Kartenanbieter Gemalto attackiert

Geheimdienste knacken SIM-Karten

20. Februar 2015, 19:11 Uhr | Folker Lück
SIM-Karte: Womöglich Millionen Kartendaten gestohlen.
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Die NSA und der britische GCHQ haben im großen Stil Verschlüsselungscodes für SIM-Karten gestohlen. Damit können Millionen Mobiltelefone auch in Deutschland abgehört werden.

Wie die Enthüllungswebsite »The Intercept« berichtet, ist es den US- und den britischen Geheimdiensten womöglich gelungen, die Schlüsselcodes für Millionen SIM-Karten abzufangen. Die Spione haben hierzu insbesondere den weltweit führenden Kartenhersteller Gemalto aus den Niederlanden attackiert. Dessen Aktie brach spontan um mehr als zehn Prozent ein.

Sollte es den Geheimdiensten tatsächlich gelungen sein, Schlüsselcodes massenhaft zu erbeuten, wären sie folglich technisch in der Lage, Handy-Gespräche auch ohne richterlichen Beschluss und Mitwirkung der Mobilfunk-Provider abzuhören. Ein Sprecher der Grünen weist angesichts dieses jüngsten Falls von Datenspionage darauf hin, dass die europäische Wirtschaft derartigen Angriffen derzeit »offenbar schutzlos ausgeliefert« ist.

Die genaue Dimension des Datendiebstahls ist bislang unklar. In einem Papier geht es nur um einen Zeitraum von drei Monaten im Jahr 2010, in dem Millionen Schlüssel erbeutet worden seien. Wie es heißt, habe man einen Weg gefunden, die Codes auf dem Weg zwischen SIM-Hersteller und Netzbetreibern abzufangen. Dabei spielte offenbar auch eine breit angelegte Überwachung der Kommunikation von Mitarbeitern der SIM-Karten-Hersteller eine zentrale Rolle. Außerdem wurden wohl auch Mitarbeiter aus der Mobilfunkindustrie - etwa von Nokia, Ericsson und Huawei - bespitzelt. In Deutschland verwenden alle Netzbetreiber die SIM-Karten von Gemalto.


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