Patente: Motorola macht ernst

Email-Stopp: Apple muss Push-Dienst abschalten

24. Februar 2012, 14:50 Uhr | Lars Bube
Momentan bekommen die iPhone-Nutzer keine automatischen Push-Mails mehr. (Bild: Fotolia / Hersteller)

Im brandheißen Patentstreit zwischen Apple und dem Rest der mobilen Welt gibt es neuen Ärger - diesmal für die Nutzer. Aufgrund einer Entscheidung des Mannheimer Landgerichtes musste Apple heute den Push-Dienst seiner Email-Angebote MobileMe und iCloud für iPhone, iPad und Co abschalten.

Smartphone ohne smart: Im sich immer weiter verschärfenden Streit um Mobilfunkpatente und Gebrauchsmuster, in dem Apple inzwischen nahezu den gesamten Rest der Branche gegen sich aufgebracht hat, hat das Landgericht Mannheim Apple und seinen Kunden heute erneut einen harten Dämpfer verpasst. Aufgrund der aktuellen Entscheidung zugunsten Motorolas musste Apple mit sofortiger Wirkung das Push-Verfahren für Emails über seine Dienste MobileMe und iCloud abschalten. Damit werden iPhone- und iPad-Besitzer auf diesem Wege nicht mehr automatisch über den Eingang neuer Emails informiert. Ihnen bleibt somit vorerst nur der Umweg, ihre Mailpostfächer mehrfach am Tag automatisch abfragen zu lassen. Wie Apple in einer seiner sonst recht seltenen Pressemitteilungen betont, sind andere Mail-Dienste wie Microsofts ActiveSync oder die Mailverwaltung von iMacs und mobilen Rechnern jedoch von der Sperre nicht betroffen.

Im gleichen Verfahren hatte das Gericht bereits vor einigen Wochen einen Verkaufsstopp für die betroffenen Apple-Geräte angeordnet, den Apple jedoch schon wenige Stunden später wieder aushebeln konnte. Dennoch stellte schon das damalige Urteil recht deutlich klar, dass Apple mit seinen Diensten das betroffene Motorola-Patent verletzt, auch wenn dieses noch aus Zeiten stammt, in denen Pager das wichtigste Mittel mobiler Erreichbarkeit waren. Apple beruft sich zwar stets darauf, dass Motorola nicht bereit sei, ein vernünftiges Angebot für die lizenzierte Nutzung der Patente zu machen. Offenbar ist das Gericht jedoch der Ansicht, dass dies kein Grund ist, die Patente einfach trotzdem zu nutzen.

Damit könnten die nächsten Wochen schon regelrecht unterhaltsam werden im inzwischen zum branchenweiten Patentkrieg ausgearteten Hauen und Stechen. Einerseits stärkt selbst Microsoft in dieser Hinsicht momentan seinem Erzrivalen Apple den Rücken und hat sich ebenfalls bei der EU-Kommission über Motorolas restriktive Haltung mit solch wichtigen Industriepatenten beschwert. Andererseits steht den beiden alten IT-Riesen in der Causa auch noch der große Aufsteiger Google gegenüber, der derzeit eine Übernahme Motorolas für rund 12 Milliarden Dollar prüfen lässt, um sich so den wertvollen Patentschatz einzuverleiben. Googles Interesse liegt dabei insbesondere darauf, sein mobiles Betriebssystem Android gegen allerlei Klagen der inzwischen überholten Konkurrenten Windows Phone und iOS abzusichern. Immerhin bringt Motorola einen regelrechten Schatz von fast 20.000 Patenten mit, die großteils aus dem Mobilfunkbereich stammen.


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