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HP Procurve will Cisco mit Partnern Dampf machen

Sturm auf die Bastille

Mit seinen Server-, Storage- und Management-Lösungen hat HP eine solide Präsenz in den Rechenzentren. Die Netzwerkabteilung Procurve hingegen tut sich noch schwer - zu dominant ist der Netzwerkriese und Erzrivale Cisco. Deshalb wagt HP jetzt, wie kürzlich in Paris verkündet, mit einem Industriebündnis namens "HP Procurve Open Network Ecosystem" einen neuen Anlauf.

Autor:Stefan Mutschler/wg • 1.3.2009 • ca. 2:20 Min

Alberto Soto García, Vice President und EMEA General Manager bei HP Procurve, verfolgt mit dem HP Procurve Open Network Ecosystem, kurz ONE, das Ziel, Netzwerkanwendungen und -services von Partnern sicher in die HP-Procurve-Infrastruktur zu integrieren. Die Applikationen der Partner unterliegen dabei strengen Tests und Zertifizierungen, um zu garantieren, dass sie in Komponenten wie dem in Paris neu vorgestellten "HP Procurve ONE Services zl"-Modul sicher und stabil ihren Dienst tun. Das Modul ist ein Blade für die Switch-Serien HP Procurve 5400zl und 8200zl. Es konsolidiert mehrere Partneranwendungen auf einer gemeinsamen Plattform. Dies soll die Betriebskosten senken, gleichzeitig werde der Platzbedarf für Racks verringert.

Partnersuche

Bei der Partnersuche führte Procurve Schlüsselattribute wie Offenheit und Standardtreue ins Feld - ein Konzept, das offenbar ankam: Zur Vorstellung der ONE-Alliance hatten bereits populäre Player wie Microsoft (hier besteht im Bereich Identity- und Access Management schon seit längerem eine enge Partnerschaft), Avaya (Unified Communications) und McAfee (Security) den Partnervertrag unterschrieben. F5 wird sich im Rahmen der Allianz um die Beschleunigung von Enterprise-Applikationen kümmern, Riverbed um WAN-Optimierung, Aastra um Voice-over-IP und Ekahau um WLAN-basierte Ortung in Echtzeit. Außerdem bereits mit dabei sind Airtight Networks, Inmon und Vbrick. Mit Vantronix gehört auch ein deutsches Unternehmen zu den Partnern. Die in Hannover ansässige Company sieht sich als Highend-Lieferant von Firewalls, Load-Balancern, VPN-Systemen, IPv6-Gateways und Anti-Spam-Lösungen.

Die entsprechenden Produkte werden erst nach und nach auf den Markt kommen, einige aber bereits im laufenden Jahr. In Paris gab es neben dem Blade-Modul mit HP Procurve 6600 schon eine neue Edge-Switch-Serie sowie eine neue Management-Software. Die neuen Switches nutzen die gleiche Firmware wie die Switch-Serien 5400 und 8200 - dies soll Management und Wartung erleichtern. Die Managementlösung namens "HP Procurve Data Center Connection Manager" stellt automatisch Server- und Netzwerkressourcen in virtuellen und klassischen IT-Umgebungen bereit. Procurve verspricht mit dieser Software eine drastische Vereinfachung einer Vielzahl von Vorgängen im RZ.

Das RZ der Zukunft

Die ONE-Initiative soll Unternehmen dabei unterstützen, RZs der nächsten Generation aufzubauen. "Wir öffnen unsere eigenen Lösungen für die Technologien einiger der innovativsten und führenden Anbieter weltweit", so der via Videokonferenz aus den USA nach Paris zugeschaltete Marius Haas, Senior Vice President und General Manager, HP Procurve. "So können Kunden besser auf die sich rasch ändernden Geschäftsanforderungen reagieren. Durch unsere Partnerschaften haben Unternehmen die Wahl, mit nicht-proprietären Lösungen die Effizienz ihrer Netzwerkapplikationen flexibel zu erhöhen."

Eines der zumindest für den Auftritt im RZ zunehmend eklatanten Probleme der finanziell sehr erfolgreichen HP-Abteilung - Procurve konnte 2008 ein Umsatzwachstum von 30 Prozent gegenüber 2007 verbuchen - war die undurchsichtige Integration in die HP-Organisation. Viele Beobachter betrachteten Procurve seit Verkündigung der "Eigenständigkeit" im Jahr 2000 als permanent auf dem Absprung von HP. Durch die Neustrukturierung der internen Organisation im November letzten Jahres ist Procurve nun an der Technology Systems Group (TSG) aufgehängt. Zugleich soll sich Procurve künftig konsequent an der Solution Partner Organization (SPO) von HP ausrichten. Zudem ist die Schaffung zweier neuer Geschäftseinheiten geplant - eine für Unternehmenskunden und eine für das indirekte Geschäft. Cisco freilich sieht es gelassen - der Branchenprimus hat sich gerade mit eigenen Partnerschaften in Richtung Energie- und Facility-Management neues, strategisch wichtiges Terrain erschlossen.