Netzwerk- und Applikations-Monitoring

Zusammenspiel der Werkzeuge nötig

20. Januar 2006, 0:15 Uhr | Bernd Weidmann, Eileen Haggerty/wg Eileen Haggerty ist Senior Manager Solutions Marketing und Bernd Weidmann Regional Director Central Europe bei Netscout.

IT-Abteilungen stützen sich heute für das Netzwerk- und Event- Management auf umfassende Systeme für das IT-Infrastruktur- management ebenso wie auf Konfigurations-Tools einzelner Hersteller, Systeme für die Konsolidierung von Ereignissen, Trouble-Ticket-Lösungen und einiges mehr. Die meisten IT-Spezialisten sind sich darin einig, dass sie mehr benötigen als reines Netzgeräte- und Event-Monitoring.

IT-Abteilungen müssen sich heute netzwerktechnischen wie auch geschäftlichen Herausforderungen
stellen. Dazu gehören:

Qualitätseinbußen bei der Netz- und Anwendungs-Performance, die die
Produktivität senken und sowohl den Unternehmensgewinn als auch die Kundenbindung beeinträchtigen
können,

die Steuerung der Investitionen und Betriebskosten für Tools, die an
unterschiedlichen Punkten ansetzen, sowie

die Steigerung der Produktivität von IT-Mitarbeitern.

Über Tools für das Management von Netzgeräten und Einzelelementen haben IT-Organisationen
deshalb hinaus eine Reihe von Anforderungen:

breit angelegte, anbieterunabhängige und unternehmensweit homogene Transparenz
auf Anwendungsebene,

in Echtzeit anwendbare Problemlösungsfunktionen,

aus Trend-Berichten aufbauende Tools für die Kapazitätsplanung,

Lösungen zur Optimierung der Applikations-Performance mit Antwortzeit-Analyse
und

Voice-over-IP- (VoIP-), Multimedia- und Converged-Application-Management-Tools
mit Transparenz auf Anwendungs- und QoS-Ebene (Quality of Service).

Vor allem Konvergenz, also die gleichzeitige Unterstützung mehrerer Protokolle, erfordert
robuste, differenziert arbeitende Tools. Diese schaffen ihrerseits neue Herausforderungen für das
IT-Management: Wenn latenzempfindliche Anwendungen dieselben Infrastrukturressourcen nutzen wie
umsatzrelevante Datenanwendungen, führt dies häufig zu Problemen.

Heterogene Tools zusammenführen

Für IT-Verantwortliche ist es einfach, sich auf Nischen-Tools oder auf proprietäre Lösungen
eines bestimmten Anbieters zu konzentrieren. Solche anbieter-, geräte- oder anwendungsspezifischen
Tool-Sammlungen erweisen sich jedoch spätestens dann als Sorgenkinder, wenn sich die
Verantwortlichen mit Netzausfällen oder Performance-Problemen befassen sollen. Denn nun müssen sie
sich auf der Suche nach bestimmten Daten erst durch das Stückwerk der Tools kämpfen, die oft nur
für einzelne Mitarbeiter der IT-Abteilung durchschaubar sind. Ein solch zersplittertes Netzwerk-
und Applikationsmanagement verzögert häufig die Problembehebung. Der erforderliche Aufwand
vervielfacht sich, und die Kommunikation zwischen den verantwortlichen Gruppen bleibt
bruchstückhaft.

Für IT-Verantwortliche ist eine ganzheitliche, anbieterunabhängige Sichtweise unabdingbar. In
größeren Unternehmen ermöglicht meist ein so genanntes Umbrella-Managementsystem (also eine
übergreifende Event-Konsole) wie HP Openview oder IBM Tivoli Netview eine ganzheitliche Sicht.
Solche Systeme umfassen Netzwerk- und Konfigurationsmanagement, Topologie-Mapping und
Alarmfunktionen beim Ausfall von Netzgeräten und Links.

Die richtige Einbindung spezialisierter Tool-Sammlungen erweitert eine Umbrella-Managementlösung
zu einem Schauglas, das beispielsweise dem Netzmanager alle wichtigen Ereignisse in konsolidierter
Form präsentiert. Dies betrifft die Integration von Werkzeugen zum Beispiel für die Steuerung von
Netzwerk- und Applikations-Performance, VoIP und konvergenten Anwendungen sowie
Sicherheitsapplikationen. Um einem kritischen Ereignis auf die Spur zu kommen und weitere
Informationen zu erlangen, kann der Administrator in die Tiefe gehen (Drill-down) und diese
Integration nutzen: zum Beispiel anhand des Tools, das den Alarm ausgelöst hat, oder über ein
Werkzeug für die Ursachenforschung und Problemlösung. So erhalten unterschiedliche Anwender Daten
für mehrere IT- und Geschäftsgruppen und können Ereignisse, die eventuell Geschäftsfunkti-onen
beeinflussen, korrelieren.

Die meisten IT-Profis würden sich heute sicherlich für eine stärkere Integration individueller
Tools, etwa für die Verwaltung auf Anwendungsebene, in Umbrella-Managementsysteme aussprechen.
Derzeit findet diese Integration vorwiegend ad hoc statt, zum Beispiel indem spezialisierte Tools
SNMP-Traps (Simple Network Management Protocol) an den übergeordneten Event-Manager einer
Umbrella-Lösung senden. Das ist zwar hilfreich, bietet aber lediglich einen einzigen
Konsolidierungspunkt, um Alarme einzusehen oder die Bedeutung von Vorfällen zu klassifizieren.

Was IT-Manager jedoch wirklich suchen und jetzt allmählich zu finden beginnen, ist eine auf
Industriestandards wie XML (Extensible Markup Language) und empfohlenen Managementprozessen wie
ITIL (IT Information Library) aufbauende Integration. Die Implementierung einer breiter angelegten,
stärker standardisierten Integration steigert die Produktivität von IT-Abteilungen und verkürzt die
durchschnittliche Reparaturdauer (Mean Time to Repair, MTTR) von IT-Komponenten.

SNMP und XML-Messaging

Auf der Basis des kleinsten gemeinsamen Nenners bei der Integration – der gemeinsamen Nutzung
von SNMP-Traps – kann eine Performance-Managementlösung beim Erreichen eines bestimmten Schwell-
oder Messwerts einen Alarm auslösen, der wiederum automatisch eine Nachricht mit einer Web-URL an
das Umbrella-Managementsystem veranlasst. Beim Anklicken der URL erhält der Netzwerkverwalter
Zugriff auf die Daten, die für den Leistungsabfall relevant sind. Diese könnten beispielsweise eine
über den Schwellwert ansteigende Auslastung eines WAN-Links oder zu lange Antwortzeiten einer
wichtigen SAP-Anwendung darstellen. Auf der Basis dieser Informationen kann der Netzwerkmanager
über die Umbrella-Managementkonsole ein Performance-Management-Tool starten. In dessen Konsole
setzt er die Fehlersuche nach Bedarf fort, um das Problem zu beseitigen.

Bei den Integrationstechniken hat insbesondere der Trend zu Architekturen auf Webservice-Basis
bei einigen Tool-Sammlungen zur Implementierung von XML-Messaging geführt. Ziel ist es, die
Kommunikation zu vereinfachen und zu standardisieren. Die Möglichkeit eines standortunabhängigen
Datenabrufs über das Internet ist für den Administrator dabei von herausragender Bedeutung. Denn an
seinem "virtuellen Arbeitsplatz" müssen Daten für das Performance- und Konfigurationsmanagement
jederzeit verfügbar sein, ganz gleich, ob er sich in der Geschäfts- zentrale, im Rechenzentrum, zu
Hause oder in einer Filiale aufhält. Daher kommen Links auf XML-Dateien zwischen
Umbrella-Managementsystemen und Performance-Management-Tools von Drittanbietern eine wachsende
Bedeutung zu.

Wenn eine der Lösungen SNMP-MIB-Daten (Management Information Base), Netflow-Datagramme oder
Performance-Statistiken auf Anwendungsebene erfasst hat, dann könnten diese Informationen auch für
andere Tools hilfreich sein. Ein Beispiel für eine solche Situation: Anwendungs- und
Gesprächsstatistiken sowie von Performance-Management- und Reporting-Tools erfasste Daten können
als Eingangswerte für Modellierungswerkzeuge und für "Was-wäre-wenn"-Analysen in der
Kapazitätsplanung Verwendung finden. Dies könnte Entscheidungen zur Netzauslastung auf der Basis
des geschäftlichen Nutzungsgrads der Ressourcen erleichtern.

Die Verwendung systematisch erfasster Statistikdaten durch unterschiedliche Managementprozesse
wie Alarmierung, Kapazitätsplanung, Modellierung, Buchhaltung und Performance-Management verbessert
die funktionsübergreifende Zusammenarbeit in einer IT-Organisation. Sie bewirkt eine Vernetzung
unterschiedlicher Teams, führt also Anwendungsentwickler, Netzwerktechniker, RZ-Mitarbeiter,
VoIP-Spezialisten und andere zusammen. Je stärker diese Zusammenführung in einer IT-Organisation
ausgeprägt ist, desto wichtiger wird die enge Verzahnung unterschiedlicher Management-Tools.


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Lampertz GmbH & Co. KG

Matchmaker+