Facebooks Messenger-Dienste

Eine Reihe vorhersehbarer Ereignisse

26. Februar 2019, 13:22 Uhr |
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Aus drei mach eins: Mark Zuckerberg plant, seine Messenger-Dienste Facebook Messenger, WhatsApp und Instragram auf einer gemeinsamen Plattform zusammenzuführen. Ein funkschau-Kommentar.

Instant-Messenger wie WhatsApp oder Skype sind als persönliches Kommunikationsmittel aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken. Doch sie bieten noch viel mehr: Firmen und Verlage beispielsweise können aktuelle Nachrichten per WhatsApp verbreiten. Integrierte Chatbots ermöglichen es Nutzern, über die Messenger-Apps Flüge zu buchen, Taxis zu bestellen oder einzukaufen. Der Chat-Dienst mausert sich zum „Personal Assistant“.

Das Potenzial dieser Kommunikations-Tools hat Mark Zuckerberg schon früh erkannt und sein Imperium 2012 um den Bild-/Video-Dienst Instagram sowie 2014 um den Messenger-Platzhirsch WhatsApp erweitert. Kaum verwunderlich also der nächste Schachzug des Facebook-Gründers, der im Übrigen klar im Widerspruch zum ursprünglichen Zuckerberg‘schen Versprechen steht. So ließ Zuckerberg laut Berichten der New York Times vor Kurzem verlauten, man wolle die Messenger-Dienste Facebook Messenger, WhatsApp und Instagram künftig auf einer gemeinsamen technischen Plattform betreiben. An die 2,6 Milliarden Kundenkonten sollen davon profitieren. Bedeutet: In Zukunft könnte man möglicherweise eine Nachricht direkt von Instagram an WhatsApp schicken. Im Moment befinden sich die Pläne für „Whatsabook“ offenbar noch in einer frühen Phase. Laut Medienberichten ist mit der Umsetzung frühestens gegen Ende des Jahres, gegebenenfalls auch erst 2020, zu rechnen.

Blinded by the light
Technisch eine identische Grundlage zu schaffen, erscheint auf den ersten Blick eine vernünftige  Maßnahme zu sein. Abgesehen von der gemeinsamen plattformübergreifenden Nutzung ergäbe sich dadurch ein weiterer Vorteil: Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die bisher nur auf WhatsApp zur Verfügung steht, käme so auch Facebook-Messenger- und Instagram-Kunden zugute. Doch wo viel Licht, ist auch viel Schatten. Datenschützer schlagen Alarm.  Für Zuckerberg könnte eine stärkere Integration von WhatsApp eine Möglichkeit sein, mit dem Dienst mehr Umsatz durch Werbung zu erzielen. Auch steht zu befürchten, dass daraus eine bessere Erhebung und Nutzung der Daten für das Unternehmen resultiert. Die New York Times berichtete unter Berufung auf zwei mit dem Projekt vertraute Personen, dass Zuckerberg jedoch noch keine konkreten Pläne entwickelt habe, wie das Unternehmen von der Integration der Dienste profitieren könne.

Aber auch ohne zusätzliche Monetarisierung ist dieser Schritt seitens Facebook ein logischer; schlägt Zuckerberg damit doch zwei Fliegen mit einer Klappe. Fliege 1: Ausweitung der Marktmacht im Bereich der Messenger-Dienste. Schließlich macht es die Nutzung einer jeden der drei Apps attraktiver, wenn damit Nachrichten problemlos und verschlüsselt untereinander ausgetauscht werden könnten. Fliege 2: Erschwerung der Zerschlagung der Dienste, sind diese einmal technisch vollständig integriert. Der demokratische Kongressabgeordnete Ro Khanna kritisierte in diesem Zusammenhang, dass die Übernahme von Instagram und WhatsApp durch Facebook kartellrechtlich hätte schärfer geprüft werden müssen. „Stellen Sie sich vor, wie anders die Welt wäre, wenn Facebook mit Instagram und WhatsApp konkurrieren müsste“, twitterte er. Dies hätte wirklichen Wettbewerb hervorgerufen, der den Datenschutz befördert hätte und von dem Verbraucher profitierten.

Die Warnung kommt ein bisschen zu spät, möchte man meinen. Das Kind ist bereits in den Brunnen gefallen und die von vielen Kritikern befürchtete Monopolstellung im Prinzip schon heute Realität. Allein die Tatsache, dass die drei Dienste bereits Teil des Facebook-Imperiums sind, spricht da schon Bände – egal ob diese jetzt auf einer einheitlichen Infrastruktur laufen oder nicht. Hinzu kommt, dass bisherige Versuche, kostenlose und verschlüsselte WhatsApp-Alternativen zu bieten – Stichwort Signal, Threema und Telegram – noch nicht die erwünschten Nutzer-Zahlen nach sich gezogen haben.

Zeitenwende bei WhatsApp?
„Noch nicht“ muss man hier betonen, denn – schenkt man zahlreichen Medienberichten glauben – könnte sich das eventuell bald ändern. Der Grund dafür: WhatsApp ohne Werbung könnte bald Geschichte sein. Hintergrund: Zwar hat WhatsApp Millionen von Nutzern, doch Geld verdient das Unternehmen bisher so gut wie gar nicht damit. Seit dem 1. Februar 2019 kann WhatsApp nun theoretisch Werbung an seine Nutzer ausspielen, denn es endet eine Vereinbarung, die Facebook beim Kauf von WhatsApp im Jahr 2014 mit den Gründern des Messengerdienstes traf, dass WhatsApp in den ersten fünf Jahren nach der Übernahme kein Geld abwerfen müsse. Die App durfte demnach zunächst nicht für finanziellen Profit genutzt werden. Die Einführung der Werbung soll, laut Berichten von Chip, schrittweise erfolgen. Erste Tests führe das Unternehmen an einer kleinen Nutzergruppe in Indien aus. Nach und nach könnten Werbeanzeigen auch in anderen Ländern offiziell ausgerollt werden. Auch solle die Werbung nicht willkürlich, sondern personalisiert eingerichtet werden. Vielleicht ist dann bald mehr Achtsamkeit geboten bei der nächsten WhatsApp-Unterhaltung.


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