Glosse

Bitkom findet das Internet wichtig

18. Juli 2011, 10:00 Uhr | Folker Lück
Dieser männliche Internetnutzer unter 50 Jahre (im Bild rechts) findet das Web wichtig, würde es aber hergeben, wenn er dafür seine bezaubernde Assistentin Jennifer F. behalten darf. (Foto: juliaw / photocase.com)

Eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung des Bitkom macht stutzig: »Das Web ist das wichtigste Medium unter Internetnutzern« heißt es da. Wir fragen: Ist der Verband mit dieser gewagten Einschätzung über das Ziel hinaus geschossen?

Keine Frage: Der ITK-Branchenverband Bitkom ist fleißig und leistet in vielen Arbeitsgruppen eine wertvolle Arbeit. Die deutschen Medien versorgt die umtriebige Organisation beinahe täglich mit informativen Umfrageergebnissen. Eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung macht aber doch stutzig. »Das Web ist das wichtigste Medium unter Internetnutzern« behauptet der Verband. Und weiter: »Drei Viertel erklären, nicht auf das Internet verzichten zu können«. Die gewagte Schlussfolgerung: »Damit liegt das Web unter Internetnutzern auf Rang eins«.

Lieber Bitkom! Wie sind sie bloß zu dieser Einsicht gekommen? Das wäre ja fast so, als würden sie behaupten »Vier Fünftel aller Fischer halten Seen und Meere für unverzichtbar«. Oder gar: »90 Prozent aller Autofahrer finden Straßen prima«. Genau und gründlich wie sie sind, haben sie sogar Geschlechterunterschiede ermittelt: »Jeder fünfte männliche User könnte auch gut ohne Internet leben, bei den Frauen ist es jede vierte«. Doch damit nicht genug. Zum Schluss verwirren sie uns mit folgender Aussage: »Wer unter 50 Jahre alt ist, kann eher auf Bücher verzichten als aufs Internet. Bei den über 50-Jährigen ist es andersherum«. Also, wie jetzt, andersherum?

Letztlich, Bitkom, versöhnen sie uns aber doch noch mit ihrer vertrackten Untersuchung - und zwar mit einem Statement ihres Präsidenten: »Wer erst einmal mit dem Internet lebt und arbeitet, spürt sehr schnell seinen Wert für Information, Kommunikation und Unterhaltung«. Das sehen wir ganz genau so. Wir würden sogar sagen: »Wer erst einmal mit seinem Gehirn lebt und arbeitet, merkt schon bald, dass er manchmal einfach besser die Klappe hält«.


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