funkschau-Interview mit CeBIT-Chef Oliver Frese

"Die zweite Halbzeit der Digitalisierung gewinnen"

10. März 2016, 14:47 Uhr | Stefan Adelmann
Oliver Frese, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Messe
© Deutsche Messe AG

Im funkschau-Interview erklärt CeBIT-Chef Oliver Frese, wie sich die abstrakte Technisierung der Gesellschaft auf einer Messe veranschaulichen lässt und wie sich deutsche Unternehmen darin schlagen, die Digitalisierung tatsächlich umzusetzen.

funkschau: „d!conomy“ geht in die zweite Runde. Aus welchen Gründen hat sich die Deutsche Messe dafür entschieden, das Motto aus dem vergangenen Jahr fortzuführen?


Oliver Frese: Die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft ist kein kurzfristiges Trendthema, sondern wird uns alle sehr lange beschäftigen und völlig neue Chancen eröffnen. Bundeskanzlerin Merkel spricht sogar von einer digitalen Revolution und betont in ihrem CeBIT-Grußwort, dass Erfolg mehr denn je voraussetzt, sich neue digitale Möglichkeiten zu Eigen zu machen. Zusammen mit unseren Ausstellern haben wir entschieden, das Topthema d!conomy fortzusetzen und um den „Human Factor“ zu ergänzen. Mit „d!conomy: join – create – succeed“ rücken wir den Menschen als Entscheider und Gestalter in den Mittelpunkt. Gerade für den Standort Deutschland ist es notwendig, dass in den Unternehmen, aber auch in der Politik nun die Entscheidungen für eine konsequente Digitalisierung getroffen werden.

funkschau: Auf welche Weise lässt sich eine sehr abstrakte Entwicklung wie die Digitalisierung überhaupt auf einer Messe abbilden?


Frese: Die Aussteller werden in diesem Jahr sehr stark auf Showcases setzen, also Digitalisierung anfassbar und erlebbar machen. So werden wir allein mehr als 400 konkrete Beispiele aus dem Umfeld des Internets der Dinge auf dem Messegelände sehen. Das Bild der Digitalisierung wäre aber ohne fachlich tiefergehende Foren in den Messehallen und vor allem bei den CeBIT Global Conferences nicht komplett. Denn wie die Showcases gehören der Austausch und die Diskussion um alle Facetten der Digitalisierung dazu.  

funkschau: Eine Computer-Messe soll die CeBIT nicht mehr sein, wie Sie jüngst in Hannover sagten. Bricht die CeBIT mit ihrer Vergangenheit und stellt sie letztendlich eine komplett neue Veranstaltung dar?


Frese: Die CeBIT vor 15, zehn oder fünf Jahren lässt sich nicht mehr mit der CeBIT 2016 vergleichen. Wir arbeiten zusammen mit unseren Kunden seit drei Jahren sehr intensiv an der Positionierung der CeBIT. Denn nur mit einem klaren Profil, das eine sehr starke Verankerung mit den relevanten Themen des Marktes hat, kann eine Veranstaltung wirklich erfolgreich sein. Wir haben sehr intensiv vor allem mit den Unternehmen des CeBIT-Messeausschusses die Positionierung der CeBIT diskutiert. Dabei wurde deutlich, dass die CeBIT schon seit langer Zeit keine Computer-Messe mehr ist, und auch die Zeit der IT-Messe hat sie hinter sich gelassen. Jetzt geht es vor allem darum, dass die Digitalisierung in alle Bereiche von Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft mit einem rasanten Tempo Einzug hält. Sie verändert – teils sehr radikal – gesamte Wertschöpfungsketten, ermöglicht völlig neue Geschäftsmodelle und eröffnet nahezu täglich neue großartige Chancen. Zudem sorgt die Digitalisierung auch für eine neue Aufgabenverteilung in den Unternehmen. Früher hat die IT-Abteilung über die Anschaffung neuer digitaler Tools entschieden. Heute entscheiden immer häufiger die Anwender über die Investition, also der Marketing-Verantwortliche über das neue CRM-Tool und der Finanzchef über die neue Business-Intelligence-Software. Mit der CeBIT als weltweit wichtigste Plattform für die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft erreichen wir immer stärker auch diese sogenannten Line-of-Business-Entscheider.

funkschau: Wie fügen sich die Drohnen des „Dronemasters Summit@CeBIT“ in das sehr lösungsorientierte Konzept? Wird es trotz neuer Ausrichtung auch in Zukunft Hardware auf der CeBIT zu sehen geben?


Frese: Drohnen sind ein sehr spannendes Thema, gerade im professionellen Einsatz. Die Digitalisierung macht diese Technologie möglich, neue Geschäftsmodelle entstehen, wenn es zum Beispiel um die Überwachung von tausenden Kilometern einer Gas-Pipeline geht, um den Betrieb von Bahnanlagen zur Überprüfung der Strecke oder auch in der Logistik. Neben den Drohnen haben wir ja ohnehin in verschiedenen Bereichen eine Menge Hardware. Im Planet Reseller, im Bereich von DatacenterDynamics, bei IoT Solutions. Aber wir erkennen auch, dass es weniger um die reine Produktpräsentation, sondern zunehmend um den Einsatz von Hardware geht, also die Darstellung, wie sich die Hardware im Digitalisierungsprozess einbinden lässt.


  1. "Die zweite Halbzeit der Digitalisierung gewinnen"
  2. "Wir steuern die CeBIT nicht mehr nach der Zahl der Aussteller"

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