Das »am schlechtesten reparierbare Notebook aller Zeiten«

Harte Kritik an Apples neuem Edel-Notebook

18. Juni 2012, 16:38 Uhr | Folker Lück
Luxus-Notebook »Macbook Pro Retina Display«: Akkuwechsel kostet 199 Euro. (Foto: Apple)

Das neue Macbook Pro mit hochauflösendem Retina-Display heimst in ersten Testberichten viel Lob ein. Eine US-Webseite warnt allerdings bereits davor, dass Super-Notebook sei das »am schlechtesten reparierbare Notebook aller Zeiten«.

Während viele Windows-Nutzer ihre Rechner gerne selbst nach einiger Zeit mittels besserer Grafikkarten oder neuer Speicherbausteine aufrüsten, gilt das bei Apple eher als seltene Ausnahme. Vom iPhone bis zum neuesten Notebook sind die Geräte im Prinzip als geschlossene Systeme konzipiert. Wer aufrüsten oder reparieren möchte, soll den Apple-Fachhandel aufsuchen.

Diese »Produktphilosophie« treibt Apple beim neuen 15-Zoll-Macbook mit hochauflösendem Retina-Display offenkundig auf die Spitze: Kunde, die sich in der Hoffnung auf eine spätere Nachrüstung beispielsweise die günstigere Modellvariante (Endkundenpreis im Apple-Store: 2.279 Euro) zulegen, dürften sich bei ihrem Nachrüstwunsch früher oder später die Augen reiben.

Wie die US-Hardwarebastler von iFixit.com jetzt festgestellt haben, ist das Gerät quasi das »am schlechtesten reparierbare Notebook aller Zeiten«. Das Gehäuse ist mit sogenannten pentaloben Schrauben gesichert. Statt eines oder mehrerer Schlitze verfügt diese relativ neue Schraubenart über ein blumenförmiges, fünfseitiges Muster im Kopf. Kein handelsüblicher Schraubendreher kann damit etwas anfangen. Wer einen scheinbar passenden Torx-Schraubenzieher einsetzt, kann damit die Schräubchen schlimmstenfalls zerstören. Pentalob-Schraubendreher sind im Handel kaum erhältlich und meist recht kostspielig.

Sollte das Öffnen des Gehäuses doch gelingen, dürfte sich die Enttäuschung bei Bastlern fortsetzen: Der Arbeitsspeicher ist fest verlötet, der Akku ist mit dem Gehäuse verklebt und der SSD-Speicher ist mit einem Apple-eigenen Anschluss versehen, für den es bisher keine Nachrüstmodelle gibt. Wer den Akku des Notebooks austauschen möchte, muss dafür tief in die Tasche greifen: Laut einer Apple-Mitteilung werden hierfür außerhalb der Garantiezeit 199 Euro fällig.

Selbst bei einem Systemdefekt ist der unerfahrene Apple-Nutzer auf Hilfe vom Fachhändler angewiesen: Apple liefert für das Nobel-Notebook kein physikalisches Medium zur Systemwiederherstellung mit. Die dafür nötige Software ist vielmehr auf einer unsichtbaren Partition der SSD untergebracht, die etwa 30 Gigabyte des kostspieligen SSD-Speichers permanent belegt, sofern der Anwender diese Daten nicht selbst auf einem USB-Stick oder einer externen Festplatte sichert.

Unsere Meinung

Apple hat mit dem neuen Macbook Pro mit Retina-Display fraglos wieder ein technisch wegweisendes Produkt vorgestellt. Den Fachhandel könnte es dabei freuen, dass das neue Notebook für Laien quasi nicht zu öffnen, geschweige denn aufrüstbar oder reparabel ist. Doch selbst die im Vergleich zur knausrigeren Windows-Welt recht spendable Apple-Klientel könnte sich beim neuen Retina-Macbook, dessen Anschaffung je nach Konfiguration über 3.000 Euro kostet, bei Nachrüst-Wünschen ausgenommen fühlen wie eine Weihnachtsgans. Auch wenn Apple hier nur die Preispolitik mancher Automobilhersteller kopiert: Sauer sind die Käufer am Ende womöglich nicht auf den Hersteller, sondern auf den Überbringer der schlechten Nachricht - den Fachhändler.


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