CRN-Interview mit Stefan Roth von Fujitsu

»Wir werden nicht irgendwann aufhören, Daten zu speichern«

20. Mai 2019, 10:12 Uhr | Daniel Dubsky

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

»Die Frage ist, wo 3D Xpoint benötigt wird«

CRN: Nach der großen Flash-Krise des Jahres 2017 ist die Liefersituation wieder stabil und die Flash-Preise sinken. Sehen Sie das Risiko, dass es bei neuerlichen Produktionsumstellungen bei den Flash-Produzenten wieder zu einer Knappheit und steigenden Preisen kommen könnte?

Roth: Aktuell ist das nicht zu erwarten. Wenn nicht Naturkatastrophen oder ähnliches die Situation schlagartig verschärfen, sollten die Hersteller in diesem Punkt ihre Lektion gelernt haben. Fujitsu setzt auf mehrere Hersteller, sodass eine Verknappung kein Thema sein sollte und wird.

CRN: Wie lange wird es ihrer Einschätzung nach dauern, bis sich neue Speichertechnologien wie »3D Xpoint« durchsetzen werden?

Roth: Intel Optane beziehungsweise 3D Xpoint haben wir ja heute schon – als NV-DIMM in den Servern und für SDS, integrierte Systeme oder HCI-Lösungen. Noch wird es vorwiegend als Cache eingesetzt, da die Technologien noch zu teuer im Vergleich zu anderen sind.

Die Frage ist hier, ob und wo die Technologie genau benötigt wird – und ob wir überhaupt die Applikationen haben, die Infrastruktur bereitstellen und die Performance in den Servern vorhalten, die solche Antwortzeiten in großen Storage-Systemen dann auch ausnutzen können. Das wird sicherlich noch etwas dauern, derzeit sehen wir – wie gesagt – die ersten Einsatzbereiche in Servern und als Cache.

CRN: Wie verändern sich Rechenzentren und Speicherlandschaften durch NVMe und NVMe-over-Fabric?

Roth: Ein Blick zurück zeigt: Man konnte früher viele Server und Applikationen auf eine oder wenige Storage-Systeme konsolidieren, dann war die Entwicklung der Server-Performance und Antwortzeiten einige Jahre schneller als die der Storage-Systeme und man brauchte Lösungen, um die Applikationen auf den Servern adäquat zu bedienen. Das war unter anderem auch ein Grund für die Entwicklung von HCI-Lösungen, um die Daten direkt im Server zu speichern.

Mit den heutigen NAND-SSDs und der Entwicklung der Storage-Architekturen hat sich das inzwischen wieder geändert. Der Bottleneck liegt jetzt im Netzwerk. Es geht darum, die Performance moderner Storage-Systeme auch wirklich zum Server und zu den Applikationen zu bringen. Daraus hat sich das NVMe-Protokoll entwickelt. Gegenüber dem SCSI-Protokoll ist es wesentlich schmaler und bietet nicht mehr nur eine Queue, sondern 64.000 Queues und 64K-Kommandos per Queue.

Es gibt drei Phasen und Möglichkeiten bei der Einführung von NVMe. Als erstes – wie schon dargestellt – natürlich in Servern, etwa als NV-DIMM oder als PCI-Karte. Oder aber auch in den Storage-Systemen als PCI-Cache oder als via NVMe angebundene SSD.

Damit wir auch die Server über das Netzwerk mit NVMe anbinden können, entwickelten die Netzwerkhersteller dann NVMe-over-Fabric. So kann die vorhandene Verkabelung genutzt werden. Aber welche Applikation braucht jetzt diese Geschwindigkeit und Antwortzeiten? Heute gibt es sicherlich noch nicht viele Einsatznotwendigkeiten, die eine solche Investition rechtfertigen. Diese werden jedoch vermehrt mit der fortschreitenden Digitalisierung, KI/ML, HPC, Realtime Analytics und allen jenen Applikationen kommen, die wir heute noch gar nicht kennen.

CRN: Sind NVMe und NVMe-over-Fabric schon auf dem Weg in den Mainstream?

Roth: In den Mainstream eher nicht, auch wenn es von einigen Herstellern so dargestellt wird. Heute haben wir diese hohen Anforderungen nach Performance und Antwortzeiten, wo NVMe-over-Fabric wirklich nötig ist, noch nicht auf breiter Basis. Aber das wird kommen, und NVMe-over-Fabric wird Einzug in die Rechenzentren der Unternehmen halten. Wichtig ist, dass wir uns bei der Investition von Switchen/Direktoren heute diese Möglichkeit bereits offenhalten.


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  2. »Die Frage ist, wo 3D Xpoint benötigt wird«

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