Alles nur geträumt?
Alles nur geträumt?

Im Basisgeschäft des Telekommunikationsbereichs ist das seit einigen Jahren so. Kein Haushalt in Deutschland ohne Telefondose, kein Jugendlicher und Erwachsener, der nicht mindestens einen Vertrag und meist gleich mehrere Mobiltelefone besitzt. Also müssen Kunden vom Wettbewerb abgeworben werden. Das »werben« kann dabei durchaus Formen annehmen, die zumindest am Rande der Legalität angesiedelt sind. Einige meiner Kollegen, die in kleineren Vororten oder Dörfern rund um die bayerische Landeshauptstadt angesiedelt sind, berichten in unregelmäßigen Abständen von Drückerkolonnen kleinerer Anbieter, die systematisch ganze Straßenzüge durchgehen, an jedem Haus klingeln und recht aggressiv zum Providerwechsel »animieren « – um einen noch freundlichen Begriff für die teilweise arglistige Täuschung der Verbraucher zu gebrauchen. Warum ich das hier erwähne, ist doch alles bekannt?! Ich habe am Wochenende den Stellenmarkt in unserem Lokalanzeiger gelesen und bin dabei über dubiose Stellenangebote eines nicht näher genannten Telekommunikationsdienstleisters gestolpert – klar, Stellenanzeigen dieser dreizeiligen Art enden nicht mit »senden Sie Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen bitte an . . . .« sondern auf »ruf mich an-Niveau« mit einer Telefonnummer. Es war ungewöhnlicherweise keine Nummer aus München! Inhalt der Kleinanzeige: Türkisch und russisch sprechende Außendienstmitarbeiter gesucht. Das rief mir die Werbung eines Inkassounternehmens ins Gedächtnis, die da lautete »Sie werden unsere Mitarbeiter auch dann verstehen, wenn Sie der russischen Sprache nicht mächtig sind«. Mir fiel auch ein, dass die Telekom im vergangenen Jahr etwa zwei Millionen Kunden verloren hat, die sie gerne zurück hätte. Zudem kam mir in den Sinn, dass es eine probate Strategie ist, Nischenmärkte zu besetzen, wenn in Massenmärkten nichts mehr geht. Plötzlich fügte sich alles zusammen und ich sah in Magenta gewandete Drückerbanden durch bayerische Dörfer ziehen – auf der Suche nach türkischen und russischen Mitbürgern. Doch noch bevor die Fantasie das Bild vollenden konnte, wurde es von Fakten zerstört. Schließlich will die Telekom Mitarbeiter abbauen und nicht einstellen.