Branchengeflüster: Dreistigkeit versus Bescheidenheit
Branchengeflüster: Dreistigkeit versus Bescheidenheit. Konzern müsste man sein, am besten noch Ex-Monopolist und (Ex-)Staatsunternehmen.

Branchengeflüster: Dreistigkeit versus Bescheidenheit
Dann kann man sich solche Sachen erlauben, wie die Deutsche Telekom jüngst. Ihre Aussage: Sie forciert liebend gerne den Ausbau der DSL-Infrastruktur, wenn die Kommunen dafür öffentliche Subventionen bereitstellen. Nett von der Telekom. Viele haben sich anlässlich dieser Forderung des Telekommunikationsproviders erbost gezeigt ? »dreist« war da noch die harmloseste Bewertung, mit der die Telekom bedacht wurde. Es könne doch wohl nicht angehen, dass ein marktbeherrschendes Unternehmen sich vom Staat und damit vom Steuerzahler Leitungen finanzieren lässt, die es anschließend eben an jene Finanziers wieder entgeltlich vermietet, so der Kern der Vorwürfe. Warum nicht, frage ich?! Wenn man die Möglichkeit hat, wäre man doch wohl verrückt, diese nicht zu nutzen. Und außerdem: Die Telekom ist immer noch in weiten Teilen im Besitz des Staates und aus ihrer Historie heraus ist sie von allen Schuldzuweisungen frei zu sprechen, denn sie kennt daher gar kein anderes Geschäftsmodell, als in doppelter Hinsicht vom Steuerzahler zu leben.
Sinkende Erwartungen
Kaum eine Woche vergeht, in der die Prognosen des Wirtschaftswachstums nicht nach unten korrigiert werden. Daran haben wir uns schon gewöhnt, wenn es von den fünf Weisen oder sonstigen Wirtschaftsexperten kommt und Deutschland im Ganzen betrifft. Nun senken auch die Auguren von IDC ihre Erwartungen an das Wachstum in Bezug auf die IT-Investitionen in Europa: Statt über fünf sollen es in diesem Jahr »nur« vier Prozent mehr sein, die in ITK-Equipment gesteckt werden. Noch bemerkenswerter als der Grund dafür ist seine Bezeichnung, für die IDC eigentlich einen Innovationspreis verdient hätte. »Good Enough Computing« heißt da neu, was man hierzulande schon seit Jahren beobachtet, nämlich dass Unternehmen ihre alte Soft- und Hardware länger nutzen als früher, weil diese für das eigentliche Business immer noch locker ausreicht. »Good Enough…« wird sich vor allem in Deutschland sicher auf breiter Front durchsetzen. Immerhin bezeichnet es im Kern, woran die deutsche Wirtschaft krankt: Die Konsumzurückhaltung besonders der Privathaushalte, weil das »Alte doch noch gut genug ist«. Diese Formulierung bezeichnet die freundliche Ausprägung der »Geiz ist geil«-Mentalität, hebt sie doch den Aspekt der Bescheidenheit in den Vordergrund. Gewöhnen wir uns also daran, dass es bald wie selbstverständlich heißen wird: Good Enough Auto, Good Enough Kühlschrank, Good Enough Schuhe etc….