IEEE segnet 802.11n-Entwurf 2.0 ab

Wifi, Wimax, 802.11n – Highspeed-WLAN-Markt immer unübersichtlicher

22. Januar 2007, 23:50 Uhr |

Die Standardisierung von Highspeed-WLANs erklimmt die nächste Stufe: Ohne Gegenstimmen und mit nur fünf Enthaltungen haben 100 Mitglieder der IEEE-802-Taskforce auf ihrem jüngsten Meeting für den gegenwärtigen Entwurf 2.0 von 802.11n gestimmt. Dabei hätte schon eine Dreiviertelmehrheit ausgereicht, um die nächste Runde der Standardisierung zu erreichen, bei der alle Mitglieder per Brief abstimmen müssen.

Der gegenwärtige Entwurf enthält eine Reihe von Änderungen gegenüber den ursprünglichen Entwürfen 1.0 und 1.10, und nicht alle davon sind zu 1.0 kompatibel. Damit geht die IEEE auf Distanz zur WiFi-Alliance, die den ersten Entwurf 1.0 als ausreichend ansah und einen entsprechenden Standard "Wireless-N" beschlossen hat. Hierfür zertifiziert sie bereits Router und Notebook-Karten, die seit der CES-Messe auch schon den Handel erreicht haben.

Der Hintergrund für die Konfrontation von IEEE und WiFi-Alliance ist, dass vor allem die Chip-Anbieter nicht bis Ende 2007 oder gar Anfang 2008 warten wollen, bis die IEEE den neuen Standard ratifiziert hat. Denn 802.11n ist der erste WLAN-Standard, der mehr als 100 MBit/s vorsieht. Diese Leistung wird durch die so genannte MIMO-Funktion (Multiple Input, Multiple Output) erreicht, bei der mehrere parallele Antennen die Verbindung aufrecht erhalten. Damit lässt sich hoher Durchsatz mit äußerst geringer Fehlerrate erzielen. Der Nachteil von 802.11n ist, dass er nicht kompatibel zu den bisherigen Standards 802.11b, 11a und 11g ist und somit die breite Umstellung schon aus Kostengründen einige Jahre in Ansprung nehmen wird.

Auch verschiedene Großunternehmen pushen die neue Übertragung, da sie viele neue Anwendungen im Bereich CRM und bei der Teamarbeit erlaubt. So lassen sich dank der schnellen 802.11n-Übertragung große Konstruktionsdateien oder Instruktionsvideos per WLAN übertragen. Auch die Teilnahme an IP-basierten Videokonferenzen wäre damit erstmals per Funk möglich. Und so haben Dell, Lenovo sowie Apple die neuen Chipsätze bereits eingebaut – diese aber noch nicht aktiviert. Dafür soll teilweise eine Aktivierungsgebühr anfallen. Apple will bespielsweise zwei Dollar dafür haben.

Techniker und Marktexperten warnen jedoch immer eindringlicher davor, auf "Wireless-N" zu wechseln. "Die Zertifizierung eines vorläufigen Entwurfs durch die WiFi-Alliance verunsichert den Markt mehr, als es ihm auf Dauer hilft", so Stan Schatt von ABI Research. Auch verschiedene Kompatibilitätsuntersuchungen über die Geräte, die es im Markt bereits gibt, zeigten noch erhebliche Kommunikationsprobleme der Komponenten.

Der neue Wireless-N-Standard könnte gemeinsam mit UMTS dem von Intel geförderten Wimax-Standard ein frühes Ende bescheren. Denn drei unterschiedliche und inkompatible Verfahren für das gleiche Ziel – schnelle drahtlose Datenübertragung – sind definitiv zu viel. Im Bereich mobile Anwendungen auf Handys und PDAs ist der UMTS-Standard bei weitem noch nicht ausgereizt, und innerhalb eines Büros oder Eigenheims würde 802.11n völlig ausreichen. Auch die großen TK-Netzbetreiber werden Wimax die Existenz schwer machen, denn einen Glasfaseranschluss bis ins Wohnzimmer kann keine noch so gute Wimax-Verbindung übertreffen.

Amerikas Marktexperten sehen trotzdem eine Nischenanwendung für Wimax: "In weitläufigen, dünn besiedelten Regionen im Mittleren Westen, Zentralchina oder Osteuropa könnte Wimax eine sinnvolle Ergänzung zu Richtfunk oder Überlandkabeln sein", so Stan Schatt.

Harald Weiss/wg


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