FTTX-Architekturen im Wettbewerb

6. Juni 2008, 0:00 Uhr | funkschau sammeluser

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

G/EPON und Active Ethernet sind marktreif

Jiang Zuoxian, Vice Director of Marketing, Optical Access Network bei Huawei Technologies: „Bei den Glasfaser-basierten Zugangsnetzen kann grundsätzlich zwischen vier Architekturen unterschieden werden: FTTH, FTTB, FTTC und FTTN. Jede dieser Lösungen findet bereits praktischen Einsatz, und Netzbetreiber sollten sich je nach den Vorgaben ihres bestehenden Netzes und den örtlichen Gegebenheiten für die jeweils passende Lösung entscheiden.

FTTH – für die Errichtung von Netzen in neu erschlossenen Gebieten. FTTH (Fiber to the Home), Glasfaser von der Vermittlungsstelle bis zum Teilnehmeranschluss, ist die aufwändigste, aber auch die endgültigste Lösung. Sie erfordert die Verlegung neuer Glasfaserkabel im Gebäude und ist besonders für Neubauten in neu erschlossenen Gebieten sinnvoll. FTTH-Netze bieten mittlerweile Zugangsgeschwindigkeiten von 100 MBit/s, und höhere Bandbreiten können problemlos über ein Upgrade des elektronischen Equipments erreicht werden. Durch die Errichtung eines FTTH-Netzes lassen sich außerdem Betriebkosten in erheblichem Maß einsparen, da die Wartung der Netzwerkinfrastruktur im Feld weniger aufwändig ist.

Die drei wichtigsten FTTH-Technologien sind heute GPON, EPON und Active Ethernet. Alle diese Technologien sind technisch ausgereift und hochentwickelt. Beim Einsatz von GPON und EPON werden erheblich weniger Glasfaserkabel benötigt.

FTTB – kosteneffizient und flexibel. Bei FTTB (Building) endet die Glasfaser im Gebäude des Kunden. Die letzten Meter zum Teilnehmer werden etwa mit herkömmlichen Twisted-Pair-Kabeln überbrückt. Der Einsatz von FTTB-Netzen bietet sich besonders für vorhandene Gebäude an, denn aufwändige Arbeiten entfallen. Durch die Nutzung der bestehenden Kupferinfrastruktur werden Kosten gespart und ähnlich hohe Bandbreiten wie bei FTTH erreicht. Je nachdem, wie viele Teilnehmer vorhanden sind und wie viel Bandbreite benötigt wird, können Netzbetreiber zwischen einer GPON- oder GbE-Schnittstelle für die Verbindung zur Hauptverteilereinheit (MDU) wählen. Bei der Wahl der Endgeräte bieten sich VDSL2-Technologie (Kupferkabel-basiert) oder Ethernet-Technologie (CAT-5-Kabel- basiert) an. Für Gebiete mit hoher Bebauungsdichte stellt der Zugang via Ethernet eine gute Lösung dar. Hürden, die der Einführung entgegenstehen, sind hohe Unterhalts- und Wartungskosten.

FTTC und FTTN – Übergangslösungen mit hohem Nachrüstungsbedarf. Verglichen mit FTTH und FTTB nutzen FTTC (Curb) und FTTN (Node) hauptsächlich existierende Twisted-Pair-Kabel. Deshalb sind die Anfangskosten am geringsten. Allerdings handelt es sich bei FTTC- und FTTN-Netzen um Übergangsmodelle, die den steigenden Kundenanforderungen angepasst werden müssen und höhere Energiekosten verursachen.“

AONs für neue Wettbewerber

Björn Claaßen, Chief Marketing Officer der Keymile-Gruppe: „Die TK-Industrie hat seit mehr als zehn Jahren sowohl mit aktiven (AON) als auch mit passiven optischen Netzen (PON) praktische Erfahrungen gesammelt. Mindestens genau so lange gibt es bereits Diskussionen über Vor- und Nachteile von AON und PON. Der Ausgangspunkt ist klar: Grundsätzlich können sowohl mit passiven als auch mit aktiven optischen Netzen Glasfaserstrecken bis in die Haushalte gelegt werden. Bei einer Abwägung zwischen beiden Technologien lässt sich zunächst einmal feststellen, dass passive optische Netze besser für etablierte Carrier und Ex-Monopolisten mit einem Vollversorgungsanspruch geeignet sind. Sie richten sich mit vielen ihrer Angebote an den Massen- und Privatkundenmarkt. PON kann hier kommerzielle Stärken in die Waagschale werfen, denn wegen der niedrigeren technischen Anforderungen lässt sich ein PON schneller und preiswerter aufbauen. So ist PON bei bestehenden Strecken – bezogen auf den Preis pro Teilnehmer – auch aufgrund der Mehrfachnutzung der optischen Strecken im Vorteil.

Die aktive optische Technik eignet sich eher für neue Wettbewerber und private Netzbetreiber, die entweder eigene Glasfaserinfrastrukturen verlegen oder entbündelte Glasfaserstrecken (Glas-TAL) nutzen. AON ist eine hervorragende Lösung, um Geschäftskunden, Mehrfamilienhäuser, Universitäten, Behörden et cetera zu adressieren. Denn in diesen Fällen ist Flexibilität, Qualität und Sicherheit gefordert, die ein PON strukturbedingt nur sehr schwer erfüllen kann. Aufgrund der Nutzung standardisierter optischer Netzterminals ist mit AON-Technologie jedoch auch eine Flächenversorgung von Haushalten denkbar – und das durchaus konkurrenzfähig zu PON-Systemen. Ein weiteres Entscheidungskriterium ist die Eignung zur Bereitstellung von Triple-Play-Diensten. Auch hier verzeichnen AONs Pluspunkte. Geht man davon aus, dass HDTV in Zukunft zum Standard wird, sind aktive Netze aufgrund der höheren Bandbreitenreserven im Vorteil.“

Strategiewechsel zu FTTB

Detlef Böse, Leiter Vertrieb und Marketing Quante Netzwerke: „Die ersten Citycarrier verlegen in stark verdichteten Stadtbereichen bereits flächendeckend Glasfaser bis ins Haus (FTTB). Der immens steigende Bandbreitenbedarf begründet den Strategiewechsel. Es ist bereits absehbar, dass in vielen verdichteten Gebieten die Kapazitäten bei den üblichen Leitungslängen der Kupferkabel auch per VDSL2 künftig nicht mehr ausreichen und deshalb optische Lösungen notwendig werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: FTTB sorgt sowohl im Down- als auch in Upstream für zukunftssichere Bandbreiten und bringt außerdem geringere operative Kosten (keine Mietkosten für die Kupferdoppelader und für den Kollokationsraum) wie bei einem DSL-Netz. Quante empfiehlt je nach Netzgröße und Kundenzahlen individuell ausgearbeitete schlüsselfertige Lösungen unterschiedlicher Hersteller. Je nach Projektgröße und erwarteter Teilnehmerdichte stehen FTTH-Lösungen mit Trunk-Kapazitäten im Gigabit- Bereich oder sogar bis n x 10 GBit/s zur Verfügung. Den Lösungen gemeinsam ist das technische Konzept: FTTX (-Anwendungen) über GPONs mit Leistungsmerkmalen wie die einfache Betriebsführung eines passiven Außennetzes sowie robuste OAMP-Funktionen (Operations, Administration, Maintenance, Provisioning) mit Bandbreiten von 50 MBit/s und mehr.“

Ressourcen schonen mit PON

Elmar Fort, Business Development Manager bei ZTE Deutschland: „FTTX-Lösungen werden in Zukunft auch Energie- und Wasserverbräuche im Auftrag der Energieversorger übermitteln. Bislang scheiterte die flächendeckende Verbreitung hochbitratiger Breitband-Services an den infrastrukturellen Schwächen innerhalb der Gebäude, die jetzt für die zukünftigen Anforderungen ausgestattet werden müssen. Anders als in China, wo Infrastrukturprojekte in der Regel erstmalig stattfinden, geht es in Deutschland häufig um eine möglichst investitionsschonende Erweiterung bestehender Infrastrukturen. Dafür wurde eine Lösung entwickelt, welche die Nutzung vorhandener Kupferdoppeladern und VDSL2-Technologie mit 100 bis 200 MBit/s für die letzten Meter vom Keller bis in die Wohnungen ermöglicht. Ein 12-Port-DSLAM bindet dabei die Wohneinheiten an das Netz an, die in deutschen Städten durchschnittlich bei 6 bis 12 Einheiten pro Gebäude liegen.

Für Carrier, die ihre Glasfaserkabel bis in die Häuser und Offices neu verlegen müssen oder möchten, stehen End-to-End-Lösungen bereit, die durch aktive oder passive Komponenten oder eine Kombination aus beidem realisiert werden können. Dabei lassen sich Bitraten bis zu 1 GBit/s erreichen, was vor allem für Geschäftskunden interessant ist. Vorteil der passiven GPON/EPON-Netzwerktechnologie: Zwischen Betreiberstandort und Wohn- beziehungsweise Arbeitsort kann auf jegliche Stromversorgung verzichtet werden. Im Sinne der notwendigen Ressourcenschonung ist dies sicherlich eine sehr sinnvolle Alternative.“


  1. FTTX-Architekturen im Wettbewerb
  2. G/EPON und Active Ethernet sind marktreif
  3. RIESIGES POTENZIAL IN DEUTSCHLAND

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+