Eigentlich sollte schon zum Jahresende in drei US-Metropolen ein Wimax-Netz samt Mobiltelefonen zur Verfügung stehen, doch noch ist es nicht so weit. Und der dortige Netzbetreiber Sprint war in den letzten Monaten derart von Krisen geschüttelt, dass sich inzwischen viele fragen, wie es mit Wimax insgesamt weitergehen wird.
Trotz einiger Fortschritte betrachten Analystem die weiteren Wimax-Aussichten im Allgemeinen zurückhaltend. In ihrem jüngsten Bericht über die gegenwärtige weltweite Wimax-Situation zeichnen die US-Marktforscher von In-Stat ein eher von Skepsis geprägtes Bild: "Es gab zwar bei der Wimax-Entwicklung eine Reihe positiver Ereignisse in den letzten zwölf Monaten, doch es bleibt ein hohes Maß an Ungewissheit über die weiteren Aussichten", so In-Stat-Analyst Daryl Schoolar.
Sehr viel Unsicherheit resultiert seiner Ansicht nach daraus, dass es weiterhin keine weltweit einheitlichen Frequenzen dafür gibt, und dass ein fragmentierter Markt nicht genug Volumen einbringt, um die Preise der Endgeräte niedrig zu gestalten.
–
Drahtloses Unternehmen ist keine bloße Vision
–
Intel: 2008 wird das Wimax-Jahr
–
Mobilfunktechnik HSPA läuft Wimax in den kommenden Jahren den Rang ab
–
BBWF: NSN bringt Breitbandlösungen für Festnetz und Wimax
Aber auch andere Faktoren bremsen bei vielen Anbietern und Providern die Wimax-Begeisterung. So gibt es vor allem in Europa wenig Interesse an Wimax, da hier das Mobilfunknetz mit UMTS bereits sehr leistungsstark ist. Auch in Asien breitet sich die konkurrierende W-CDMA-Technik sehr schnell aus, und somit konzentrieren sich alle Hoffnungen auf die USA. So meinen die Analysten von In-Stat, dass bis 2012 über 40 Prozent der weltweiten Wimax-Umsätze in den USA getätigt werden.
Doch das hängt vor allem davon ab, wie schnell der US-Mobilfunkbetreiber Sprint seine Pläne für den Aufbau eines landesweiten Wimax-Netzes umsetzen kann. Ursprünglich sollten schon zum Jahresende die ersten drei Wimax-Netze in Metropolen in Betrieb gehen, doch bislang bleibt es bei der Versicherung, dass dies "bald geschehen wird". Fünf Milliarden Dollar will Sprint in den Aufbau der Infrastruktur investieren. Hierzu hatte man sich den Netzwerkspezialisten Clearwire mit ins Boot geholt, doch die Zusammenarbeit wurde im Sommer beendet und Sprints CEO gefeuert.
Seit Montag hat Sprint einen neuen CEO, doch dieser kommt aus dem reinen Mobilfunkbereich und hat sich in seiner bisherigen Karriere nicht als besonders risikofreudig gezeigt. "Alles hängt jetzt davon ab, wie Sprint das Wimax-Projekt weiter verfolgt", bestätigt Schoolar. Seiner Ansicht wäre ein Aussteigen von Sprint ein immenser Imageverlust für Wimax, was die Entwicklung der Technik um Jahre zurückwerfen würde.
US-Marktexperten rechnen jedoch nicht mit diesem Debakel. Viel wahrscheinlicher sei es, dass Sprint das Wimax-Projekt gemeinsam mit neuen Partnern fortsetzen wird. Als große Unbekannte wird hier Intel gehandelt. Der Chip-Gigant hat bereits sehr viel Geld, Zeit und Ressourcen in die Wimax-Entwicklung gesteckt, sodass er gegenüber den Investoren unter Erfolgszwang steht. Für das kommende Jahr hat Intel bereits eine "weitreichende Zusammenarbeit mit Sprint und Clearwire" angekündigt, ohne bislang weitere Details zu nennen.
Darüber hinaus ist Intel auch weltweit äußerst aktiv, um die Wimax-Technik voranzubringen. So soll in Moskau im nächsten Jahr ein flächendeckendes Wimax-Netz im 2,5-2,7-GHz-Band fertig sein, das Intel und Comstar gerade bauen. Auch in Japan gab es jetzt einen Erfolg für Intel, nachdem das dortige Kommunikationsministerium die Wimax-Frequenzlizenz an ein von KDDI geführtes Konsortium vergab, das von Intel unterstützt wird. Bis Ende 2013 will die Gruppe 1,3 Milliarden Dollar in den Aufbau eines japanischen Wimax-Netzes investieren.
Der einzig sichere Wimax-Markt ist laut laut Schoolar eine Art DSL-Ersatz in den Entwicklungsländern und Emerging Markets, doch dies können aus Kostengründen keine Pilotmärkte sein. Vielmehr werden diese Märkte erst im Kielwasser einer guten Marktdurchdringung in den Industrieländern nachziehen.
Von Harald Weiss/wg