Jeder zweite Deutsche ist davon überzeugt, dass er noch nie privat oder in der Arbeit gehackt wurde. Zudem ist der Großteil der Befragten davon überzeugt, dass sie im Fall eines Cyber-Angriffs diesen schon bemerken würden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage von Sourcefire zum Thema „Hacker im öffentlichen Bewusstsein“.
Angesichts der Tatsache, dass es heute eher unwahrscheinlich ist, im Laufe seines Lebens nicht mindestens einmal Opfer einer Cyber Attacke zu werden und die meisten Angriffe unbemerkt von statten gehen, scheint die öffentliche deutsche Wahrnehmung beim Thema Hacking tatsächlich erschreckend naiv.
Hacking: Nicht besonders schwierig, oder?
Mehr als 80 Prozent der Befragten glauben, dass ein erfolgreicher Hack nur ein paar Stunden dauert – wahrscheinlich beeinflusst von Filmen und Fernsehserien, in denen Hacking daraus besteht, ein paar Minuten lang Befehle einzutippen. Dass ein Hacker in eine erfolgreiche Attacke eine Woche oder gar einen Monat investiert, schätzen lediglich 6 Prozent der Befragten.
„In Wirklichkeit kann ernstzunehmendes Hacking Monate oder sogar Jahre dauern, je nach dem Ziel der Attacke“, erklärt Volker Marschner, Security Consultant Central Europe bei Sourcefire. „Systeme von Unternehmen zu infiltrieren erfordert jede Menge Vorbereitung, Testläufe und Überwachung. Aber selbst Exploits, die Verbrauchergeräte zum Ziel haben – um etwa ein Botnet zu schaffen – sind sorgfältig geplant und dauern mindestens mehrere Wochen.“
Hackermotivation aus deutscher Sicht: Schwerkriminelle werden zu Freizeitganoven
Nicht nur die Komplexität von Hacks wird unterschätzt, auch die Motivation des Hackers wird mit der rosa Brille gesehen: Ein Drittel der Befragten denkt bei dem Begriff „Hacker“ noch immer an einen „Nerd, der seine Freizeit vor dem Computer verbringt“. Etwa jeder Zehnte sieht ihn als „Teenager, der seine Grenzen austestet“. 36 Prozent sehen Hacker als einfache Kriminelle, die ihr Handwerk nun digital ausüben.
„Zur Illustration von Cybercrime-Geschichten werden in den Medien gerne Bilder von maskierten Männern gezeigt, die sich schwerfällig über einen Laptop beugen. Die Hintermänner von Cyber-Attacken werden so zum Klischeeganoven aus der Nachbarschaft“, kritisiert Volker Marschner. „Es gibt in Wahrheit viele verschiedene Arten von Hackern, jeder mit seiner eigenen Motivation. Zwar gibt es nach wie vor den Hacker, der einfach probiert, womit er noch durchkommt – doch wir sehen einen steilen Anstieg im professionellen Hacking, finanziert von kriminellen Organisationen oder auch von Regierungen. Diese Art von Hacker stellt heute bei weitem die größte Gruppe. Viele von ihnen werden nur bei Erfolg bezahlt.“
Der deutsche Verbraucher jedoch übersieht professionelles Hacking offenbar: weniger als 5 Prozent beschrieben ihr Bild vom Hacker als „hochbezahlten Profi“.
Deutsche vertrauen auf Standardschutz
24 Prozent der Befragten vertrauen ihrer Malware-Schutzsoftware und denken, sie würde schon einen Alarm auslösen – trotz des erklärten Ziels vieler professioneller Hacker, unentdeckt anzugreifen. 14 Prozent sagten, sie würden einen Angriff bemerken, weil ihr Computer sich dann irgendwie anders benehme. Gerade einmal weniger als 20 Prozent sind überzeugt, es erst dann zu merken, wenn es bereits zu spät ist: weil gestohlene Informationen genutzt und Onlineprofile missbraucht wurden.
„Wenn Ihre Antivirus-Software meldet, dass etwas nicht stimmt, war die Attacke erfolglos. Tarnung ist lebenswichtig für Hacker. Daher ist es für den Durchschnittsnutzer äußerst schwierig, zu erkennen, ob ein System beeinträchtigt wurde“, erläutert Volker Marschner.
Immerhin: Mehr als die Hälfte der Befragten weiß, dass Cyber-Angriffe ein andauernder Prozess sind und denken, dass Unternehmen den Schaden eines erfolgreichen Angriffs mindern könnten, indem sie Schwachstellen rechtzeitig erkennen und beseitigen.