Die USA kippen die Gleichstellung der Daten im Internet und räumen Unternehmen die Möglichkeit ein, für mehr Bandbreite zu zahlen.
»Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit«. Was der Wahlspruch Frankreichs ist, schreibt sich derzeit auch das Internet auf die Fahne. Noch gelangen alle Daten aus dem weltweiten Netzwerk unter gleichen Bedingungen und ohne Diskriminierung zum Nutzer. In den Vereinigten Saaten soll sich das aber schon bald ändern. Vergangene Woche legte die US-Kommunikationsbehörde FCC einen neuen Plan vor, um hiesigen Internetprovidern das Recht einzuräumen, schnellere Datenleitungen für entsprechende Gebühren bereitzustellen. Gerade die großen Video-on-Demand- und Streaming-Anbieter wie Netflix, Disney, Google sowie Amazon hätten dann die Möglichkeit, ihre Ware an den Flaschenhälsen vorbeizuführen und mit bestmöglicher Performance zu liefern. Letztendlich könnte sich die Option aber auch schnell zum Zwang für die Firmen entwickeln, um zur Konkurrenz aufzuschließen zu können.
Infolge der Ankündigung übten Netzaktivisten und Verbraucherschützer harsche Kritik an dem Modell. Sie sehen gerade auf lange Frist die Netzneutralität und das wirtschaftliche Gleichgewicht gefährdet. Immerhin könnten sich große Unternehmen klare Wettbewerbsvorteile gegenüber kleinen Start-ups erkaufen. »Markneulinge können es sich oft nicht leisten zu zahlen, um den Nutzer mit der gleichen Geschwindigkeit der alteingesessenen Netz-Anbieter zu erreichen«, erklärt April Glaser von der Electronic Frontier Foundation. »Das bedeutet, dass Internet-Provider letztendlich die Regulatoren ihrer Kunden werden.«
Unterdessen hat sich FCC-Chairman Tom Wheeler zu den Befürchtungen geäußert und gesagt, dass es zu keiner Limitierung des offenen Internets kommen soll. Ebenfalls gäbe es unter dem Modell keine Bevorzugung oder Exklusiv-Deals. Laut Wheeler sind nur »wirtschaftlich vernünftige« Angebote für alle Interessenten möglich. Gerade diese Formulierung sorgte bei den Kritikern abermals für Aufregung, da sie viel zu schwammig formuliert sei und keinen konkreten Rahmen liefere.