Fujitsu Siemens vor ungewisser Zukunft
Der anhaltende Preisverfall ließ die Nachfrage nach PCs im zweiten Quartal 2008 kräftig in die Höhe schnellen. Fujitsu Siemens konnte davon allerdings nicht profitieren. Der Hersteller wurde von Asus aus der Riege der Top- Fünf-PC-Hersteller in EMEA gekegelt. Auch die Fortführung des Joint Ventures mit Fujitsu ist unsicher.
71,9 Millionen PCs wurden im zweiten Quartal 2008 weltweit verkauft. Das entspricht einer Steigerung von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, errechnete das Marktforschungsinstitut Gartner. Am stärksten fiel das Wachstum in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) aus. Dort stieg der PC-Absatz um 23,5 Prozent auf 23,1 Millionen Geräte.
Profiteure waren in erster Linie die welt- und europaweiten Marktführer, mit einer Ausnahme: Der einzige deutsche Hersteller in den Top Fünf, Fujitsu Siemens Computers (FSC), rutschte in der EMEA-Region weiter ab. Auch die Fortführung des 2009 auslaufenden Joint Ventures mit Fujitsu ist ungewiss.
Wachstumsmotor waren im zweiten Quartal 2008 erneut die starken Notebook-Verkäufe, die im Jahresvergleich um über 40 Prozent zulegen konnten. Aber auch das Desktop-Geschäft sei, vor allem dank der drei führenden Hersteller in EMEA, stärker gewachsen als erwartet, so die Gartner- Analysten. Die hohe Nachfrage führten die Marktforscher in erster Linie auf den anhaltenden Preisverfall zurück, der sich negativ auf die Umsätze auswirke und die Konsolidierung in der Branche beschleunige. Diese Konsolidierung ist bereits in vollem Gange. Nach der Insolvenz von Maxdata (CRN berichtete) steht jetzt das Schicksal des größten deutschen IT-Herstellers auf der Kippe. FSC verzeichnet seit zahlreichen Quartalen in Folge das schwächste Wachstum in der Riege der führenden PC-Hersteller. Im zweiten Quartal 2008 verlor der deutsche Marktführer in EMEA weiter an Boden. Aufsteiger Asus konnte seinen Marktanteil im Vorjahresvergleich mehr als verdoppeln und verdrängte FSC von Platz fünf. Auf dem weltweiten PC-Markt spielt FSC ohnehin nicht mit in der Liga der führenden Fünf. Selbst auf dem Heimatmarkt schrumpft der Marktanteil seit vielen Quartalen in Folge. Im ersten Quartal 2008 gab es erstmals wieder einen leichten Zuwachs, aber die ersehnte Trendwende wurde damit offensichtlich nicht eingeleitet.
Ob das gerade erst eingeführte einheitliche Design für die IT-Produkte das Ruder noch herumreißen kann, ist angesichts der ungewissen Zukunft fraglich. Das Joint Venture mit dem japanischen Partner Fujitsu läuft 2009 aus und muss bis September 2008 verlängert werden. Branchenkennern zufolge will Siemens-Chef Peter Löscher das margenschwache PC-Geschäft loswerden. Fujitsu soll die Übernahme des 50-Prozent-Anteils von Siemens aber bereits dankend abgelehnt haben und andere Käufer stehen auch nicht gerade Schlange. Bei der FSC-Belegschaft und den Händlern macht sich mittlerweile Unruhe bemerkbar.
In einem Brief an die Mitarbeiter, der Computer Reseller News vorliegt, demonstrierte FSC-Präsident Bernd Bischoff Zuversicht: FSC werde im kommenden Jahr eine zehnjährige Geburtstagsfeier und keine Abschiedsparty feiern und weiter neue Produkte und Lösungen auf den Markt bringen. Gleichzeitig wies Bischof im »President’s Letter« aber auch auf erhebliche Probleme hin: Der starke Preisverfall im Volumengeschäft könne durch den bescheidenen Zuwachs im Infrastrukturgeschäft nicht ausgeglichen werden.