Test: Realtech The Guard Network Manager 6.0

Zentralstation für den Netzwerkverkehr

3. Oktober 2006, 22:00 Uhr | Thomas Bär/wg

Kaum etwas dürfte dem Administrator peinlicher sein als die Situation, dass Anwender den Ausfall einer Netzkomponente vor ihm selbst bemerken. Zwar bieten beinahe alle Aktivkomponenten eigene Managementoberflächen, doch sind bei der Masse von Geräten alle Überwachungsoptionen kaum sinnvoll einzusetzen. Selbstgestrickte Batch- oder Skript-Jobs sind aufgrund langer Einarbeitung nicht zeitgemäß. Eine Managementsoftware wie Realtechs The Guard Network Manager 6.0 bietet wichtige Funktionen für die Netzüberwachung, zentralisierte Ansteuerung der Komponenten und praxisgerechte Auswertung gesammelter Informationen.

The Guard setzt auf Windows 2000 oder höher als Betriebssystem auf. In der kleinsten Ausbaustufe
erfordert es einen PC mit 1,8 GHz Taktfrequenz, 4 GByte freien Plattenspeicher und 1 GByte
Hauptspeicher. In "Multi-User-Terminalserver"-Umgebungen oder bei der Ansteuerung verschiedener
Standorte wachsen die Anforderungen entsprechend. Die installierten Protokolle TCP/IP, SNMP und ein
aktuelles Microsoft Data Access Pack (MDAC) sind Pflicht.

Während des Installationsvorgangs prüft die Software alle Abhängigkeiten und bricht bei einer
fehlenden Komponente den Einrichtungsvorgang ab. Diese rigorose Vorgehensweise erspart dem
Administrator die spätere Suche nach möglichen Fehlerquellen, falls die gewünschten Ergebnisse
nicht eintreten. Als Datenbank kommt zunächst Microsoft Access zum Einsatz. Auf Wunsch kann der
Administrator den Betrieb auf einen Microsoft SQL Server umstellen. Für große Umgebungen lässt sich
der Datenbankserver auf einer separaten Maschine betreiben, wobei Realtech explizit auf eine
dedizierte Netzwerkverbindung zwischen Applikations- und Datenbankserver hinweist.

Für einen Produkttest nutzten wir die aktuelle Demoversion, die sich 30 Tage lang kostenlos
verwenden lässt. Die Handbücher liefert der Walldorfer Hersteller in deutscher Sprache als
PDF-Datei. Neben dem ausführlichen Handbuch selbst findet sich ein Tutorial-Dokument, das die
ersten Schritte mit der Software erklärt. Die Dokumentation ist umfangreich und dennoch gut zu
lesen und deckt die Vielzahl der Funktionen der Software ab.

In die Demoinstallation ist eine große Anzahl produktspezifischer Module (PSM) für die Arbeit
mit den Netzwerkgeräten der bekanntesten Hersteller integriert. Testkomponenten von Cisco erkannte
die Lösung auf Anhieb, während es einen Acer- WLAN-Router, ein typisches Consumer-Produkt, mangels
MIB-Datei nicht in all seinen Details abbilden konnte. Bewaffnet mit diesen Informationen wird ein
über die komplette Welt verteiltes Demonetzwerk eingerichtet, in dem sich die Funktionalität der
Software ausprobieren lässt. Die Einbindung eigener Gerätschaften und Standorte ist auch in der
Demoversion möglich. Einige Male erscheint ein Dialogfenster, das den Anwender auf den Demostatus
hinweist, ohne aber in der Testphase wirklich zu stören. Durch ein Freischalten der Software wird
aus der Demoinstallation eine Vollversion. So sind während der Testphase eingerichtete Karten und
Informationen weiterverwendbar.

Benutzerverwaltung und Statusanzeige

Der Zugriff auf die Software ist durch Benutzername und Passwort geschützt. In der
Benutzerverwaltung lassen sich eigene Benutzer anlegen und den Berechtigungsebenen Superuser, User
und Operator zuordnen. Beim Start des Programms erscheint im oberen Bereich des Monitors eine
Menüleiste mit allen Befehlen und eine Statusanzeige. In dieser Statusanzeige sind aktuelle
Geschehnisse in sieben unterschiedliche Prioritätsstufen einsortiert. Die sieben farbigen Kästchen
beginnen bei Eintreten eines Ereignisses zu blinken und ziehen so die Aufmerksamkeit des Benutzers
auf sich.

Direkt unterhalb dieser Kästchen findet sich ein Schieberegler. Mit dessen Hilfe lässt sich mit
einem Klick die Filterebene erhöhen oder absenken. Angesichts der Masse von Informationen, die
bereits ein gutes Dutzend Netzwerkgeräte produzieren können, ermöglicht dies auf einfache Weise
eine Beschränkung auf das Wesentliche. Neben der Windows-basierenden Benutzeroberfläche findet sich
eine Webkonsole für den Zugriff auf Reports oder Statusinformationen. Besonders gefallen haben im
Test die schnell zu setzenden Filter, mit denen sich die Ansicht mit wenigen Klicks auf die
gesuchten Elemente begrenzen lässt.

Netzwerk-Discovery und Landkarten

Nach der Installation besteht ein erster Schritt darin, die eigenen Netzwerkkomponenten
ausfindig zu machen. Dazu findet im Programm der Befehl "Discovery" Verwendung. Bevor der
Administrator mit der automatischen Erkennung beginnt, muss er zunächst wichtige Informationen zum
IP-Adressbereich, DHCP-Bereich sowie zur DNS-Namensauflösung und die SNMP-Community-Informationen
eingeben. Praktischerweise lassen sich für die SNMP-Communities mehrere Einträge hinterlegen – das
Programm versucht mit allen Einträgen Informationen zu gewinnen. In Abhängigkeit zur Größe des
Netzwerks finden sich nach kurzer Zeit alle Netzwerkgeräte wie Router, Server, Switches oder
Bridges in der Oberfläche der Software wieder.

In der Netzwerk-Map werden die gefundenen Knoten miteinander verknüpft. So entsteht eine
Abbildung des realen Netzes. Eine Besonderheit stellt bei Realtech die integrierte Landkarte dar.
Die Weltkarte, Kontinente und Staatenkarten sind bereits vorhanden. Individuelle Umgebungskarten
sind per Bitmap-Datei einzubinden. So lassen sich auf der Welt verstreute Standorte nicht nur
logisch, sondern auch physisch abbilden. Diese Kartenansicht ist zwar sehr hübsch und lässt sich
individuell anpassen, ist jedoch im Vergleich zur logischen Darstellung wenig übersichtlich.

Der Node-Manager zeigt alle im Netzwerk überwachten Geräte in einer Tabellenansicht.
Glücklicherweise finden sich zu jedem Gerät auch die aktuellen Status, sodass schlichtes Sortieren
die Suche nach Fehlern erleichtert. Neben der Prüfung der Erreichbarkeit eines Netzwerkgeräts
mithilfe eines Ping-Befehls gewinnt der Admin weiterführende Informationen über die Protokolle SNMP
1 bis 3 und RMON. Auch Netflow-Informationen kommen, verknüpft mit SNMP- Daten, bei der Analyse zum
Einsatz und erlauben eine zentrale Übersicht über die Netzwerkbewegungen.

Wie die Software auf das Über- oder Unterschreiten von Schwellwerten reagieren soll, lässt sich
sehr genau festlegen. Verschiedene Reaktionsarten wie der Versand einer E-Mail, Datenbankeinträge,
veränderte Poll-Befehle und Remedy-Serviceaktionen sind möglich. Die wichtigste Reaktion auf
entstandene Fehler ist zunächst einmal deren Protokollierung. In vielen Fällen dienen die
Protokolle der Netzwerkmanagement- software und die Ereignisprotokolle von Servern dem
Administrator zur Eingrenzung eines Problems. Ohne diese Daten befände sich die EDV-Mannschaft
förmlich im Blindflug. Die Meldungen an den Benutzer werden im Logbuch von The Guard gesammelt und
sind vom Anwender zu bestätigen. So ist sichergestellt, dass überhaupt jemand eine Meldung zur
Kenntnis nahm. Die gesammelten Leistungsdaten lassen sich in Reports als Tabelle ausgeben oder
grafisch als Balken-, Linien- oder Kreisdiagramm betrachten.

Neben der Überwachung des Status und der automatisierten Benachrichtigung des IT-Personals
eignet sich das Programm außerdem zur zentralen Steuerung. Sind die entsprechenden MIB-Dateien
eingebunden, so ist nach einem Doppelklick auf eine Aktivkomponente, beispielsweise ein Switch,
dessen Gestalt im Programmfenster abgebildet. Auch den Status der Leuchtdioden gibt die
Visualisierung dann wieder. Durch Anklicken der Ports lassen sich Befehle wie das Deaktivieren
direkt über The Guard abwickeln, also ohne Wechsel in die produktspezifische Software.

Fazit

Realtechs The Guard Network Manager ist ein umfangreiches Netzwerkmanagementprogramm mit vielen
nützlichen Details. Die Einrichtung verlief erfreulich schnell, und bereits nach kurzer Zeit ließ
sich das Testnetzwerk abbilden. Für einen Administrator und Support-Mitarbeiter bei 500 Nodes
kostet The Guard 8236 Euro.

Info: Realtech Tel.: 06227/837-0 Web: www.realtech.de


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