässigter Punkt": Multithreaded-CPUs seien die Zukunft, die
Software müsse aber darauf angepasst werden.

Dr. Christian Knermann vom Fraunhofer Institut Umsicht stellte seine in der LAN- line bereits
diskutierte Studie vor, die die deutlichen Stromverbrauchsvorteile von TCs gegenüber PCs belegt –
auch wenn man für je 20 TCs den Verbrauch und die Kühlung eines Servers mit einrechnet. Dr. Norbert
Reintjes vom Umweltberatungsinstitut Ökopol präsentierte den Stand der Dinge in Sachen Ökolabels
für IT-Equipment. Das Umweltbundesamt arbeitet hier zusammen mit dem Bitkom derzeit an Kriterien
für PCs, Labels für Imaging-Geräte und für Server könnten folgen.

Spannend war auch der Vortrag von Dr. Behrend Freese von Zimory: Das Deutsche-Telekom-Spinoff
hat eine Plattform für den globalen Handel mit RZ-Kapazitäten entwickelt. Ziel ist es, dass
Unternehmen künftig über das Marktplatzportal von Zimory überschüssige RZ-Kapazität anbieten oder
auch benötigte Kapazität kurzfristig und nach Bedarf anmieten können.

Die Veranstaltung endete mit einer Key- note der LANline zum Thema "Grüne IT – Hype oder
langfristiger Trend?" Deren Message: Green IT ist ein Hype, zugleich aber ein Trend; der lästige
Marketing-Rummel gibt Entscheidern wenigstens genügend Vorlauf für Veränderungen.

Mehr zum Thema in der LANline Zone "Green IT" unter www.lanline.de.


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