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Deutsche Top IT-Standorte (Folge 5): Berlin

Großes Potenzial in der Hauptstadt

Berlin ist Bundeshauptstadt und mit Abstand die größte Stadt Deutschlands. Im Vergleich der deutschen ITK-Standorte spielt die Spreemetropole aber eher noch eine kleine Rolle. Die Bedeutung des Standorts nimmt jedoch langsam zu, niedrige Gewerbemieten und viele junge Menschen locken.

Autor:Redaktion connect-professional • 24.10.2008 • ca. 2:10 Min

Inhalt
  1. Großes Potenzial in der Hauptstadt
  2. Günstige Mieten und Steuern
  3. Viel Forschung
  4. Kreativ-Szene
  5. Berlin im Profil

Während andere Orte oft händeringend nach Alleinstellungsmerkmalen suchen (»Stadt der größten Eigenheimausstellung«), kann Berlin mit jeder Menge Superlative aufwarten. Bei der Einwohnerzahl geht es los: Mit 3,4 Millionen Einwohnern ist sie die bevölkerungsreichste und flächengrößte Stadt Deutschlands und – nach London – die zweitgrößte Stadt der Europäischen Union (nur das Stadtgebiet gezählt). Hamburg und München zählen zusammengenommen weniger Einwohner. Im Jahr 2007 kamen rund 140 Millionen Touristen in die deutsche Hauptstadt, 17,3 Millionen Menschen übernachteten in Berliner Hotels.

»Lieber arm, aber sexy«

Nach 28 Jahren Teilung hat sich Berlin seit 1990 zu einem absoluten Publikumsmagneten entwickelt. In Europa zählen nur London und Paris mehr Besucher. Hauptanziehungspunkte sind Architektur, historische Stätten, Museen, Festivals, Einkaufsmöglichkeiten – und natürlich Clubs und Kneipen, denn Berlin ist »in«. Berlin ist außerdem einer der zwei größten internationalen Kongressveranstalter der Welt, das ICC ist das größte Konferenzzentrum Europas. Im internationalen Vergleich gilt Berlin heute als die einzige, echte Metropole Deutschlands.

Wo viel Licht und Glanz ist, fehlt freilich auch nicht der Schatten: Während etwa die deutschen Großstädte Dresden und Düsseldorf schuldenfrei sind, beträgt die Gesamtverschuldung des Landes Berlin satte 61 Milliarden Euro, für die jährlich alleine 2,4 Milliarden Euro Zinsen anfallen. Berlin verzeichnet eine überdurchschnittliche Arbeitslosenquote (13,7 Prozent im August 2008) verglichen mit anderen deutschen Großstädten. Während in der Hauptstadt im Jahr 2006 jeder fünfte Bürger auf staatliche Hilfe angewiesen war, benötigte in Bayern lediglich jeder Zwanzigste Unterstützung. Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit kommentierte die chronische Finanzmisere einst mit den Worten »Lieber arm, aber sexy«. Auch jeder einzelne Berliner Bürger ist im Vergleich zu anderen Großstadtbewohnern nicht gerade reich: Laut der Nürnberger MB-Research lag die Kaufkraft in Berlin im vergangenen Jahr bei durchschnittlich 17.308 Euro pro Kopf. Die Einwohner der beiden – besonders wohlhabenden – Großstädte München und Düsseldorf haben mit 25.521 bzw. 22.395 Euro weitaus mehr Geld zur Verfügung.

Beim Blick auf die ITK-Branche kann Berlin durchaus mit stattlichen Zahlen aufwarten: Die amtlichen Statistiken für das Jahr 2006 weisen für den ITK-Sektor 3.800 steuerpflichtige Unternehmen aus. Diese Unternehmen erzielten einen Umsatz von 8,38 Milliarden Euro. Rund 35.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte arbeiteten im Jahr 2007 in Berliner IT- und TK-Unternehmen. Davon waren 20.300 im Bereich Datenbanken und Datenverarbeitung, 8.500 im Bereich Telekommunikation und 6.200 im verarbeitenden Gewerbe tätig. Nach einer aktuellen Erhebung der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen finden zusätzlich rund 9.000 freie Mitarbeiter und Selbständige ihre Beschäftigung im ITK-Sektor. Das bedeutet, dass insgesamt 44.000 Erwerbstätige in diesem Sektor der Berliner Wirtschaft arbeiten. Beim Blick auf andere deutsche IT-Standorte wird jedoch deutlich, dass Berlin hier eher nur die vierte Geige spielt: Das etwas mehr als halb so große Hamburg zählt rund 8.500 Unternehmen in der IT-Branche, die rund 55.000 Mitarbeiter beschäftigen. Die drei »Rheinschiene«- Städte Düsseldorf, Köln und Bonn kommen gemeinsam auf rund 133.000 ITK-Jobs und die Region München wartet alleine mit knapp 179.000 fest angestellten Mitarbeitern in der Branche auf.