Das Handy als Geldbörse

12. Juni 2009, 10:32 Uhr |

Fortsetzung des Artikels von Teil 3

NFC/Der japanische Markt

NFC: Schlüsseltechnologie für das M-Payment

Inzwischen setzen viele M-Payment-Anbieter weltweit auf den RFID-Ableger Near Field Communication (NFC), der künftig in allen Mobiltelefonen und Kassenterminals zu finden sein soll. Die GSMA setzt mit ihrer „Pay-Buy-Mobile“-Initiative darauf, die NFC-Kundendaten auf der SIM-Karte zu speichern. Schon in wenigen Jahren soll das Bezahlen per NFC-Technik Realität sein. „Im stationären Handel kommt keiner an NFC vorbei“, vertrat Mobile-Payment- Experte Dr. Key Pousttchi, Leiter der Forschungsgruppe Wi-Mobile der Universität Augsburg gegenüber funkschau seine Auffassung. Bei einem sechsmonatigen Pilotversuch der niederländischen Supermarktkette C1000 zeigten sich 90 der 100 Tester von der Technologie begeistert. In der Abschlussbefragung meinten fasst alle Probanten, dass ihr nächstes Mobiltelefon NFC-fähig sein wird, falls Endgeräte verfügbar sind. Sogar 55 Prozent der Befragten würden den Mobilfunkbetreiber wechseln, um weiterhin bequem per NFC-Technik bezahlen zu können.

NFC macht’s möglich

Noch im Testbetrieb ist der E-Ticketing-Service „Touch&Travel“ der Deutschen Bahn, T-Mobile und Vodafone. 2010 soll der Dienst in den kommerziellen Betrieb übergehen und bundesweit allen Fahrgästen zur Verfügung stehen. Mit dem System „Touch&Travel” wird das Mobiltelefon zur Fahrkarte. Der Reisende meldet sich bei Fahrtantritt mit seinem Handy an und nach Erreichen seines Reiseziels wieder ab. Dazu werden alle Bahnhöfe und Haltestellen mit so genannten Touchpoints ausgestattet. Nach Fahrtende werden die gefahrene Strecke und der Fahrpreis berechnet. Der Kunde erhält turnusmäßig eine Abrechnung über seine Fahrten.

Das E-Ticketing-Verfahren setzt auf die Handy-Technologie Near Field Communication (NFC, siehe Kasten, Seite 33). Dieser Übertragungsstandard ermöglicht eine kontaktlose Datenübertragung im Zentimeterbereich (bis zirka fünf Zentimeter). NFC funktioniert ähnlich wie RFID mit einem Chip, der drahtlos mit einem Lesegerät (Touchpoint) kommunizieren kann. Im Gegensatz zu ähnlichen Technologien wie zum Beispiel Bluetooth ist kein langwieriger Verbindungsaufbau notwendig. Nach Angaben der Bahn dauert der Kommunikationsvorgang zwischen Mobiltelefon und Touchpoint bis zu 400 Millisekunden.

Der japanische Markt hat vier Jahre Vorsprung

Ein Markt, auf dem kontaktlose Zahlungen mit dem Mobiltelefon seit Jahren funktionieren, ist Japan. Hier unterstützen nicht nur 90 Prozent der Mobiltelefone bereits schnelle 3G-Datenkommunikation, sondern auch bereits die Hälfte der Geräte verfügt über einen Felica-Bezahlchip. Felica wurde von Sony entwickelt und ist der De-Facto-Standard in der japanischen NFC-Industrie. Erste Geräte wurden bereits im Juli 2004 von NTT Docomo eingeführt. Inzwischen wurden nicht nur über 53 Millionen Handys mit Felica in Japan verkauft, sondern es gibt auch bereits 70 Firmen, die Felica-basierte Applikationen wie Payment, Ticketing oder Loyalty anbieten. Der Trusted Service Manager (TSM) ist Felica Networks, ein Jointventure von Sony, NTT Docomo und Japan Railways East. „Der japanische Markt hat vier Jahre Vorsprung“, so Japan-Experte Jan Michael Hess, CEO der Berliner Beratungsfirma Mobile Economy, die sich auf mobile Innovationen und mobiles Internet spezialisiert hat. Entscheidend dabei sei das Wertschöpfungsnetz der Felica Economy, aus dem man viele Dinge für unsere westlichen Märkte lernen kann.

Aber auch in Frankreich zeigt sich seit einigen Jahren eine spannende Entwicklung. Anders als der japanische, wird der französische Markt nicht von einem einzelnen Mobilfunkanbieter dominiert. Das französische Modell beruht daher vor allem auf Zusammenarbeit. Dies betrifft in erster Linie die technischen Aspekte, aber ebenso das Wertschöpfungsnetz (Ecosystem). „Die Voraussetzungen für die Einführung kontaktloser Mobilfunkdienste sind in Frankreich hervorragend.“, so Susanne Molkentin- Lacuve, die bei Bouygues Telecom in Paris für NFC zuständig ist. „Neben der Kooperation ist hier insbesondere die bestehende Infrastruktur für kontaktlose Zahlungen entscheidend, die in den letzten Jahren geschaffen wurde.“ So sind im öffentlichen Nahverkehr kontaktlose Karten bereits weit verbreitet: über 35 Städte haben die Technik im Einsatz, sechs Millionen Karten sind im Umlauf. Und Chipkarten sind bereits ein etabliertes Zahlungsmittel, das auch für 1-Euro-Zahlungen überall genutzt werden kann. Nach einer Reihe erfolgreicher Piloten sollen Ende des Jahres marktreife kontaktlose Dienste in Frankreich verfügbar sein. (SW)


  1. Das Handy als Geldbörse
  2. Parkgebühren & Bahnticket per Handy
  3. Check-In/Portozahlung
  4. NFC/Der japanische Markt

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