Der Kampf um den Markt der Business-WLANs geht in die nächste Runde - mit sehr unterschiedlichen Lösungsansätzen. Während beispielsweise das neue "Wireless Backbone System" von Meru das komplett kabellose Unternehmen propagiert, setzt HP Procurve auf eine ausgefeilte Integration von LAN- und WLAN-Technik. Insbesondere vom Standpunkt des Netzmanagers soll es hier künftig keinen Unterschied mehr machen, ob ein Benutzer via Kabel oder wireless ins Netz kommt.
WLANs sind in Unternehmen nach wie vor nur schwach präsent. Das belegt unter anderem eine
Marktstudie, die IDC letztes Jahr unter 652 europäischen Unternehmen durchgeführt hat. Demnach
haben 57 Prozent aller Unternehmen noch keine Pläne, WLAN bei sich einzuführen, 13 Prozent haben
sich dazu noch keine Meinung gebildet. Lediglich zwölf Prozent haben bereits WLAN-Technik im
Einsatz, und weitere acht Prozent planen in näherer Zukunft konkrete Schritte in diese Richtung. "
Den IT-Managern in den Unternehmen fehlen noch die wirklich überzeugenden Argumente", erklärt
Evelien Wiggers, die bei IDC als Senior Research Analyst für den europäischen Telekommunikations-
und Netzwerkmarkt zuständig ist. Vor allem fehle es noch an Anwendungen. Auch Sicherheit und
Management müßten noch weiter verbessert werden. Und nicht zuletzt bemängelten die Unternehmen die
bisher mäßige Integration von LAN- und WLAN-Technik.
Die Netzwerkdivision von HP, in der unter dem Label Procurve alle Aktivitäten in Sachen
LAN/WAN-Switches und WLAN gebündelt sind, adressiert mit ihrer jüngst vorgestellten WLAN-Lösung
genau diese Probleme. Mit dem "Procurve 5300xl Wireless Edge Services Modul" und dem "Wireless
Access Point 530" bietet das Unternehmen die gemeinsame Verwaltung kabelgebundener und kabelloser
Netzwerke. "Wir haben ein gemeinsames Datenbank-Directory, ein gemeinsames Management-Interface und
gemeinsame Regeln für die Definition und Durchsetzung der Zugangskont-rolle", so Bruno Hareng, EMEA
Product Manager bei Procurve. "Es gibt also nur eine gemeinsame Sicht auf das Netzwerk, egal ob ein
Nutzer via Kabel oder Funkstrecke mit dem Netz verbunden ist." In Sachen Sicherheit folgen die
neuen Produkte dem "Adaptive-Edge"-Konzept von Procurve. Einer der Hauptpunkte hier: Die Definition
der Sicherheitsregeln (identitätsbasiert) erfolgt zentral, die Durchsetzung der Regeln geschieht
aber am Rand des Netzwerks.
Der AP 530 enthält genau genommen zwei APs, außerdem einen Radius-Server. Der Switch-Einschub
mit standardmäßig zwölf Radioports läßt sich mit unterschiedlichen Radiomodulen auf insgesamt 36
Radioports erweitern. Danach wird ein zweiter Switch-Einschub fällig. Die neue Procurve-WLAN-Lösung
soll auch als Telefoninfrastruktur eine gute Figur machen – entsprechende Funktionen für
Servicequalität und schnelles Roaming sind bereits integriert.
Meru ließ auf der "Interop" in Las Vegas Anfang Mai ein Gespenst Realität werden, das vor allem
der Kabelindustrie Alpträume verursachen dürfte: das "All Wireless Enterprise", also das komplett
kabellose Unternehmen. Das in Las Vegas erstmals gezeigte "Wireless Backbone System" überträgt wie
die Procurve-Lösung ebenfalls sowohl Daten- als auch Sprachverkehr, bindet aber nicht nur Clients
drahtlos an, sondern kommt zudem sowohl im Kernnetz als auch bei der Vernetzung der Access Points
ohne einen einzigen Meter Kabel aus. Das System kombiniert die von Meru patentierte "Air Traffic
Control"-Technologie für hierarchische, in Richtung Kernnetz zunehmende Bandbreiten, mit weiteren
Meru-eigenen WLAN-Entwicklungen. Dazu zählen beispielsweise Technologien für die Qualitätssicherung
in der Luft, für die Sicherheit und nicht zuletzt für ein Konzept von "virtuellen Funkzellen".
Letzteres eliminiert laut Meru unter anderem Engpässe bei der Kanalzuweisung. Ab Juni soll das
System auch in Deutschland angeboten werden.
So unterschiedlich die Konzepte von HP Procurve und Meru sein mögen – beiden scheint eine
wichtige Erkenntnis zugrunde zu liegen: WLAN als "aufgesetzte" Technologie, die ein vom Rest der IT
losgelöstes Management mitbringt, hat in Unternehmen keine Chance.