funkschau: Wie weit ist dieser Digitalisierungsprozess in Deutschland Ihrer Meinung nach schon fortgeschritten und in welchen Bereichen gibt es eventuell noch Nachholbedarf?
Frese: Wohl jeder kennt ja inzwischen den Satz von Telekom-CEO Tim Höttges, der davon sprach, dass Deutschland die erste Halbzeit der Digitalisierung verloren habe. Jetzt gilt es, die zweite Halbzeit zu gewinnen. Insgesamt sprechen viele Studien eine deutliche Sprache: Die großen Konzerne aus den unterschiedlichsten Branchen, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen auch international in einem intensiven Wettbewerb sind, holen auf. Aber gerade die mittelständischen Unternehmen in Deutschland sind noch sehr zurückhaltend bei der Digitalisierung. Zwar erkennen die Entscheider, dass sie ihre internen Prozesse und – was vielleicht noch viel wichtiger ist – ihre Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten digitalisieren müssen, aber wenn es in die Umsetzung geht, zeigen sich zu viele noch zu zögerlich. Es gibt dort ein recht großes Informationsbedürfnis. Genau deshalb bieten wir auf der CeBIT in diesem Jahr noch umfangreichere Programme für mittelständische Unternehmen an.
funkschau: Das reine Business-Konzept geht schon in das dritte Jahr. Hat sich die neue Fokussierung der CeBIT für die Aussteller und für Sie als Veranstalter bewährt?
Frese: Eindeutig. Ich bin als Messe-Manager fest davon überzeugt, dass eine Veranstaltung ein klares Profil und eine eindeutige Positionierung im Markt braucht. Aus diesem Grund haben wir gemeinsam mit der ausstellenden Industrie und unseren Partnern wie dem Bitkom nach der CeBIT 2013 entschieden, die Veranstaltung zur CeBIT 2014 komplett neu auszurichten. Das bedeutet: Fokus auf Fachbesucher, Stärkung der Internationalität, klare Positionierung von Themenfeldern, Implementierung neuer Themen wie beispielsweise Start-ups, Ausbau des Konferenzcharakters, mehr Networking-Möglichkeiten und vieles mehr. Vor der CeBIT 2016 können wir heute sagen: Dieser Schritt hat sich klar ausgezahlt. Die CeBIT ist heute die weltweit führende Veranstaltung für die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft.
funkschau: Können Sie schon jetzt mehr über Austellerzahl und -fläche sagen?
Frese: Wissen Sie, wir steuern die CeBIT nicht mehr nach der Zahl der Aussteller. Das ist für uns nicht von zentraler Bedeutung. Wir steuern die CeBIT anhand der markt-relevanten Themen. So haben wir beispielsweise frühzeitig mit unseren Ausstellern das Thema Cloud ins Programm aufgenommen – jetzt bietet die CeBIT 2016 den weltweit besten und breitesten Marktüberblick über Cloud-Anwendungen und -Einsatzmöglichkeiten. Zweites Beispiel Start-ups: Die etablierten Unternehmen sind auf der Suche nach jungen, kreativen Firmen und ihrer Innovationskraft. Wir werden mit unserer Plattform Scale11 Europas führende Veranstaltung für Start-ups werden – und das nicht, weil wir dort mehr als 250 Start-ups erwarten, sondern weil wir etablierte Unternehmen wie die Deutsche Bahn oder den Bankenverband gezielt mit Newcomern zusammenbringen. Beispiel Marketing und Sales Solutions: In den Unternehmen entscheiden immer häufiger die Anwender in den Fachabteilungen, welche digitalen Lösungen eingesetzt werden. Daher ist die CeBIT auch für Marketing-Experten ein Muss – deshalb gibt es bei uns für diese Zielgruppe einen eigenen Bereich samt spannendem Forenprogramm. Gleiches gilt für die Personaler aus den Unternehmen. Ich könnte noch zahlreiche weitere Beispiele bringen, an denen deutlich wird, dass wir die CeBIT nach Inhalten steuern und nicht nach der Ausstellerzahl.
Gleiches gilt auch für die Besucherzahl. Eine Business-Messe lebt nicht von der Anzahl oder der Masse der dort erschienenen Gäste, sondern es geht um die Qualität der Besucher. Und die ist nach der Neuausrichtung der CeBIT einzigartig: Jeder dritte Besucher kommt aus dem Top-Management. Das geplante Investitionsvolumen liegt bei durchschnittlich 150.000 Euro je Fachbesucher.
funkschau: Welche prägenden Themen wird die CeBIT dieses Jahr unter ihrem Dach vereinen? Was sind die Zugpferde der Veranstaltung?
Frese: Die Cloud ist ganz groß auf der CeBIT – und die CeBIT ist groß in der Cloud. Sie wird weltweit den besten Überblick über die Cloud und ihre Anwendungen geben, weil alle führenden Anbieter in Hannover sein werden, allen voran Salesforce mit der World Tour. Dann nimmt das Thema Internet der Dinge richtig Fahrt auf – wir erwarten mehr als 400 konkrete Anwendungsbeispiele aus dem IoT-Umfeld in den Messehallen. Die Plattform Scale11 wird ein Besuchermagnet werden, weil dort mehr als 250 Start-ups aus mehr als 25 Ländern ihre innovativen und disruptiven Geschäftsmodelle zeigen werden. Auch die CeBIT Global Conferences entwickeln sich prima, die Ticketnachfrage dort liegt aktuell ganz deutlich über der des Vorjahres.