Schon letzten Sommer hatte Apple eine Task-Force für den Kampf gegen interne und externe Informationslecks gegründet, der unter anderem ehemalige Mitarbeiter von Geheimdiensten, Militärs und Strafverfolgungsbehörden angehören. Da selbst deren Abschreckungspotenzial aber scheinbar noch nicht ausreichte, legte die Unternehmensführung jetzt noch einmal nach und wurde mehr als deutlich. In einem internen Schreiben, das jetzt – natürlich per Leak – an den Nachrichtendienst Bloomberg gelangt ist, verweisen Tim Cook und seine Kollegen darauf, dass der Verrat von Geschäftsgeheimnissen neben einer sofortigen Entlassung auch zu einer Anzeige führen kann. Alleine im letzten Jahr habe es 29 entsprechende Kündigungen gegeben, zwölf ehemalige Mitarbeiter seien sogar verhaftet worden, verdeutlicht das Papier.
Bei allem Verständnis für den Schutz sensibler Informationen zu Produkten und deren Technologien, stellt sich Apple mit dieser rigorosen Vorgehensweise nicht nur gegen seine Mitarbeiter, sondern bei genauerer Betrachtung auch gegen einen wichtigen Teil des eigenen Erfolgsrezepts. Denn immerhin stachelt die gezielte und bewusst gepflegte Geheimniskrämerei die Community erst recht an und führt so dazu, dass zuerst die wenigen durchgestochenen Informationen und schließlich auch die Produkte selbst dadurch schon vorab zu einer begehrten Trophäe werden, die es so schnell wie möglich zu ergattern gilt.
Während Apple seine Angestellten jetzt warnt, geleakte Informationen zu kommenden Produkten würden sowohl den Erfolg der aktuellen Generation als auch den der Nachfolger gefährden, sehen das nicht nur Experten genau umgekehrt. »Eine bessere Werbung als diese Gerüchteküche seit dem letzten Modell, also im Zweifel über zwölf Monate hinweg, kann es nicht geben«, konstatiert etwa IDC-Experte Wafa Moussavi-Amin in einem Interview mit dem »Spiegel«. Es wurde sogar vermutet, dass Unternehmen wie Apple das Durchstechen von Informationen deshalb sogar gezielt nutzen, um damit beispielsweise die Reaktion auf neue Ideen zu testen und den Hype weiter anzufachen. Insofern müsste Apple konsequenterweise wohl zuallererst drakonisch gegen die eigene Marketingabteilung und Chefetage ermitteln.