Börsencrash

Apple büßt 60 Milliarden ein

18. April 2012, 9:19 Uhr | Lars Bube
Ungewöhnlich labil: Nach einem steilen Aufstieg über die Ostertage folgte jetzt prompt der Absturz der Apple-Aktie. (Grafik: Wallstreetonline.de)

Seit gut einer Woche steht die Apple-Aktie genauso unerwartet wie kräftig unter Druck. Innerhalb weniger Tage verlor das Unternehmen, das bisher eher als Börsenprimus galt, zeitweise über 60 Milliarden Dollar an Börsenwert.

Nach einem beispiellosen Höhenflug bis an die Spitze der wertvollsten Konzerne weltweit innerhalb der letzten Jahre scheint die Schwerkraft nun plötzlich erstmals wieder auch den Überflieger Apple einzuholen. Innerhalb der letzten Woche stagnierte der Börsenwert zunächst und stürzte anschließend sogar um fast 20 Prozent ab. Vom Allzeithoch am Ostermontag mit knapp 650 Dollar Aktienwert sackte das Apple-Papier innerhalb weniger Tage zeitweise auf einen Wert von nur noch knapp über 500 US-Dollar. Damit war Apple plötzlich mehr als 60 Milliarden Dollar weniger wert, als noch Tage zuvor und hatte somit eine Summe verbrannt, die in etwa dem gemeinsamen Börsenwert der ehemaligen deutschen Staatsunternehmen Telekom und Post entspricht. Aktienexperte Henry Blodget kommentierte den Kurseinbruch mit »Derzeit stürzen die Apple-Aktien total ab«.

Was der Auslöser für den überraschenden Einbruch ist, darüber können selbst die Analysten im Moment nur spekulieren. Während einige vermuten, die aktuelle Klage des US-Justizministeriums wegen Preisabsprachen bei E-Books sei Schuld an der Misere, sehen andere Apple gleich auf eine große Krise zuschlittern, auf die sie bereits seit dem Abgang von Steve Jobs aus dem Unternehmen wetten. So berichten etwa die Marktforscher von Wedge Partners von einem schweren Einbruch der Verkaufszahlen des neuen iPad wenige Wochen nach seinem sehr erfolgreichen Marktstart. In ein ähnliches Horn bläst auch der bekannte Apple-Kenner Gene Munster, der berichtet, dass die Verkaufszahlen des Mac erstmals seit Jahren rückläufig sein sollen. Im ersten Quartal sollen die Verkäufe laut den Zahlen von NPD um fünf Prozent zurückgegangen sein.

Hinzu kommt, dass die Mobilfunkanbeter bereits bei den letzten Generationen der Apple-Produkte ihre Unterstützung in Form von Bezuschussungen und Exklusivrechten deutlich heruntergefahren haben, ein Trend der auch beim nächsten iPhone weitergehen wird. Damit dürften die Geräte für den Kunden teurer werden, der Gewinn für Apple aber gleichzeitig nicht wachsen. Hier zeigt sich deutlich eine der großen Gefahren eines Hype-Unternehmens wie Apple. Da man nur wenige Produkte und langfristige Strategien hat, ist der Börsenwert besonders anfällig für Schwankungen – wie bisher meist nach oben, oder jetzt eben auch einmal in die Gegenrichtung. In diese Richtung interpretiert auch ISI-Analyst Brian Marshall den aktuellen Einbruch der Apple-Aktie: »Wir glauben, es ist ein Zusammenbruch angesichts der eigenen Stärke, die die Aktie seit Jahresbeginn zeigt«. Damit sei es ganz normal, dass nun auch wieder eine Phase der Beruhigung folge. Letztlich spielen wahrscheinlich all diese gründe mit in den Absturz herein. Zumindest gestern Abend konnte sich die Aktie dann auch wieder ein wenig erholen und auf stieg im Wert wieder auf rund 600 Dollar.


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