Lars, but not Least

(A)Soziale Tarifabzocke beim VdK

5. Mai 2015, 10:22 Uhr | Lars Bube
(Foto: Masson - fotolia)

Mit einem vermeintlich besonders günstigen Telefontarif lockt der Sozialverband VdK seine 1,7 Millionen sozial benachteiligten, alten, behinderten und ehrenamtlichen Mitglieder. Tatsächlich bezahlen sie dort jedoch rund 40 Prozent mehr als bei anderen Anbietern.

Der 1950 unter als »Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands« gegründete Sozialverband VdK hat es sich eigentlich auf die Fahne geschrieben, den sozial Schwachen in Deutschland eine starke Stimme zu geben. »Wir sind eine starke Lobby für Menschen, die Hilfe brauchen und benachteiligt sind«, so die selbst gesetzte Aufgabenstellung. Dass man es dabei mit der Fairness gegenüber den Schwachen allerdings selbst nicht immer ganz so genau nimmt, zeigt ein Telefontarif, den der Verband seinen 1,7 Millionen Mitgliedern immer wieder als angeblich besonders günstiges Angebot andient. Dabei handelt es sich um einen Festnetzersatz über das Mobilfunknetz, wie ihn zahlreiche Anbieter im Programm haben. Im Umkreis ihrer Wohnung können die Kunden damit entweder direkt über ein Handy oder auch über eine Voicebox als Relaisstelle und ein Standardtelefon per Flatrate kostenlos ins deutsche Festnetz telefonieren und auf einer Festnetznummer angerufen werden. Für normale Kunden kostet der »VdK FlexiPlus« 15,95 Euro im Monat, Mitglieder des VdK erhalten einen vermeintlich großzügigen Rabatt von rund zwei Euro. Für Telefonate ins Mobilfunknetz werden 25 Cent je Minute fällig.

Allerdings gibt es gleichwertige Angebote bei mehreren großen Anbietern schon für unter zehn Euro im Monat. So kostet etwa der entsprechende Festnetzanschluss von Vodafone, der unseren Recherchen zufolge auch beim VdK-Angebot genutzt wird, monatlich eigentlich nur 9,95 Euro. Damit drängt sich der Eindruck auf, dass der VdK hier möglicherweise gut an den sozial Benachteiligten, Alten, Behinderten und Ehrenamtlichen und ihrer Hilflosigkeit im Tarifdschungel verdient, statt sie vor genau solchem Gebaren zu schützen. Verstärkt wird dieser Eindruck zudem noch durch einige Besonderheiten beim Vermittler des Tarifs. Ursprünglich wurden VdK FlexiPlus und andere Tarife mit Internetoption direkt von »VdK-Telecom«, der »Telefongesellschaft des Sozialverbands VdK Bayern e.V.« angeboten. Aus Gründen über die nur spekuliert werden kann, wurde der Anbieter jedoch vor zwei Jahren offiziell zu »telesparfon« gewechselt. Vielleicht war dem Verband die offensichtliche Nähe in der Namensgebung bei dieser Abzocke dann doch unangenehm. Denn außer dem Namen hat sich damit nicht viel geändert. Nicht nur, dass die Webseite des alten Anbietzers einfach auf telesparfon umgeleitet wurde: auch die postalische Adresse sowie Telefon- und Faxnummer sind die gleichen geblieben. Am gleichen Ort unter anderer Durchwahl findet man in Feuchtwangen zudem auch die VdK Reisedienst GmbH, den Reisedienst des VdK. Vielleicht würde sich also auch hier ein genauerer Blick auf die Angebote und ein Vergleich mit anderen Anbietern einmal lohnen. Wirklich sparen können sich die Mitglieder des VdK damit auf jeden Fall nur eines: Den überteuerten Tarif und das Vertrauen in ihren Verband – zumindest in Sachen Telekommunikation.


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