Kommentar: Lars, but not Least

Apple: Nur mit Adapter zum Universalladegerät

11. Februar 2011, 10:14 Uhr | Lars Bube

Gerade erst hat die EU die einheitliche Ladebuchse vorgestellt, die künftig eigentlich an allen Handys und Smartphones vorhanden sein sollte, da schert Apple schon wieder aus. Der Hersteller mit einem Abonnement auf teure Extrawürste für seine Kunden will den neuen Standard nur über einen kostenpflichtigen Adapter realisieren.

Jahrelang gehörte sie zum regelmäßigen Standardrepertoire der meisten Handybesitzer: Die Suche nach jemandem mit einem passenden Ladegerät, um unterwegs oder in der Arbeit noch mal schnell ein paar Stunden Akkupower nachzuladen. Selbst innerhalb einer Marke kommt es bis heute durchaus vor, dass man verschiedene Stecker für verschiedene Telefone braucht. Doch damit soll künftig endlich Schluss sein, wenn es nach der EU geht. Diese Woche konnte man nach gut zwei Jahren Entwicklungsarbeit stolz den vereinheitlichten Ladeport auf Basis des Micro-USB-Anschlusses präsentieren (siehe: Einheitliche Ladegeräte für alle Smartphones werden Realität).

Doch kaum ist die frohe Botschaft verkündet, schert auch schon der erste Hersteller wieder aus dem einfachen Standard aus: Natürlich ist es niemand geringeres als Apple, das trotz der freiwilligen Selbstverpflichtung nun doch wieder (s)einen Sonderweg gehen will. Obwohl das Unternehmen zu den Mitinitiatoren des Projektes zählt und auch zu den ersten gehört, die es unterschrieben haben, wird es nach aktueller Auskunft bei künftigen iPhones, iPads und Co (vorerst) keinen entsprechenden USB-Anschluss geben. Vielmehr will Apple nun doch lieber eine im Memorandum festgehaltene Ausweichmöglichkeit für sich nutzen und seinen Kunden einen Adapter vom eigenen »Dock-Connector« auf die Micro-USB-Ladegeräte an die Hand geben. Was dieser Wandler kosten soll, steht noch nicht fest.

Auch wenn man Apple hier sicherlich zugute halten muss, dass man immerhin intern einen (fast) einheitlichen Standard für alle mobilen Geräte verwendet, so stellt sich dennoch die Frage, warum man sich bei einer von 14 Herstellern beschlossenen Regelung ausgerechnet den Sonderweg aussuchen muss. Vielleicht will man damit weiter das sowieso schon längst unglaubwürdige Underdog-Image pflegen, dass sich einzig Apple heldenhaft mit Qualität und Design gegen die vermeintlich gleichmachende Diktatur der Masse aller anderen Hersteller wehre. Tatsächlich jedoch geschieht genau das Gegenteil. Man verschließt sich einer sinnvollen Innovation, von der nahezu die gesamte Branche in ungewohnter Einigkeit profitieren will. Hauptsache anders. Und das auf Kosten der Kunden, die sich nun so ziemlich als einzige Smartphonebesitzer künftig nicht problemlos bei allen Freunden und Kollegen mit zum Aufladen anhängen dürfen. Bei solchen krampfhaft erzeugten Markenfesseln kann selbst der gerne unflexibler und alles kontrollieren wollender Riese gebrandmarkte (und von Kartellwächtern zu Milliardenstrafen verurteilte) Konkurrent Microsoft wohl nur noch verständnislos den Kopf schütteln.


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