Zero Client Computing und Multimediabeschleunigung für Thin Clients

Wyse will TC-Einsatzbereich erheblich erweitern

15. Oktober 2007, 22:57 Uhr |

Der langjährige Marktführer im Thin Client Computing hat eine strategische Ausdehnung seines TC-Portfolios inklusive neuer Hard- und Software vorgestellt. Ziel ist es, TCs künftig nicht nur als schlanken Desktop-PC-Ersatz für Mitarbeiter mit einfachen Eingabe- oder Erfassungstätigkeiten (so genannte "Task Workers") zu positionieren; vielmehr will der asiatisch-amerikanische Hersteller die kleinen, preiswerten und umweltfreundlichen Thin Clients auch für den gehobenen Office-Einsatz - also die Arbeit so genannter "Knowledge Workers" - attraktiv machen. Dabei bewegt sich Wyse immer stärker weg vom reinen Client-Hardwarelieferanten hin zum Lösungsanbieter.

Zu den jüngst in München von Wyse-CEO Tarkan Maner und Chief Marketing Officer Jeff McNaught vorgestellten Neuerungen zählen eine Streaming-Lösung für Flash-lose TCs (bei Wyse "Zero Client Computing" genannt), eine Software für die Client-gestützte Beschleunigung der Multimediadarstellung, Managementintegration, Thin (also festplattenlose) Notebooks sowie eine neue Familie von Desktop-Geräten.

WSM (Wyse Streaming Manager), Wyses Lösung für die automatisierte, bedarfsgerechte Provisionierung von Softwarekomponenten in Echtzeit, überträgt Betriebssystem- und Anwendungsbausteine auf festplatten- und Flash-lose TCs (Zero Clients). Bei der Provisionierung nutzt WSM das Active Directory zur Bestimmung der Rolle des Anwenders im Unternehmen, für den Zugriff von Zweigstellen aus gibt es eine WAN-Beschleunigungskomponente als Appliance oder Software. WSM kann Anwendungen auf unterschiedlichen Betriebssystemen dynamisch bereitstellen, darunter Windows XP Embedded, Windows 2000 Professional und XP Professional. Die Unterstützung weiterer Betriebssysteme – insbesondere von Linux – ist in Planung.

Der entscheidende Schritt des Zero Client Computings über das bekannte TC-Computing hinaus ist die völlige Unabhängigkeit von lokal vorgehaltener Software wie zum Beispiel einem Client-Betriebssystem : Die IT-Abteilung muss laut CMO Jeff McNaught nun nicht mehr zahlreiche OS- oder Applikations-Images auf Servern und Clients unterhalten, sondern pflegt und aktualisiert ein zentrales Software-Image, das WSM dann nach Bedarf – gegebenenfalls auch via Multicasting – ausbringt. Zur Einhaltung der Lizenzbestimmungen ist ein Lizenzserver inbegriffen, der Zugriffsversuche jenseits der gültigen Nutzerzahl abblockt. Neben automatischer Provisionierung und vereinfachtem Patch- und Security-Management hebt McNaught hervor, dass durch den kompletten Wegfall von Speicher auf dem Client auch Gerätemanagementsoftware überflüssig wird.

Wyse unterstützt damit drei Varianten des Thin Client Computings: das klassische Server-based Computing (SBC) mit Citrix Presentation Server, die Virtual Desktop Infrastructure (VDI) von Vmware sowie die hauseigene Zero-Client-Variante. Als besonders nützlich könnte sich letztere künftig auch in mobilen Szenarien erweisen, da der Verlust, Diebstahl oder Ausfall des Clients durch schlichten Hardwareersatz zu beheben ist.

Eine weitere sehr interessante Neuerung ist Wyse TCX Multimedia: Die Multimediaversion der noch junge Softwarelösung TCX erweitert sowohl das klassische SBC als auch die Desktop-Virtualisierung um eine Optimierung der Grafikdarstellung, die laut Wyse bislang nur vom klassischen Fat Client (PC) her vertraut ist: Die Zusatzsoftware zum Citrix Presentation Server und Desktop Server (Citrix‘ Streaming-Lösung), Microsoft Termial Services oder Vmwares VDI überlässt das Rendering der Multimediadarstellung dem Wyse-TC. Dies erlaube sogar die Darstellung von Multimediainhalten in hoher Qualität auf Thin Clients mit einer 800-MHz-CPU. TCX unterstützt laut McNaught auch einen Dual-Display-Modus sowie beliebige Client-seitige Codecs. Weitere TCX-Lösungen sollen in den nächsten Monaten folgen.

Laut McNaught ebnen die Neuerungen den Wyse-TCs den Weg zu einem wesentlich umfassenderen, vielfältigeren Einsatz als vom bisherigen Thin Client Computing bekannt: "Lediglich Power User werden auf absehbare Zeit nicht als Anwender von Thin Clients oder Zero Clients in Frage kommen," so Wyses Chefmarketier zuversichtlich.

Mehr Flexibilität zeigt Wyse angenehmerweise auch in Sachen Management: Die Wyse-Verwaltunglösung WDM (Wyse Device Manager) bietet nun Integrationsmöglichkeiten in Microsoft SMS, Altiris Deployment Server, die Citrix Management Console, CA Unicenter und IBM Tivoli. Dies ist ein für Anwender nützlicher Schritt weg von der im TC-Markt weit verbreiteten Fixierung auf proprietäre Management-Tools.

Auch in räumlicher Hinsicht wird der Anbieter flexibler: Mit den Wyse X90 und X90e Thin Notebooks ist der Marktführer gegenüber Konkurrenten wie Neoware nachgezogen und bietet nun ebenfalls ein Thin Notebook an. X90 und X90e sind laut Wyse dabei die ersten mobilen Thin Clients mit Multimedia-Videodarstellung, integrierter Bluetooth-2.0- und Smart-Card-Unterstützung, 802.11b/g- sowie optionalem 3G-Support. Die neuen Thin Notebooks nutzen einen VIA C7-M ULV Prozessor und Windows XPe (XP Embedded), bieten je 512 MByte RAM und Flash, als Display kommt ein 12,1-Zoll-Widescreen-LCD zum Einsatz. Das Thin Notebook eignet sich laut Wyse auch als Zero Client, allerdings werde dies nur im kabelgebundenen Betrieb unterstützt. Das Gerät wiegt 1,76 Kilogramm. Der X90e bietet gegenüber dem X90 einen Smart-Card-Slot und Access-Managementsoftware für erhöhte Sicherheit.

Ebenfalls neu ist der Wyse V Class LE: Mit einem VIA Eden C7 mit 1,2GHz bietet er laut Hersteller deutlich mehr Geschwindigkeit und Multimedia-Performance. Erhältlich ist er in Zero-Client-Konfiguration für den Einsatz mit WSM oder mit mindestens 128MByte Flash und 128MByte DDR2 RAM für den normalen TC-Betrieb. Er unterstützt DVI-I und die Dual-Display-Darstellung.

Eingebettet sind diese Neuerungen in Wyses "Earthsmart"-Initiative. Dabei handelt es sich um Wyses Beitrag zur allgegenwärtigen Green-IT-Debatte. Laut McNaught lässt sich mit TCs (einschließlich Serveranteil) der Energieverbrauch im Vergleich zu PCs um bis zu 90 Prozent senken. Hier zu Lande hatte bereits eine Studie des Fraunhofer-Instituts Umsicht im Auftrag von Wyse-Konkurrent Igel den TCs eine überragende Umweltverträglichkeit bescheinigt.

LANline/Dr. Wilhelm Greiner


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